Bern (awp) - Die Schweizerische Nationalbank (SNB) geht davon aus, dass sich die Inflationsdynamik in der Schweiz auch nach der heute kommunizierten Zinserhöhung nicht rasch abschwächt. Im Gegenteil erwartet sie für 2022 nun eine Jahresteuerung von 3,0 Prozent, wie sie am Donnerstag anlässlich der geldpolitischen Lagebeurteilung mitteilte.

Noch im Juni hatte die Prognose für die Inflation im laufenden Jahr nur auf 2,8 Prozent gelautet. Zur Erinnerung: Im August war die Inflationsrate in der Schweiz auf 3,5 Prozent geklettert.

Die Inflation wird laut der SNB nun bis im ersten Quartal 2023 bei 3,4 Prozent liegen. Danach soll sie sich allmählich abschwächen. Für das Gesamtjahr 2023 wird ein Wert von 2,4 Prozent (bisher: +1,9%), für 2024 von 1,7 Prozent (bisher: +1,6%) vorhergesagt. Bekanntlich peilt die SNB eine Inflation von höchstens 2 Prozent an.

Ohne die heutige Zinserhöhung wäre die Inflationsprognose deutlich höher, betonte die SNB in der Mitteilung vom Donnerstag. Die bedingte Inflationsprognose beruht damit wie immer auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum bei 0,50 Prozent bleibt.

Der jüngste Inflationsanstieg sei vor allem auf höhere Preise für Waren, insbesondere Energie und Nahrungsmittel, zurückzuführen, so die Mitteilung weiter.

BIP-Prognose tiefer

Tiefer ist derweil die Prognose der Währungshüter für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr. Sie prognostizieren einen Anstieg des Schweizer Bruttoinlandproduktes (BIP) von 'rund 2 Prozent', nach bisher 'rund 2,5 Prozent'.

Die SNB erwartet in ihrem Basisszenario für die Weltwirtschaft eine "schwache Wirtschaftsentwicklung", wie es zur Begründung hiess. Bremsend wirke insbesondere die Energiesituation in Europa, die teuerungsbedingten Kaufkraftverluste sowie die strafferen Finanzierungsbedingungen.

Ein globaler Konjunkturabschwung, eine Zuspitzung der Gasknappheit in Europa sowie eine Strommangellage in der Schweiz stellten zudem zusätzliche Risiken dar. Darüber hinaus könne ein erneutes Aufflackern der Corona-Pandemie nicht ausgeschlossen werden.

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