FRANKFURT (awp international) - Die kleinere Korrektur am deutschen Aktienmarkt hat am Mittwoch vor geldpolitischen Signalen der Europäischen Zentralbank eine Pause eingelegt. Der Dax legte am späten Vormittag um 0,38 Prozent auf 11 895,20 Punkte zu. An den vergangenen beiden Tagen hatte er sich von der Marke von 12 000 Punkten entfernt, die er erst in der vergangenen Woche erstmals seit Monaten zurückerobert hatte. Anleger hatten nach der Erholungsrally Luft geholt.

Der MDax gewann zur Wochenmitte 0,33 Prozent auf 25 240,72 Punkte und auch europaweit war das Bild positiver als zuletzt. Der Leitindex der Eurozone EuroStoxx rückte um 0,4 Prozent auf 3430,78 Punkte vor. Im Mittelpunkt stehen nun vor allem der EU-Sondergipfel mit der Brexit-Frage und die nächste Notenbanksitzung der EZB. "Ein Auge auf Frankfurt, eines auf Brüssel", schrieb Stefan Kipar von der BayernLB.

Am Markt gibt es kaum noch Zweifel, dass der Termin für den britischen EU-Austritt noch einmal um etliche Monate verschoben wird. "Damit wäre ein harter Brexit zunächst vom Tisch", sagte Christian Schmidt von der Helaba. Ausserdem steht zur Wochenmitte der Zinsentscheid der EZB an, die Währungshüter tagen einen Tag früher als sonst üblich. Wesentliche Neuerungen am geldpolitischen Kurs werden aber nicht erwartet.

Erste Impulse könnte im Tagesverlauf langsam beginnende Berichtssaison liefern. Analyst Emmanuel Cau von Barclays Research rechnet mit insgesamt weniger guten Nachrichten. Er fürchtet, dass die Ergebnisse die jüngsten Konjunkturschwankungen widerspiegeln und die Ausblicke einen vorsichtigen Tenor haben werden. In den USA werden zur Wochenmitte unter anderem Zahlen von Delta Air Lines erwartet.

Auf Unternehmensseite gab es Bewegung vor allem bei den im SDax notierten Papieren der Shop Apotheke , die wegen einer Kapitalerhöhung um fast 10 Prozent absackten. Mit dem frischem Geld will der Online-Medikamentenhändler seine Chancen am Markt wahrnehmen. In den Augen des Commerzbank-Experten Andreas Riemann wirft aber der Umfang der Massnahmen Fragen auf. Zur Begründung für die hohen Kursverluste wurde am Markt auch auf einen niedrigen Platzierungspreis für neue Aktien verwiesen.

Ein weiterer Verlierer waren die 3 Prozent schwächeren Evotec -Papiere. Die Deutsche Bank hält den Höhenflug bei den Biotech-Aktien für übertrieben, Analyst Falko Friedrichs empfiehlt diese nach ihrer diesjährigen Rally nicht mehr zum Kauf. Zuletzt hatten die im MDax enthaltenen Titel ein Hoch seit 18 Jahren erreicht.

Auf der positiven Seite standen die Zalando -Aktien mit einem Anstieg um 2 Prozent im MDax. Sie schwammen damit im Kielwasser des Wettbewerbers Asos, dessen Papiere nach der Zahlenvorlage in London um 13 Prozent in die Höhe schnellten. Bei den Briten überlagerte eine geplante Investitionssenkung einen Gewinneinbruch.

Aktien der Deutschen Börse stiegen im Dax nach einem vermeldeten Zukauf mehr oder weniger marktkonform um ein halbes Prozent. Im Zuge der Übernahme von Axioma, einem Anbieter von Portfolio- und Risikomanagementlösungen, holt sich der Börsenbetreiber für sein Index-Geschäft den Finanzinvestor General Atlantic mit ins Boot. JPMorgan-Experte Gurjit Kambo zeigte sich etwas verwundert darüber, wie das Geschäft abgewickelt wird./tih/mis