FRANKFURT (Dow Jones)--Mit kräftigen Kursaufschlägen haben Europas Börsen am Dienstag die jüngsten US-Verbraucherpreise begrüßt. Diese sind im November nur um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, und damit deutlich weniger als die erwarteten 0,3 Prozent. Auch im Kern blieb der Preisanstieg mit 0,2 Prozent unter der Prognose von 0,3 Prozent. Damit mehrten sich die Hinweise, dass der Inflationsgipfel überschritten worden ist. Die Daten verringerten den Druck auf die US-Notenbank, die am Mittwoch ihre geldpolitische Entscheidung trifft. Der DAX legte um 1,3 Prozent auf 14.498 Punkte zu, der Euro-Stoxx-50 gewann 1,7 Prozent auf 3.987. Der Euro stieg mit der Dollarschwäche auf den höchsten Stand seit rund sechs Monaten und sprang über die Marke von 1,06 Dollar.


   US-Notenbank entscheidet über Jahresendrally 

Ob die jüngsten US-Verbraucherdaten die Grundlage für eine Jahresendrally bilden, entscheidet sich nach Einschätzung aus dem Handel aber erst mit der geldpolitischen Entscheidung der Fed am Mittwoch. Fed-Präsident Jerome Powell habe bereits in der Vergangenheit den Märkten wehgetan und diese auf den Boden der Realität zurückgeholt, hieß es. Entsprechend vorsichtig agierten die Anleger im Vorfeld.

Nach dem fünften Rückgang der US-Inflationsrate in Serie stehen die Chancen laut QC Partners gut, dass die größte Volkswirtschaft der Welt den Inflationsgipfel nachhaltig überschritten hat. Spannend werde nun, ob Fed-Präsident Jerome Powell am Mittwoch große Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Erhöhungszyklus machen werde. "Viele werden jetzt erwarten, dass Powell nicht nur ein weiteres Abnehmen des Erhöhungstempos in Aussicht stellt, sondern sogar ein Ende der Erhöhungen spätestens zur Jahresmitte 2023."

Bereits vor den US-Preisdaten lagen die Börsen gut im Markt. Wie erhofft deutlich hatte sich der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen in Deutschland gezeigt. Im Dezember wies er zwar noch ein kräftiges Minus von 23,3 aus, dies war jedoch eine deutliche Verbesserung zum Vormonat bei minus 36,7. "Die These von den übertriebenen Rezessionsängsten wird damit erneut bestätigt", sagte ein Händler. Auch Thomas Gitzel, Chefökonom der VP-Bank, betonte: "Je näher das Jahr 2023 rückt, desto besser werden die wirtschaftlichen Aussichten. Die Konjunktursorgen dürften deshalb über die Weihnachtsfeiertage hinweg durchaus in Vergessenheit geraten."

Zinssensible Technologiewerte stellten mit 3,4 Prozent Plus den Hauptgewinner in Europa neben dem Einzelhandelssektor (+2,7%). "Hier wird schon mit Sicht aufs nächste Jahr gekauft", sagte ein Händler. Die Vorlagen wie von Oracle zeigten, dass es fundamental sogar noch besser als erhofft laufe. Gleichzeitig hätten die Multiples einen Boden erreicht, da ein Zinshöhepunkt in Sicht sei. Das Risiko fallender Bewertungen müsse ein Investor daher bei der Branche nicht mehr in Kauf nehmen. Bei Oracle sei vor allem das deutlich stärkere Wachstum im Cloud-Bereich eine Überraschung. Im Quartal schoss die Nachfrage nach Cloud-Produkten nach oben. SAP gewannen 1,5 Prozent. Für Infineon ging es sogar 4,6 Prozent nach oben.

Unternehmensseitig war die Nachrichtenlage erneut dünn. Die Fraport-Aktie gewann nach Verkehrszahlen für November 1,3 Prozent. Die Nach-Corona-Erholung zeigte weiter einen kräftigen Anstieg der Passagierzahlen. Zudem falle auch die Belebung bei Geschäftsreisen auf. Negativ sei allerdings das sinkende Frachtaufkommen, das 14,5 Prozent unter Vorjahr lag. "Das ist mehr als Konjunkturindikator zu interpretieren und spiegelt die rezessiven Tendenzen der Wirtschaft wider", sagte ein Händler.


