FRANKFURT (awp international) - Die am Mittwochmorgen fortgesetzte Erholung am deutschen Aktienmarkt ist nach neuen Inflationsprognosen im weiteren Handelsverlauf erst einmal zum Stillstand gekommen. "Wir erwarten in diesem Jahr nur noch zwischen 2,2 und 3,1 Prozent Wachstum", teilte das Ifo-Institut mit. Die Inflation dürfte auf 5,1 bis 6,1 Prozent steigen. Das wäre die höchste Rate seit 1982.

Der Dax drehte daraufhin ins Minus und verlor zuletzt 0,39 Prozent auf 14 416,57 Punkte. Der MDax der mittelgrossen Börsenkonzerne verlor 0,07 Prozent auf 31 892,76 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um rund 0,6 Prozent.

Vor einer Woche hatte der Dax mit 14 553 Punkten den bisherigen Höhepunkt seiner rasanten Erholung vom Tief erreicht, auf das er im Zuge des Ukraine-Kriegs in der zweiten März-Woche gefallen war. Damals war der deutsche Leitindex mit 12 438 Punkten bis auf das Niveau von November 2020 abgestürzt.

"Noch zu Beginn dieses Börsenjahres war überall von einem bevorstehenden Boom, also einer dynamischen Erholung der von Corona ausgebremsten Weltwirtschaft die Rede, die maximal durch Lieferkettenprobleme gestört und durch steigende Preise die Notenbanken auf den Plan rufen würde", bemerkte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Seit Russlands Invasion in der Ukraine mit einer sich immer schneller drehenden Sanktionsspirale habe das Risiko einer Rezession das vorherige Boom-Szenario in nur wenigen Wochen abgelöst.

Die Aktien von LPKF reagierten mit einem Kurseinbruch von mehr als 17 Prozent auf die Geschäftszahlen, den Ausblick und die gestrichene Dividende des Laserspezialisten. Die Geschäftsziele des Unternehmens seien sehr enttäuschend, kommentierte ein Händler am Morgen. "Wir sehen noch nicht die Erholung, die LPKF versprochen hat, als die Jahresziele für 2021 aufgrund von 'Umsatzverschiebungen' gesenkt wurden."

Die in den vergangenen Monaten arg gebeutelten Titel von Auto1 büssten trotz besser als erwarteter Zahlen weitere 16 Prozent ein und erreichten ein weiteres Rekordtief. Der Ausblick auf 2022 dürfte die Markterwartungen dämpfen, schrieb Analyst Adam Berlin von der Schweizer Bank UBS in einer ersten Einschätzung.

Die Papiere von Norma stiegen um 1,1 Prozent. Der Verbindungstechnik-Spezialist erwartet im laufenden Jahr ein Umsatzwachstum und höhere Profitabilität. Allerdings sieht der Konzern seine Prognose unter der Einschränkung, dass im Jahresverlauf keine erheblichen negativen Auswirkungen durch die Corona-Pandemie oder den Ukraine-Krieg auftreten. Die Dividende für das Geschäftsjahr 2021 soll von 70 auf 75 Cent steigen - etwas weniger als von Experten erwartet.

Der auf Einkaufszentren spezialisierte Immobilienkonzern Deutsche Euroshop blickt mit gemischten Gefühlen auf das laufende Jahr. So kann sich der Vorstand zwar ein Plus gegenüber dem operativen Gewinn von 2021 vorstellen. Allerdings halten die Manager auch einen Rückgang für möglich. Im abgelaufenen Jahr entwickelten sich die Geschäfte hingegen besser als vom Konzern prognostiziert. Die Deutsche-Euroshop-Titel legten um 1,4 Prozent zu.

Die Anteilsscheine der Indus Holding sanken um 0,8 Prozent. Die Beteiligungsgesellschaft zeigt sich vorsichtig für die Entwicklung des laufenden Geschäftsjahres. "Vor dem Ausbruch des Russland-Ukraine-Krieges haben wir für das Jahr 2022 eine weitere Normalisierung der Geschäfte unserer Portfoliounternehmen erwartet", erklärte Konzernchef Johannes Schmidt. Die wirtschaftliche Dynamik sei aktuell noch intakt./edh/mis

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---