FRANKFURT (awp international) - Nach deutlichen Vortagesgewinnen hat der Dax am Mittwoch nachgegeben. Im frühen Handel sank der deutsche Leitindex um 1,15 Prozent auf 12 380,86 Zähler. Tags zuvor noch war er zeitweise wieder über 12 600 Punkte geklettert. Mit Spannung wird nun zunächst auf die vom Ifo-Institut erhobenen Daten zum deutschen Geschäftsklima gewartet, die in Kürze bekannt gegeben werden. Die Dekabank etwa geht davon aus, dass die Corona-Rezession im April ihren Höhepunkt erreicht und sich die Lage nach einer ersten Erholung im Mai nun auch im Juni weiter verbessert hat.

Der MDax der mittelgrossen Börsenwerte verlor 0,33 Prozent auf 26 081,40 Punkte. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 büsste 1,10 Prozent ein.

Aus den USA indes kommen laut dem Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners schlechte und gute Nachrichten: Einerseits laufe die Corona-Welle ungebremst weiter, andererseits scheine das nächste US-Hilfspaket für die Wirtschaft konkreter zu werden. Den jüngsten Dax-Anstieg sieht Altmann angesichts gesunkener Handelsumsätze eher kritisch. "Die Anleger misstrauen den aktuellen Gewinnen, es gibt auf dem jetzt wieder erhöhten Kursniveau nur noch wenige Käufer, die neu in den Markt kommen. Gleichzeitig sehen wir möglicherweise bereits jetzt den Beginn des Sommerloches."

Unter den Einzelwerten im Dax setzte sich die Erholung der Wirecard-Aktie mit plus 5,5 Prozent fort. Bereits am Vortag war es um gut 19 Prozent hochgegangen, nachdem die Aktie infolge eines milliardenschweren Bilanzskandals allerdings zuvor wie ein Stein um rund 85 Prozent gefallen war. Insgesamt wurden über 10 Milliarden Euro an Börsenwert vernichtet.

Zweitstärkster Wert war das Infineon-Papier mit plus 1,0 Prozent. Analyst Sandeep Deshpande von der US-Bank JPMorgan hob die Aktie des Chipherstellers auf "Overweight" und das Kursziel von 18,50 auf 28,00 Euro. Die für Infineon wichtige Autobranche erhole sich in China und den USA rasant, schrieb er. Zudem dürften die Konjunkturpakete in Europa gegen die Corona-Krise den Trend zur Elektrifizierung beschleunigen, wovon die Münchener besonders profitieren dürften.

Die Vorzugsaktien von Volkswagen legten um 0,6 Prozent zu und waren damit drittstärkster Wert. Insidern zufolge hat der Autobauer ein Auge auf den mit der Wirtschaftsflaute ringenden Autovermieter Europcar geworfen. Eine Offerte werde erwogen, doch seien die Überlegungen noch in einem sehr frühen Stadium, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

Bewegung gab es auch unter den Nebenwerten: Eine millionenschwere Kapitalerhöhung und Wandelschuldverschreibungen belastete die Anteilsscheine der Immobiliengesellschaft LEG . Als schwächster MDax-Wert gaben sie um 3,0 Prozent nach. Mit den Erlösen will die LEG unter anderem die Übernahme von Wohneinheiten refinanzieren.

Der Halbleiterhersteller Dialog Semiconductor gibt sich angesichts einer hohen Nachfrage nach Computern in der Corona-Krise optimistischer für die Geschäftsentwicklung, was die Papiere um knapp 8 Prozent nach oben katapultierte. Er hob seine Umsatzschätzung für das zweite Geschäftsquartal an und geht auch für das dritte von einer schwungvollen Entwicklung aus. Das in Grossbritannien ansässige Unternehmen ist wegen des Brexit nicht mehr in der Dax-Familie enthalten, zieht aber hierzulande unverändert Investoreninteresse auf sich./ck/jha/