Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

ABB: Präsident Peter Voser sieht in der Industrie eine Entwicklung hin zu dezentralen, kleineren Produktionsstandorten. "Es gibt Automobilhersteller, die nicht mehr ein grosses, globales Werk in China bauen, sondern vier oder fünf kleinere. Und diese entstehen nicht nur in Asien, sondern auch in Europa und den USA", sagte er im Interview mit der "NZZ am Sonntag". Er verweist auf die Automation, die Robotik und die künstliche Intelligenz: "Dank diesen Technologien können wir heute in Europa fast so günstig produzieren, wie das früher nur in asiatischen Ländern mit tiefen Löhnen möglich war." Gleichzeitig sei "eine gewisse Nähe" zu Blöcken oder Allianzen wichtig. "Wir können es uns nicht mehr leisten, allein dazustehen." Neutralität bedeute nicht mehr das Gleiche wie vor zehn oder 20 Jahren. (NZZaS, S. 26)

JULIUS BÄR: Der österreichische Investor René Benko hat laut einem Medienbericht dem ehemaligen Finanzchef der Bank, Dieter Enkelmann, versprochen, einen substanziellen Teil seines 5-Milliarden-Privatvermögens zu Bär zu bringen. Daher habe die Zürcher Privatbank seiner Signa Holding den hohen Kredit gewährt, der die Vermögensverwalterin nun in Bedrängnis gebracht hat, schreibt die "Sonntagszeitung". Was Benko dann auch getan habe - man spreche von einem Milliardenbetrag. Zum Dank habe sich Bär bei der Übernahme von Globus im Jahr 2020 betätigt. Als Sicherheit habe die Privatbank aber nicht etwa Benkos Privatvermögen, sondern Signa-Aktien oder zukünftige Cashflows erhalten, schreibt die Zeitung weiter. Die Verantwortung für die Kredite würden neben Enkelmann auch VR-Präsident Romeo Lacher, CEO Philipp Rickenbacher, Finanzchefin Evangelia (Evie) Kostakis sowie Risikochef Oliver Bartholet tragen. (SoZ, S. 35)

UBS: Die Credit Suisse hat laut einem Medienbericht seit Anfang Jahr "diskretionäre Vermögensverwaltungsmandate" in der Höhe von 16 Milliarden Franken verloren. Die UBS habe aber nur solche in der Höhe von 1 Milliarde Franken dazugewonnen, berichtet die "Sonntagszeitung" unter Berufung auf CS-interne Quellen. Diskretionäre Anlagemandate seien für die Banken äusserst lukrativ. Es seien stabile Erträge, die wegfielen. Offiziell wolle das die UBS nicht kommentieren. Inoffiziell heisse es aber, dass neue "Beratungsmandate" den Rückgang von diskretionären Vermögensverwaltungsmandaten mehr als kompensiert hätten, sowohl bei der UBS als auch bei der CS. Dabei handelt es sich laut "Sonntagszeitung" allerdings um Mandate, die viel weniger Ertrag bringen würden. (Soz, S. 36)

GIVAUDAN: Das Rosenöl für weltweit verkaufte Parfums entsteht auch durch Kinderarbeit in der Türkei. "Kleine, flinke Hände können am besten die Blüten zupfen", sagte ein Vorarbeiter in der türkischen Provinz Isparta der "NZZ am Sonntag". Das Schweizer Unternehmen Givaudan, der weltweit grösste Hersteller von Aromen und Duftstoffen, schliesse Kinderarbeit für seine Produkte nicht aus: "Es gibt keine hundertprozentige Garantie", sagte eine Sprecherin. Die Ernte dauert wenige Wochen. Wanderarbeiter wohnen in dieser Zeit unter prekären Verhältnissen, wie die NZZaS beobachtete. Bis letztes Jahr halfen Kinder ab sechs Jahren bei der Ernte mit. Seit diesem Jahr ist das gesetzlich verboten. Kinderarbeit ist in der Türkei seit 50 Jahren illegal. (NZZaS, S.4)

SIGNA: Nachdem die Dachgesellschaft von Benkos Immobilienholding Ende November Insolvenz anmelden musste, wird laut einem Medienbericht nun die Ausstattung der Signa Holding zu Geld gemacht. Das geht aus einem Bericht des Sanierungsverwalters hervor, welcher der "Sonntagszeitung" vorliegt. Auf 58 Seiten wird die Büroeinrichtung der Gesellschaft in Wien aufgelistet. Beim Inventar habe Benko sich nicht lumpen lassen: Allein in den Umbau der Gebäude seien 7 Millionen Euro investiert worden und noch einmal so viel in das vorhandene Inventar. Neben diversen Designer-Möbeln und Lampen, gehörten zum Büro noch eine Zigarrenlounge mit einem abschliessbaren Barschrank, ein "Dining Room" mit Esstisch für acht Personen, 624 Flaschen Wein sowie 209 Magnum-Flaschen, ein Waffenschrank und sogar ein Arztzimmer. Der Schätzwert des gesamten Inventars liegt laut der Zeitung bei etwas mehr als 600'000 Euro. (SoZ, S. 35f.)

