Von Aaron Back

LONDON (Dow Jones)--Der mittlerweile rein britische Konsumgüterkonzern Unilever verdient aktuell nur bescheidene Gewinne. Das zeigt die Herausforderungen, die auf den neuen Chef des Unternehmens warten.

Der Hersteller von Seifen, Saucen und Suppen meldete für das vierte Quartal ein Umsatzwachstum von 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zurückzuführen ist das auf deutlich höhere Preise. Diese stiegen um 13,3 Prozent, während das Verkaufsvolumen um 3,6 Prozent zurückging. Der scheidende CEO Alan Jope sagte bei einer Telefonkonferenz mit Analysten, dass das Unternehmen die Preise noch stärker anheben müsse, um die anhaltende Kosteninflation in diesem Jahr auszugleichen.

Was den Anlegern zu denken geben sollte, ist die Tatsache, dass selbst diese Preiserhöhungen laut der Unternehmenspräsentation nur etwa drei Viertel der gesamten Kostensteigerungen aufgefangen haben. Infolgedessen gingen die Bruttomargen im Jahr 2022 um 2,1 Prozentpunkte zurück. Unilever prognostiziert außerdem, dass die Bruttomargen in der ersten Hälfte des laufenden Jahres niedriger sein werden, bevor sie sich in der zweiten Hälfte wieder erholen sollen.


  Weitere Investitionen 

Normalerweise rät eine solche Entwicklung zur strengen Kostenkontrolle. Dennoch betonte das Unternehmen, dass es weiterhin in seine Marken investieren werde. Unilever schlug damit Töne an, die so oder so ähnlich bereits von amerikanische Konkurrenten wie Procter & Gamble und Kimberly-Clark zu hören waren. Offenbar herrscht die Überzeugung, dass die Konsumgüterhersteller im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld nicht an Produktinnovationen oder Marketing sparen wollen, da sie sonst befürchten müssen, Anteile an preiswertere Handelsmarken zu verlieren.

All das bereitet die Bühne für einen Drahtseilakt, der jedem Unternehmensleiter den Schweiß auf die Stirn treiben dürfte. Letzten Monat gab Unilever bekannt, dass Hein Schumacher zum neuen Vorstandsvorsitzenden ernannt wird. Im Juli wird er seinen Posten antreten. Sein Hintergrund als Leiter der niederländischen Molkereigenossenschaft Royal FrieslandCampina löste in der Anlegerschaft Kopfschütteln aus. Royal FrieslandCampina scheint "das Margenprofil eines Rohstoffhandelsunternehmens zu haben", bemerkte der Bernstein-Analyst Bruno Monteyne etwas trocken in einer Notiz nach der Ernennung.


  Aktienkurs hat schon reagiert 

Unterstützung erhält Schumacher durch den aktivistischen Investor Nelson Peltz, der letztes Jahr in den Board von Unilever eintrat und zuvor geholfen hatte, die Geschicke von Procter & Gamble zu lenken. Die Unilever-Aktien sind seit der Bekanntgabe der Berufung von Nelson Peltz in den Board im vergangenen Mai bereits um rund 17 Prozent gestiegen, werden aber laut FactSet immer noch mit dem 17,2-fachen des voraussichtlichen Gewinns und damit unter dem Zehnjahres-Durchschnitt von 19,3 gehandelt.

Das lässt Raum für weitere Kurssteigerungen, sobald Schumacher die Chance erhält, die Skeptiker zu widerlegen. Sollte er jedoch daran scheitern, könnten ganz schnell wieder Forderungen nach einer beherzten Umstrukturierung des Unternehmens, zum Beispiel durch die Aufspaltung des Lebensmittel- und Haushaltswarengeschäfts, aufflammen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/rer/jhe

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February 10, 2023 02:42 ET (07:42 GMT)