FRANKFURT (awp international) - Dank positiver Konjunkturnachrichten aus China steuert der Dax am Freitag auf einen versöhnlichen Wochenausklang zu. Knapp zwei Stunden vor dem mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktbericht hielt sich die Kaufbereitschaft der Anleger aber in Grenzen: Gegen Mittag behauptete der deutsche Leitindex einen Kursanstieg um 0,28 Prozent auf 12 902,22 Punkte. Für den MDax der mittelgrossen Unternehmen ging es um 0,42 Prozent auf 26 360,57 Punkte hoch und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um 0,19 Prozent auf 3611,22 Zähler vor.

Angesichts der jüngsten Schwächephase zeichnet sich für den Dax ein nur minimales Wochenplus ab. Den Monat Oktober hatte er indes nach einer dreiwöchigen Rally am Donnerstag mit einem satten Kurszuwachs von dreieinhalb Prozent beendet. Seit Jahresbeginn steht aktuell ein beeindruckendes Plus von rund 22 Prozent zu Buche.

Zwar freuten sich viele Anleger über den starken chinesischen Caixin-Einkaufsmanagerindex, schrieb Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Die vom gleichnamigen Wirtschaftsmagazin gemessene Stimmung bei den kleineren und mittleren Unternehmen Chinas hat sich im Oktober überraschend verbessert. "Allerdings sollten die Anleger in ihrer Euphorie nicht übersehen, dass der gestern veröffentlichte offizielle Einkaufsmanagerindex in die andere Richtung zeigt, nämlich nach unten", gab Altmann zu bedenken.

Nach der wochenlangen Dax-Rally sollten die Anleger zudem mögliche Gewinnmitnahmen vor dem US-Arbeitsmarktbericht einkalkulieren, warnte der Experte. Kopfzerbrechen bereitet ihm, dass negative Nachrichten von den Anlegern derzeit generell "einfach ausgeblendet" würden. So sei die gestrige Warnung Chinas, "dass ein langfristiger und tragfähiger Handelsdeal mit den USA aktuell unwahrscheinlich sei, an den Börsen verpufft".

Die Zahl kursbewegender Firmennachrichten am deutschen Markt war am Freitag überschaubar. Dass die Holding EPGC des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky ihren Metro-Anteil auf fast 30 Prozent erhöht hat, bescherte der Aktie im MDax ein Plus von rund 0,8 Prozent. Man habe eine Option ausgeübt, ein Aktienpaket von der Haniel-Familie zu kaufen, und es gebe die Option, weitere Aktien von Haniel zu kaufen, hatte EPGC am Donnerstagabend mitgeteilt. Schon jetzt ist EPGC grösster Metro-Einzelaktionär. Ein Börsianer zeigte sich angesichts des gescheiterten Übernahmeversuchs im August überrascht von Kretinskys anhaltendem Interesse an dem Unternehmen.

Stahlwerte profitierten laut Händlern davon, dass überraschend gute Quartalszahlen des Stahlunternehmens US Steel sowie die aktuellen China-Daten die Stimmung für die gesamte Branche aufgehellt hätten. Im MDax zählten Thyssenkrupp und im Nebenwerte-Index SDax Klöckner & Co mit Kursgewinnen von jeweils etwa anderthalb Prozent zu den Favoriten. Bei Salzgitter reichte es indes nur für ein Plus von 0,7 Prozent.

Ansonsten sorgten einige Analystenkommentare für Kursausschläge. Die Anteilseigner des Autozulieferers Continental konnten sich dank einer Kaufempfehlung der Citigroup über einen Kursanstieg von fast zwei Prozent sowie den Dax-Spitzenplatz freuen. Die Analysten sehen erhebliches Potenzial durch Restrukturierungsmassnahmen. Vortags hatte die Aktie wie die gesamte Autobranche unter Chinas Zweifeln an einem möglichen Abkommen mit den USA gelitten.

Derweil verlor Delivery Hero am MDax-Ende weitere knapp zwei Prozent, nachdem die Commerzbank ihr Kaufvotum gestrichen hatte. Zwar belegten die Quartalszahlen vom Vortag und das erneut angehobene Umsatzziel das starke Wachstum des Essenslieferanten, räumte Analyst Stephan Klepp ein. Doch dieses Wachstum koste Geld und lasse die Verluste weiter steigen, weshalb ihn die Resultate nicht beeindruckten. Das hatte der Markt ähnlich gesehen: Schon am Donnerstag war die Aktie knapp fünf Prozent schwächer aus dem Handel gegangen./gl/fba

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---