   Lufthansa gesucht nach erhöhtem Ausblick 

Um 3,7 Prozent nach oben schossen die Aktien der Lufthansa nach ihrem erhöhten Ausblick für 2022. "Das ist nicht ganz unerwartet, weil man ja an den monatlichen Passagierzahlen schon lange sieht, dass es aufwärts geht", sagte ein Händler. Auch die am Morgen vorgelegten Verkehrszahlen von Fraport hätten dies unterstrichen. Im Jahresverlauf seien die Airlines für ihre vorsichtigen Prognosen kritisiert worden, nun liefen auch Oktober und November gut, hieß es. Und Analysten hatten sich seit dem Vortag bullisch zur Branche geäußert, so unter anderem Deutsche Bank, Oddo BHF und Stifel.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
                          stand      absolut         in %           seit 
                                                           Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50          3.986,83       +65,01        +1,7%          -7,3% 
Stoxx-50               3.804,66       +44,13        +1,2%          -0,4% 
Stoxx-600                442,60        +5,62        +1,3%          -9,3% 
XETRA-DAX             14.497,89      +191,26        +1,3%          -8,7% 
FTSE-100 London        7.502,89       +56,92        +0,8%          +0,8% 
CAC-40 Paris           6.744,98       +94,43        +1,4%          -5,7% 
AEX Amsterdam            732,95       +12,26        +1,7%          -8,1% 
ATHEX-20 Athen         2.230,25       +19,09        +0,9%          +4,1% 
BEL-20 Brüssel         3.749,83       +53,66        +1,5%         -13,0% 
BUX Budapest          44.928,04      +977,51        +2,2%         -11,4% 
OMXH-25 Helsinki       4.961,40       +35,39        +0,7%         -11,6% 
ISE NAT. 30 Istanbul   5.648,80       +66,17        +1,2%        +179,0% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.847,14       +27,83        +1,5%          -0,9% 
PSI 20 Lissabon        5.770,36       +22,69        +0,4%          +4,0% 
IBEX-35 Madrid         8.327,70       +68,80        +0,8%          -4,4% 
FTSE-MIB Mailand      24.636,94      +333,26        +1,4%         -11,1% 
RTS Moskau             1.088,97        +0,11        +0,0%         -31,8% 
OBX Oslo               1.114,78       +19,21        +1,8%          +4,3% 
PX  Prag               1.180,24       +12,14        +1,0%         -17,2% 
OMXS-30 Stockholm      2.140,70       +31,77        +1,5%         -11,5% 
WIG-20 Warschau        1.784,67       +29,33        +1,7%         -21,3% 
ATX Wien               3.148,83       +13,40        +0,4%         -19,0% 
SMI Zürich            11.136,62      +102,98        +0,9%         -13,5% 
* zu Vortagsschluss 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut     +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,92                    -0,02       +2,10 
US-Zehnjahresrendite        3,48                    -0,13       +1,97 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Di, 8:14  Mo, 17:31h    % YTD 
EUR/USD                   1,0625        +0,8%      1,0558      1,0530    -6,6% 
EUR/JPY                   143,71        -0,9%      145,34      144,76    +9,8% 
EUR/CHF                   0,9847        -0,2%      0,9871      1,0680    -5,1% 
EUR/GBP                   0,8592        +0,0%      0,8589      0,8585    +2,3% 
USD/JPY                   135,22        -1,6%      137,65      137,52   +17,5% 
GBP/USD                   1,2366        +0,8%      1,2293      1,2261    -8,6% 
USD/CNH (Offshore)        6,9671        -0,3%      6,9835      6,9929    +9,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                17.763,23        +3,5%   17.214,65   17.005,42   -61,6% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %     +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  75,68        73,17       +3,4%       +2,51    +9,2% 
Brent/ICE                  80,86        77,99       +3,7%       +2,87   +11,6% 
GAS                               VT-Settlem.                 +/- EUR 
Dutch TTF                 137,50       136,59       +0,7%       +0,91  +106,7% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %     +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.806,48     1.781,23       +1,4%      +25,25    -1,3% 
Silber (Spot)              23,61        23,50       +0,4%       +0,11    +1,3% 
Platin (Spot)           1.032,75     1.001,00       +3,2%      +31,75    +6,4% 
Kupfer-Future               3,89         3,80       +2,5%       +0,09   -11,7% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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December 13, 2022 12:06 ET (17:06 GMT)