München (Reuters) - Angesichts der Berichte über Attentatspläne auf Rheinmetall-Chef Armin Papperger erwägen andere Rüstungsfirmen eine Verschärfung ihrer Sicherheitsmaßnahmen.

"Für uns ist das Anlass, unsere ohnehin hohen Sicherheitsstandards noch einmal zu überprüfen", sagte ein Sprecher des Rüstungszulieferers Hensoldt am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir beobachten die Situation genau und passen unsere Maßnahmen gegebenenfalls an", sagte auch ein Sprecher von Diehl Defence. Der US-Nachrichtensender CNN und andere Medien wie die "Financial Times" hatten berichtet, die USA und Deutschland hätten einen Anfang des Jahres geplanten Anschlag Russlands auf Papperger vereitelt. Der Rheinmetall-Chef ist eines der prominentesten Gesichter der Rüstungsindustrie in Deutschland. "Die Bundesregierung wird sich nicht einschüchtern lassen", betonte ein Sprecher des Innenministeriums. Russland wies die Berichte über Anschlagspläne als falsch zurück. Es handele sich um "fake news".

Der neue Hensoldt-Chef Oliver Dörre ist weit weniger in der Öffentlichkeit präsent als Papperger. Das Unternehmen mit Sitz in Taufkirchen bei München produziert das Radar für das Flugabwehrsystem IRIS-T, mit dem sich die Ukraine gegen russische Angriffe verteidigt. Der Nürnberger Familienkonzern Diehl stellt das Flugabwehrsystem her. Rheinmetall, einer der größten Produzenten von Munition weltweit, unterstützt die Ukraine unter anderem mit Panzern und Artilleriegeschossen.

Mehreren Medienberichten zufolge hat die russische Regierung Anfang des Jahres ein Attentat auf Papperger geplant. Der Plot sei Teil einer Serie von geplanten Anschlägen auf Manager europäischer Rüstungskonzerne gewesen. Die deutschen Geheimdienste hätten die Pläne zunichtegemacht, nachdem sie von den USA darüber informiert worden waren.

Das Bundesinnenministerium verwies auf eine breite Bedrohung Deutschlands durch Russland, nahm aber nicht konkret zu russischen Anschlagsplänen Stellung. "Die Bedrohungen reichen von Spionage, Sabotage und Cyberattacken bis hin zu Staatsterrorismus", sagte ein Sprecher. Zu Einzelheiten könne er nichts sagen. Es sei aber klar, dass man einer vielfältigen Bedrohung ausgesetzt sei. "Die Bundesregierung wird sich nicht einschüchtern lassen. Wir haben unsere Schutzmaßnahmen angesichts der russischen Bedrohung in den letzten zwei Jahren massiv hochgefahren", unterstrich der Sprecher.

Man könne zu dem Sachverhalt aus Sicherheitsgründen keine Stellung nehmen, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums. Rheinmetall hat seinen Sitz in Düsseldorf. Es gebe immer wieder neue Vorfälle in Unternehmen, bei denen überprüft werde, ob diese Russland zuzuordnen seien, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft, Günther Schotten. Viele Firmen hätten professionelle Sicherheitsabteilungen, die immer wieder überprüften, ob ihre Sicherheitsvorkehrungen angemessen seien.

"ES GIBT MENSCHEN, DIE NICHT MÖGEN, WAS ICH MACHE"

Papperger machte deutlich, dass der CNN-Bericht wohl nicht aus der Luft gegriffen sei. "CNN schaut nicht einfach in den Himmel", sagte er der "Financial Times". Er hat sich immer wieder für mehr Waffenlieferungen an die Ukraine starkgemacht. Sein Konzern, einer der größten Hersteller von Munition weltweit, betreibt gemeinsam mit der Ukraine einen Reparaturbetrieb für Panzer im Westen des Landes. Erst im Juni hatte Papperger angekündigt, die Zusammenarbeit mit der Ukraine ausweiten und Lynx-Schützenpanzer liefern zu wollen. Es sei ein Anliegen Rheinmetalls, die Ukraine in ihrer kritischen Lage zu unterstützen, hatte er immer wieder betont.

Der Manager wird bei Auftritten von Sicherheitsleuten begleitet. "Ich bin dankbar, dass es dieses Sicherheitspersonal gibt", hatte Papperger Anfang Mai gesagt. "Es gibt wohl tatsächlich einige Menschen auf der Welt, die das nicht mögen, was ich mache." Die Bundesrepublik kümmere sich darum, dass er sicher sei. "Da bin ich auch dankbar", hatte er betont. "In regelmäßiger Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden werden stets die erforderlichen Maßnahmen getroffen", hatte ein Rheinmetall-Sprecher gesagt. Unbekannte hatten im April einen Brandanschlag auf eine Gartenlaube in Pappergers Anwesen in Niedersachsen verübt. Die Ermittlungen laufen.

(Bericht von Alexander Hübner, Andreas Rinke und Matthias Inverardi, redigiert von Philipp Krach.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)