Wien (awp/apa) - Die österreichischen Versicherer Uniqa und Vienna Insurance Group (VIG) halten Anleihen der schlingernden Immobilien- und Handelsgruppe Signa rund um den Investor Rene Benko in Höhe von 130 Millionen Euro. Die Uniqa hat Papiere von Signa in Höhe von rund 80 Millionen Euro, wie das Unternehmen auf Anfrage der "Oberösterreichischen Nachrichten" (Wochenendausgabe) mitteilte.

Die VIG erklärte gegenüber der Zeitung, eine Signa-Anleihe mit 50 Millionen Euro Nominale zu besitzen. Beide Versicherer wiesen darauf hin, dass die Signa-Anleihenbeträge in Relation zum gesamten veranlagten Vermögen (Uniqa 21 Milliarden Euro, VIG 37,5 Milliarden Euro) zu sehen seien. Um welche Signa-Anleihe es sich handle, gaben die Versicherer nicht bekannt.

Der Kurs der Mitte 2026 fälligen Signa Development Finance S.C.S.-Anleihe (Emissionsvolumen 300 Millionen Euro) brach an der Börse seit Ende Oktober um über 50 Prozent ein. Wie bereits berichtet soll sich das Signa-Exposure der heimischen Banken zur Mitte des Jahres auf rund 2,2 Milliarden Euro belaufen haben. Auf Bank Austria und Raiffeisen Bank International (RBI) sollen laut Medienberichten damals rund zwei Drittel des Kreditvolumens entfallen sein.

Laut "Oberösterreichischen Nachrichten" dürften die Signa-Finanzierungen der RLB Oberösterreich zwischenzeitlich bei 150 bis 200 Millionen Euro gelegen sein, mittlerweile soll es aber deutlich weniger - ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag - sein. Auch RBI und Bank Austria dürften sich laut Zeitung entschlossen haben, ihr Engagement zu reduzieren.

Die Banken haben sich laut der Zeitung "Standard" (Wochenendausgabe) zu ungefähr zwei Drittel mit Immobilien im Grundbuch abgesichert. Das Engagement könne zwar schmerzhaft enden, sei aber verkraftbar, hiess es aus Bankenkreisen gegenüber der Zeitung.

Auch deutsche Banken involviert

Auch deutsche Landesbanken gehören zu den grossen Kreditgebern der Signa-Gruppe. Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), die mehrheitlich Sparkassen in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Brandenburg gehört, soll der Immobilien- und Handelsgruppe ein mittleres dreistelligen Millionen-Darlehen gegeben haben, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Samstag).

Die Nord LB in Hannover soll mit einem niedrigen dreistelligen Millionenbetrag engagiert sein. Die Bayern LB in München und die LBBW in Stuttgart haben laut Zeitung weniger als die Helaba, aber mehr als die Nord LB an Krediten an Signa vergeben. Die LBBW will ihr Engagement nicht beziffern. Mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag haben laut Zeitung die DZ Bank, das Spitzeninstitut der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, sowie ihre Tochtergesellschaft DZ Hyp Immobilienobjekte von Signa finanziert. Keine dieser Banken wollte sich zu diesen Informationen auf "FAZ"-Anfrage äussern.

Im Gegensatz zu den Banken haben die Signa-Holding-Gesellschafter (u.a. Haselsteiner, Tanner, Toeller) und Signa-Prime- und Development-Aktionäre (u.a. Peugeot, RAG-Stifung, Union Investment) keine Besicherungen für ihre Investments. Fraglich ist, ob und wie viel frisches Kapital sie der Signa-Gruppe noch zur Verfügung stellen wollen.

Sanierer an der Spitze

Am Mittwoch hatte Signa-Firmengründer Rene Benko auf Investorendruck den Beirats- und Gesellschafterausschuss-Vorsitz an den deutschen Sanierungsexperten Arndt Geiwitz übergeben. Für die Dauer der Restrukturierung nimmt Geiwitz nach eigenen Angaben "eigenverantwortlich die Interessen der Familie Benko Privatstiftung wahr". Stiftungen rund um Benko halten direkt und indirekt die Mehrheit der Signa-Holding-Stimmrechte.

Ziel sei es, bis Ende des Monats November einen Plan für die wesentlichen Schritte der Restrukturierung zu erarbeiten und den Gesellschaftern zu präsentieren, erklärte der deutsche Restrukturierungsexperte am Freitag. Man werde alle Bereiche der Signa-Gruppe auf den Prüfstand stellen und "langfristige Lösungen" anvisieren.

jb/