Zofingen (awp) - Beim Pharmazulieferer Siegfried bleibt der grosse Corona-Blues im ersten Halbjahr 2023 aus. Vielmehr steigert das Unternehmen seinen Umsatz weiter und schraubt die Ziele nach oben.

Die Verkäufe stiegen im ersten Semester um 3,5 Prozent auf 607,1 Millionen Franken. In Lokalwährungen betrug das Plus 6,8 Prozent, wie Siegfried am Donnerstag mitteilte.

Zu dem guten Abschneiden trug das Geschäft mit Arzneimittelsubstanzen bei. Aber auch neue Projekte und ein aktives Portfoliomanagement hätten zu dem Umsatzanstieg beigetragen. "Das ist eine starke Leistung, denn mit dem Auslaufen des Biontech-Vertrages für die Covid-19-Vaccine Ende 2022 fallen übers ganze Jahr 2023 Umsätze im hohen zweistelligen Millionenbereich weg", sagt Siegfried-CEO Wolfgang Wienand im Gespräch mit AWP.

Die Umsatzentwicklung zeige, dass es sich ausgezahlt habe, auch während der Pandemie-Zeit das Kerngeschäft nicht aus dem Auge zu verlieren, sondern vielmehr weiter voranzutreiben. 

Erwartungen grösstenteils übertroffen

Während Siegfried beim Umsatz also trotz der weggefallenen Corona-bezogenen Umsätze weiter zugelegt hat, war der Einfluss auf Gewinnseite durchaus zu spüren. Wie der CEO erklärt, lagen die Margen der Corona-Impfstoffe innerhalb des Unternehmens-Portfolios im oberen Bereich, so dass sich ihr Wegfall in den ersten sechs Monaten durchaus zeige. Entsprechend ist der Betriebsgewinn "Core-Ebitda" um 3,5 Prozent auf 125,7 Millionen Franken gesunken. Die dazugehörige Marge betrug 20,7 Prozent (Vorjahr 22,2%).

Der "Core-Reingewinn" fiel mit 58,9 Millionen Franken um knapp 10 Prozent tiefer aus als im Vergleichszeitraum 2022. Die vom Unternehmen hervorgehobenen "Kern-Ergebnisse" schliessen aussergewöhnliche Aufwendungen und Erträge aus.

Die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten hat Siegfried ausser beim Core-Reingewinn übertroffen. Analysten hatten wegen des Wegfalls der Corona-bezogenen Umsätze mit insgesamt etwas tieferen Zahlen als im Vorjahreszeitraum gerechnet.

Neue Wachstumsfelder erschlossen

Insbesondere im Bereich Drug Substances (Wirksubstanzen und Zwischenprodukte) gelang es dem Pharmazulieferer, das Geschäft mit neuen und bestehenden Kunden weiter auszubauen. Bei Drug Products (Tabletten und sterile Abfüllungen) ist die Integration der spanischen Standorte nun abgeschlossen, und sie ziehen den Angaben zufolge bereits neues Geschäft an. Zur Erinnerung: Siegfried hatte 2021 zwei Produktions- und Abfüllwerke von Novartis übernommen. Laut Unternehmenschef Wienand, haben auch diese beiden Werke zu der insgesamt guten Entwicklung im ersten Semester beigetragen.

Wachstumschancen sieht der Zulieferer auch im Bereich der Zell- und Gentherapien. Mit der Übernahme einer 95-prozentigen Mehrheitsbeteiligung an DiNAMIQS hatte sich Siegfried vor wenigen Wochen Zugang zu dem Markt verschafft. Ziel sei es nun, die Fähigkeiten von DiNAMIQS in den kommerziellen Massstab zu bringen.

"Bei Umsatz und Ergebnis wird sich dieser Zukauf vorerst kaum bemerkbar machen, aber spätestens in drei bis fünf Jahren wird sich das deutlich ändern", kündigt Wienand an. Ab dann dürfte dieses neue Geschäftsfeld signifikante Umsätze erzielen und sich positiv auswirken. Immerhin ist es DiNAMIQS inzwischen bereits gelungen, einen grossen Auftrag von Big Pharma an Land zu ziehen, wie der Manager verrät. 

Für das laufende Geschäftsjahr hat das Unternehmen seine bisherige Prognose nach oben angepasst. Neu peilt Siegfried bei konstanten Wechselkursen ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich (zuvor: tiefer bis mittlerer einstelliger Prozentbereich) und eine Kern-Ebitda-Marge von mehr als 20 Prozent (zuvor: 20% oder darüber) an. Für ihn sei die erhöhte Guidance ein starkes Zeichen an den Markt, sagt CEO Wienand.

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