FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 27. Januar 2016. Die Angst vor stärkeren Kursrückgängen scheint bei den Investoren unserer Panels weitgehend verflogen. Mit anderen Worten: Der in der Vorwoche verloren gegangene Optimismus vieler Anleger ist zurückgekehrt.

Die jüngste, nicht ganz unerwartet eingetretene Aufwärtsbewegung des DAX hat die seit Jahresbeginn divergierende Stimmung bei den institutionellen und privaten Anlegern wieder auf Linie gebracht. Dazu beigetragen hat der sich erholende Optimismus bei den mittelfristig orientierten institutionellen Anlegern, der unseren Börse Frankfurt Sentiment-Index von vormals +17 nunmehr wieder auf einen Wert von +25 geschoben hat. Zurückzuführen ist diese Entwicklung wohl vor allem auf zuletzt pessimistisch eingestellte Akteure. Denn mit ihrem schnellen Positionswechsel dürften sie die deutliche Korrektur des DAX, die in der Spitze immerhin 6 Prozent betrug, deutlich befeuert haben.

Für den schnellen Stimmungswandel mögen zum einen die zuletzt in den Medien oft erwähnten Erholungsbewegungen beim Ölpreis, aber auch der von vielen Akteuren als positiv aufgenommene Ausgang der Sitzung der Europäischen Zentralbank am vergangenen Donnerstag ursächlich gewesen sein. Aber auch charttechnische Faktoren könnten bei den Kaufüberlegungen maßgeblich gewesen sein, da der Tiefpunkt des DAX in der vergangenen Woche nur unwesentlich von den Minima aus dem August bzw. Oktober des Vorjahres entfernt lag. Nicht nur, dass damit potentiellen Aktienkäufern ein Hinweis darauf an die Hand gegeben wurde, an welcher Stelle der DAX relativ billig aussah. Vielmehr könnte auch die Spekulation auf eine Umkehrformation mit bullisher Auflösung zum Einstieg ermutigt haben.

Privatanleger: Profitable Engagements werden glattgestellt

Aber auch die Privatanleger haben die relativ schwache Performance des DAX während der ersten zweieinhalb Wochen dieses Jahres zuletzt verstärkt zu Rückkäufen genutzt. Der deutliche Zuwachs an Optimisten, der sich in etwa zu gleichen Teilen aus vormaligen Pessimisten und neutral eingestellten Akteuren rekrutiert, hat zu einem deutlichen Anstieg des Börse Frankfurt Sentiment-Index auf einen Wert von nunmehr +25 - das entspricht einem Plus von 19 Zählern - geführt. Dabei dürften die Kaufmotive ähnlich wie bei den institutionellen Pendants gelagert gewesen sein, wobei diese Transaktionen auch durch die zwischenzeitlich aufgelaufenen Gewinne beflügelt wurden. Und diese dürften, zumindest bei einigen Akteuren aus dieser Gruppe, recht beachtlich ausgefallen sein.

Mit der jüngsten Stimmungserhebung haben sich die Börse Frankfurt Sentiment-Indices der institutionellen und privaten Anleger wieder bis auf einen Punkt angenähert. Auf den ersten Blick mögen dabei die Stimmungsbilder mit Werten von +24 bzw. +25 absolut betrachtet recht optimistisch aussehen. Gemessen an den Anfangswerten dieses Jahres, aber auch am Durchschnitt der zweiten Jahreshälfte 2015 (+27 bzw. +30) relativiert sich dieses Bild allerdings: Das vordergründig allzu hoffnungsvoll wirkende Sentiment ist so gesehen eher als neutral einzustufen. Dabei dürften die jüngsten Käufe im Falle weiterer Kursgewinne - vor allen Dingen, wenn sich diese auch noch zögerlich einstellen - alsbald wieder ausgekehrt werden. Ähnliches gilt für ein Unterschreiten der bisherigen Jahres-Tiefpunkte (etwa bei 9.315 DAX Zählern), da diese einem neuerlichen Angriff kaum etwas entgegen zu setzen hätten. Vielmehr wäre auch in diesem Fall mit Abgaben der jüngsten Aktienkäufer zu rechnen, die mit dem Versagen dieses Doppelbodens eine wesentliche Orientierung verlören. Mit anderen Worten: Ein echtes Treuebekenntnis zum DAX sieht anders aus.

von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

© 27. Januar 2016

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)