FINMA: Der frühere Finanzminister Ueli Maurer soll gezielt die von ihm politisch geführte Finanzmarktaufsicht Finma geschwächt haben. So soll er - als "glühender Verfechter des Finanzplatzes, als Chefpromoter der Geldbranche" persönlich dafür gesorgt haben, dass das Mandat des ehemaligen Finma-Präsidenten vorzeitig beendet wurde, wie der "Sonntagsblick" schreibt. Damit habe er die Aufsichtsbehörde nachhaltig geschwächt - ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als sich die Probleme der Credit Suisse dramatisch zuspitzten. Thomas Bauer, der Mitte 2015 zum Finma-Präsidenten gewählt worden war, sei ein Mann der leisen Töne gewesen und habe selten Interviews gegeben. "Bankenfreundlich" sei kein Attribut, das eine Behörde als Kompliment empfinde, sagte er einmal. Die Bühne habe er dem Direktor Mark Branson überlassen, der sich für eine Verschärfung der Aufsicht über die Banken einsetzte. Mit der neuen Präsidentin Marlene Amstad sei es jedoch kurz nach ihrem Start zum Eklat gekommen, und Branson habe die Finma verlassen. ("Sonntagsblick", S. 32f.)

TOURISMUS: 2023 dürfte zu einem absoluten Rekordjahr beim Geschäft in den Bergen werden. Der Buchungsstand für die Feiertage liege momentan zwar lediglich 1 Prozent über dem Vorjahresstand, aber das Vorjahr sei sehr gut gewesen, sagte Martin Nydegger, Chef von Schweiz Tourismus, zu den "CH Media"-Zeitungen. "Seit Corona boomte das Geschäft in den Bergen." Verglichen mit dem letzten Vor-Corona-Jahr, dem "normalen" 2019, laufe es aktuell sehr gut. Die Zahl der Übernachtungen sei höher denn je: "Das kann man bereits so sagen, auch wenn die finalen Zahlen erst im Februar vorliegen. Erstmals in der Geschichte des Schweizer Tourismus können wir in einem Jahr über 40 Millionen Hotellogiernächte zählen." (SaW, S. 13)

HERMÈS: Der Streit um das Erbe von Hermès-Erbe Nicolas Puech ist nur der vorläufige Höhepunkt eines zwanzigjährigen Machtkampfs. Der Kampf zwischen den beiden Luxus-Riesen Hermès und der Gruppe LVMH, zu der etwa Louis Vuitton gehört, spielt sich grösstenteils in der Schweiz ab, wie die "Sonntagszeitung" schreibt. Der im Wallis wohnhafte Puech gelte für die Hermès-Erben als Verräter. Ihm werde vorgeworfen, LVMH ein grosses Aktienpaket von Hermès verkauft zu haben. Ob er noch im Besitz der milliardenschweren Anteile sei, bleibe ein Geheimnis. Die involvierten Personen und Unternehmen schweigen. Puech will sein Erbe von mehreren Milliarden Schweizer Franken einem Hausangestellten vermachen. (SoZ, S. 38f. / "Le Matin Dimanche")

ENTWICKLUNGSHILFE: Aussenminister Ignazio Cassis hat dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) in der Entwicklungszusammenarbeit bei Partnerschaften aus dem Privatsektor Konkurrenz gemacht. Die Cassis unterstellte Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) gab 2,5 Millionen Franken für externe Berater aus, um im Privatsektor aktiv zu werden, wie der "Sonntagsblick" schrieb. Dies obschon offiziell das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) für privatwirtschaftliche Partnerschaften zuständig sei. Beim Deza sind zudem sechs Mitarbeitende für das Kompetenzzentrum für das Engagement im Privatsektor zuständig. Den Steuerzahler kostet das Zentrum laut der Zeitung jährlich rund 7,3 Millionen Franken. ("Sonntagsblick", S. 22f.)

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