FRANKFURT (awp international) - Der Dax dürfte am Donnerstag seine Erholung weiter fortsetzen. Der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex deutete knapp eine Stunde vor Beginn des Xetra-Handels auf ein Plus von 0,60 Prozent auf 15 457 Punkte hin. Mit einem ähnlich hohen Aufschlag wurde zuletzt auch der EuroStoxx 50 als Leitbarometer der Eurozone erwartet.

Nach dem schweren Kursrücksetzer am Dienstag hatten zur Wochenmitte erste Schnäppchenjäger dem deutschen Leitindex wieder etwas auf die Sprünge geholfen. Auch andere wichtige Börsenindizes in Europa hatten am Mittwoch einen Teil ihrer hohen Verluste wettgemacht. Die Erholung sehe aber nur halbherzig aus, sagte am Donnerstagmorgen Analyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets UK. Die Furcht vor Stagflation - also einer Mischung aus höherer Inflation bei gleichzeitig strauchelnder Konjunktur - nehme zu, was angesichts der stark steigenden Energiepreise und deren Auswirkungen auf die verfügbaren Einkommen der Menschen nicht verwundere.

Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners macht deshalb im Dax derzeit einen "erbitterten Kampf zwischen Bullen und Bären" aus. Noch sei vollkommen offen, wer sich am Ende durchsetzen werde. Völlig unklar sei damit auch die zukünftige Richtung im Dax. "Wir sehen aktuell ein nervöses Hin und Her." Auch die Bilanz für den zunehmend von Inflations- und Konjunkturängsten überschatteten Börsenmonat September im Dax ist aktuell negativ.

Die Konjunkturagenda ist an diesem Donnerstag recht prall gefüllt. Dabei stehen die Verbraucherpreise aus mehreren Ländern der Eurozone besonders im Blick. Experten gehen davon aus, dass im September die Jahresinflationsrate im Währungsraum erneut gestiegen sein dürfte und deutlich über dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) liegen sollte. Dies könnte die Renditen am Anleihenmarkt weiter steigen lassen und umgekehrt den Aktienmarkt unter Druck setzen.

Auf Unternehmensseite haben Anleger in der Frühe neben einem Auftrag von Shell für den Windkraftanlagenbauer Nordex auch die Quartalszahlen des Baumarktbetreibers Hornbach zu verdauen. Das Unternehmen geht inzwischen davon aus, beim Umsatzwachstum und bereinigtem operativem Ergebnis im Gesamtjahr das obere Drittel seiner Prognose zu treffen. Mit dem Erlös- und Ergebnisplus im zweiten Geschäftsquartal habe Hornbach besser als erwartet abgeschnitten, hiess es am Morgen am Markt.

Das schnelle Stühlerücken bei der VW -Lastwagentochter Traton verwundert derweil die Börsianer. Der bisherige Chef Matthias Gründler scheidet noch in dieser Woche vorzeitig aus und wird durch den bisherigen Lenker des schwedischen Lkw-Bauers Scania , Christian Levin, ersetzt. Ein so schneller und überraschender Abtritt könnte leicht auf den Aktien lasten, sagte ein Händler.

Bewegung könnte zudem in den hinteren Börsenreihen in die Aktien des Wohnmobilbauers Knaus Tabbert kommen. Das Unternehmen zog in der Frühe wegen Materialknappheit seine Jahresprognose zurück./tav/men