FRANKFURT (awp international) - Dem deutschen Aktienmarkt bleibt wohl auch zum Start in die neue Woche der ersehnte Befreiungsschlag verwehrt. Zu schwer wiegen das Brexit-Gezerre zwischen Brüssel und London, die sich abzeichnende Verschärfung des Corona-Lockdowns in Deutschland und der zuletzt zum US-Dollar starke Euro. Überraschend starke Exportzahlen Chinas, die eine weitere Erholung des für die Weltwirtschaft sehr wichtigen Landes unterstreichen, halfen nicht. Der X-Dax signalisierte für den deutschen Leitindex Dax am Montagmorgen rund eine Stunde vor dem Handelsstart ein Minus von 0,45 Prozent auf 13 239 Zähler.

Während mit Blick in die USA die Wall Street auf Rekordniveau enteilt ist, hängt der deutsche Leitindex Dax seit der Impstoffrally Anfang November im Bereich im die 13 300 Punkte fest. Bereits im Sommer war ihm ein nachhaltiger Ausbruch über diese Zone verwehrt geblieben. In der vergangenen Woche hatte es der Dax zwischenzeitlich zwar bis auf 13 445 Punkte geschafft, vor allem der starke Euro nahm ihm jedoch die Kraft. Die Gemeinschaftswährung liegt zum US-Dollar auf dem höchsten Niveau seit dem Frühjahr 2018. Das kann die im Dax hoch gewichteten deutschen Exporteure belasten.

Derweil stehen auch in den Brexit-Verhandlungen laut den Devisenmarktexperten der Commerzbank die "Tag(e) der Entscheidung an" vor dem EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag. So versuchen Grossbritannien und die Europäische Union unter Zeitdruck, sich doch noch auf einen Handelspakt zu einigen, um nach dem Ende der Brexit-Übergangsphase zum Jahreswechsel dramatische wirtschaftliche Verwerfungen zu verhindern. EU-Kommissionschefin von der Leyen und der britische Premier Boris Johnson wollen am Montagabend erneut darüber telefonieren, ob in letzter Minute noch eine Einigung möglich ist. Allerdings hatten beide am Wochenende weiterhin fundamentale Konflikte beklagt.

Auf der Unternehmensseite richten sich die Blicke unter anderem auf den Industriedienstleister Bilfinger . So verkaufte die Investmentgesellschaft EQT den Gebäudeverwalter Apleona an PAI Partners. Apleona war 2016 aus einer Bilfinger-Sparte hervorgegangen und an EQT verkauft worden, wobei sich Bilfinger für den Fall eines Weiterverkaufs einen Teil der Erlöse vertraglich gesichert hatte. Das Unternehmen rechnet nun mit einem Buchgewinn von mehr als 200 Millionen Euro. Die Bilfinger-Aktien stiegen am Montagmorgen auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss um mehr als 5 Prozent.

Zalando-Aktien fielen dagegen um 1,6 Prozent. Ein Händler sieht in dem angekündigten Rücktritt des Co-Konzernchefs Rubin Ritter einen Rückschlag, wenngleich es hiess, dass die Gründer Robert Gentz und David Schneider das Unternehmen nach Ritters Ausscheiden weiter gemeinsam führen werden. Im Dax legten die Linde-Aktien nach einer Empfehlung der britischen Barclays-Bank um rund 1 Prozent zu.

Für die im MDax gelisteten Aktien von Grand City Properties ging es um 0,5 Prozent nach unten, nachdem die HSBC ihre Kaufempfehlung gestrichen hatte. Zudem könnten die Aktien von Windkraftanlagen-Herstellern wie Nordex und Siemens Gamesa sowie der Siemens-Gamesa-Mutter Siemens Energy einen Blick wert sein. So berichtete die spanische Zeitung Expansion vage über ein Interesse chinesischer Investoren am Windkraftanlagenbauer Siemens Gamesa./mis/zb