FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem Abverkauf zum Wochenstart treten die europäischen Aktienmärkte am Dienstag nach einem etwas leichteren Handelsstart auf der Stelle. Von den Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone kamen kaum Impulse, sie fielen insgesamt durchwachsen aus, teils unter und teils über den Erwartungen. Der Handel verläuft in ruhigen Bahnen, zumal auch die Handelseröffnung an der Wall Street keine Impuls setzt. Der DAX notiert kaum verändert bei 13.228 Punkten, der Euro-Stoxx ist ebenfalls wenig bewegt mit 3.655 Punkten.

Am Anleihemarkt geht der Anstieg der Renditen in Erwartung steigender Leitzinsen weiter, wenn auch nicht ganz so rasant wie an den Vortagen. Die deutsche Zehnjahresrendite hat sich innerhalb einer Woche von rund 0,90 auf 1,34 Prozent nach oben bewegt.

Der Euro liegt mit 0,9964 Dollar weiter klar unter der Parität, der Dollar bewegt sich damit weiter im Bereich eines Allzeithochs seit Einführung des Euro 2002. Der Markt rechne damit, dass US-Notenbankchef Jerome Powell am Freitag auf dem jährlich stattfindenden internationalen Notenbankertreffen in Jackson Hole weitere Zinserhöhungen ankündigen werde, sagt Francesco Pesole, Währungsanalyst bei ING. Hinzu komme die Nachfrage nach sicheren Häfen wie eben dem Dollar, weil aktuell Risikoscheu dominiere. Gleichzeitig verschlechterten weiter steigende Gaspreise die Aussichten für Länder außerhalb der USA, vor allem in der Eurozone, sagt Pesole.


 Einkaufsmanagerdaten deuten Winterrezession an 

Erwartungsgemäß signalisieren die Industrie-Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland und der Eurozone eine schwächere wirtschaftliche Entwicklung, wenn auch auf zum Vormonat etwas erhöhten Niveau. Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa bei der DWS, sieht einen Lichtblick in der deutschen Industrie, wo sich die Gesamteinschätzung leicht verbessert hat und mit 49,8 nahe an der "Normallage 50" ist. Auch die Auftragseingänge hätten sich leicht verbessert, genauso wie die Einstandspreise. Hierbei müsse allerdings berücksichtigen werden, dass sich die jüngsten dramatischen Anstiege bei den Strompreisen in den Daten noch nicht niedergeschlagen hätten. Derweil hätten sich die Geschäftserwartungen verbessert und lägen mit 54,2 Punkten sogar deutlich im expansiven Bereich.

Die Zahlen fügten sich in das Bild, das sich über das Winterhalbjahr die deutsche und in Folge auch die europäische Wirtschaft abschwächen werde, eine schwere Rezession aber vermutlich verhindert werden könne, so Moryson weiter. Der Preisdruck halte unvermindert an, ziehe den Konsumenten das Geld aus dem Portemonnaie und dürfte für eine Konsumflaute über das Winterhalbjahr sorgen.


   Citi für Reeder weniger optimistisch 

Am Aktienmarkt liegen vor dem Hintergrund der Energiekrise erneut Öl- und Gaswerte (+2,6%) sowie Rohstoffaktien (+1,9%) an der Spitze. Autoaktien zeigen sich nach dem deutlichen Vortagesminus um 1,3 Prozent erholt. Am Ende rangieren die vortags noch stabilen Pharmaaktien (-1,6%). Auch die als defensiv geltenden Lebensmittelwerte (-1,3%) geben deutlicher nach.

Uniper können sich um 3,8 Prozent und Fortum um 2,6 Prozent erholen. Litten sie zuletzt noch stark unter dem weiter stark steigenden Gaspreis, werden sie nun mit dem aktuell rund 4 Prozent billigeren Gas wieder gekauft.

Aktien von Container-Reedereien stehen unter Druck nach einer sehr negativen Studie der Citigroup. Die Analysten sähen eine noch größere Abschwächung der Weltwirtschaft als bisher eingepreist. Frachtraten und Volumen dürften sinken und es könnten sogar Allianzen auseinanderbrechen, die bisher die Kapazitätsangebote stabilisiert hätten. Moeller-Maersk (-2,9%) und Hapag-Lloyd (-6%) wurden auf "Sell" abgestuft.

Um 1,8 Prozent nach oben geht es bei TAG Immobilien nach den Halbjahreszahlen. Für Zuversicht sorgten der bestätigte Jahresausblick und besser als erwartete operative Kennzahlen, heißt es. Ebenfalls nach der Vorlage von Halbjahreszahlen verbilligen sich Dermapharm um 4,4 Prozent.

In London verlieren Wood Group gut 2 Prozent. Die Zahlen zum ersten Halbjahr sind fast durchweg niedriger ausgefallen. Positiv stellt eToro-Analyst Adam Vettese den Auftragsbestand des Ingenieur- und Beratungsunternehmen heraus. Der enttäuschende Cashflow und die hohe Verschuldung machten aber die Wiederaufnahme von Dividenden bis mindestens nächstes Jahr unwahrscheinlich.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.659,54        +0,0%          1,32     -14,9% 
Stoxx-50                3.633,91        -0,6%        -21,58      -4,8% 
DAX                    13.239,91        +0,1%          9,34     -16,7% 
MDAX                   26.084,28        +0,3%         74,59     -25,7% 
TecDAX                  3.014,84        -0,9%        -26,65     -23,1% 
SDAX                   12.306,24        +0,3%         37,82     -25,0% 
FTSE                    7.484,52        -0,7%        -49,27      +2,2% 
CAC                     6.371,26        -0,1%         -7,48     -10,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,35                      +0,04      +1,53 
US-Zehnjahresrendite        3,03                      +0,01      +1,52 
 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Di, 7:45 Uhr  Mo, 18:07    % YTD 
EUR/USD                   0,9996        +0,5%        0,9921     0,9937   -12,1% 
EUR/JPY                   136,68        -0,0%        136,18     136,70    +4,4% 
EUR/CHF                   0,9626        +0,4%        0,9571     1,0361    -7,2% 
EUR/GBP                   0,8442        -0,1%        0,8441     0,8452    +0,5% 
USD/JPY                   136,81        -0,5%        137,23     137,55   +18,9% 
GBP/USD                   1,1841        +0,6%        1,1753     1,1756   -12,5% 
USD/CNH (Offshore)        6,8485        -0,3%        6,8691     6,8730    +7,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                21.525,21        +2,1%     21.025,97  21.389,61   -53,4% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.         +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  93,10        90,36         +3,0%      +2,74   +31,2% 
Brent/ICE                  98,90        96,48         +2,5%      +2,42   +32,8% 
GAS                               VT-Settlem.                  +/- EUR 
Dutch TTF                 267,00       276,75         -3,5%      -9,75  +324,9% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.747,38     1.736,31         +0,6%     +11,07    -4,5% 
Silber (Spot)              19,11        19,04         +0,4%      +0,07   -18,0% 
Platin (Spot)             876,55       879,33         -0,3%      -2,78    -9,7% 
Kupfer-Future               3,71         3,65         +1,5%      +0,06   -16,3% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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August 23, 2022 10:02 ET (14:02 GMT)