Qualys wurde im Jahr 1999 gegründet, also mitten in der Dotcom-Blase. Das Unternehmen zählte zu den Pionieren am Markt für SaaS-Sicherheitslösungen. Im Laufe der Jahre hat sich die Gesellschaft eine solide Reputation erarbeitet: Heute sind 46 % der Fortune-500-Unternehmen (die 500 umsatzstärksten US-Unternehmen) Kunden von Qualys.

Das Geschäft entwickelt sich sehr solide, ist hochprofitabel und erfreut sich eines gesunden Wachstums - ganz im Gegensatz zum überproportionalen Wachstum von Unternehmen wie Snowflake oder Cloudflare. Das erklärt zum Teil, warum das Unternehmen langsamer, aber auch sicherer gewachsen ist. Qualys verkauft seinen Kunden nichts, was sie nicht brauchen. Vielmehr passt man sich der Nachfrage an, was zu Zufriedenheit und langjähriger Kundentreue führt.

In einem stark fragmentierten Markt mit vielen Akteuren gehört Qualys zu den zehn Anbietern, die es geschafft haben, sich mit einem einzigartigen Leistungsversprechen von der Masse abzuheben.

Qualys ermöglicht die Sicherung von Cloud-Architekturen mittels Sensoren, die eine kontinuierliche Überwachung der Sicherheitssysteme gewährleisten. Das Hauptprodukt, die Plattform Qualys Cloud, und die integrierten Anwendungen unterstützen Unternehmen bei der Vereinfachung ihrer Sicherheits- und Schutzmaßnahmen. Dabei sinken gleichzeitig die Kosten für die Einhaltung von Vorschriften, indem kritische Sicherheitsinformationen auf Abruf bereitgestellt werden. Das gesamte Auditing, die Sicherung der Compliance und der Schutz von IT-Systemen und Webanwendungen laufen automatisiert ab.

Im Gegensatz zu anderen Akteuren - und anstatt wie seine Mitbewerber Beratungsleistungen oder gezielte Lösungen zu vermarkten - hat das Unternehmen eine skalierbare Plattform entwickelt. Diese bietet die Möglichkeit, die gesamte Bandbreite an Cybersicherheitslösungen unter einem Dach zu integrieren. Die Cloud-Plattform von Qualys fungiert als eine Art Schirm, unter dem ein integriertes Lösungspanel alle Cybersicherheitstools in einem einzigen Portal zusammenführt.

Das Ziel besteht darin, dem Kunden einen "One-Stop-Shop" zu bieten, der einfach zu installieren und zu überwachen ist. Der Mehrwert für den Kunden ist offensichtlich und unterscheidet sich von anderen Anbietern. Die Plattform ist einfach zu nutzen und für den Kunden kostengünstig: Er muss keine Hardware kaufen oder verwalten, und da sich alles in der Cloud befindet, fallen weder Kapital- noch Personalkosten an.

Damit fungiert Qualys in seinem Sektor gewissermaßen als „Kontrollturm“. Das Unternehmen hat einen perfekten Product Market Fit gefunden, der ihm gegenüber der Konkurrenz eine Position der Stärke verschafft. Allein die EBITDA-Marge spricht Bände, denn sie ist höher als bei allen vergleichbaren Unternehmen (47 % gegenüber einem Branchenmedian von nur 13 %).

Qualys wendet nur geringe Mittel für Forschung und Entwicklung auf. Seine Wettbewerber müssen dagegen deutlich höhere Beträge in diesen Bereich investieren, um wettbewerbsfähige Lösungen zu entwickeln. Das Unternehmen beschränkt sich darauf, diese Lösungen als Aggregator in seine Plattform zu integrieren. Die sich daraus für Qualys und auch für seine Partner ergebenden Vorteile sind vielfältig:

  • Für die Wettbewerber kommt es darauf an, in die Plattform von Qualys integriert zu sein, um von den Kunden ausgewählt zu werden. Dadurch kann Qualys Kosten für die Geschäftsentwicklung einsparen. Stattdessen obliegt es den Mitbewerbern, sich um die Integration zu bemühen. Dabei generiert Qualys 41 % der Umsatzerlöse indirekt, also über die verschiedenen Anbieter von Cybersicherheitslösungen.
  • Für große Integratoren und Beratungsunternehmen (wie Accenture oder IBM) ist es einfacher und unkomplizierter, bei ihren Kunden eine schlüsselfertige Lösung zu installieren.
  • Für die großen Cloud-Anbieter (Amazon AWS, Microsoft Azure oder Google Cloud) ist Qualys eine Plattform, die alle Lösungen zentralisiert, Probleme im Rechnungswesen minimiert und den Kunden Sicherheit bietet.

Aus diesem Grund ist Qualys für viele Akteure von großer strategischer Bedeutung. Das Unternehmen befindet sich gewissermaßen an einer Wegkreuzung und ist strategisch so aufgestellt, dass für alle ein hoher Mehrwert entsteht - und das zu geringen Kosten und Gebühren. Mit dieser schlüsselfertigen „Kontrollturm“-Lösung können die Qualys-Kunden alle mit dem Netzwerk verbundenen Assets steuern und überwachen. Eventuelle Netzwerk-Schwachstellen werden in Echtzeit analysiert. So kann das Unternehmen präventiv agieren und im Falle eines Eindringens von außen Abwehrmaßnahmen umsetzen.

Der Weg eines wahren Unternehmers

Qualys wurde vor allem von Philippe Courtot entwickelt, einem französisch-amerikanischen Unternehmer, der hier kaum bekannt ist, aber jenseits des Atlantiks als wahres Genie und Förderer der Tech-Branche gilt. Seit seinem Tod im Jahr 2021 hält die Familie Courtot 9,11 % des Kapitals. Courtot wurde im Jahr 2001 CEO von Qualys. Das Unternehmen war aber bereits zwei Jahre zuvor, mitten in der Dotcom-Blase von 1999, gegründet worden. Seit Courtots Tod wird das Unternehmen von dem brillanten ehemaligen Ingenieur Sumedh Thakar geführt, der seit 2003 für Qualys tätig ist.

An dieser Stelle ein kleiner Exkurs, um den durchsetzungsstarken und visionären Charakter des Gründers zu illustrieren: Philippe Courtot war nacheinander CEO von fünf Unternehmen. Zunächst fungierte er als Präsident und CEO von Thomson-CGR, einem Medizintechnikunternehmen, das damals eine Tochtergesellschaft eines der weltweit größten Unternehmen für medizinische Bildgebung war. Im Jahr 1988 erhielt Courtot den Benjamin-Franklin-Preis für seinen Beitrag zur Entwicklung einer nationalen Kampagne, die auf die Vorteile der Brustkrebsfrüherkennung durch Mammografie aufmerksam machen sollte. Kurz darauf schloss er sich als Präsident dem E-Mail-Anbieter cc:Mail an. Zwei Jahre später bot Microsoft an, cc:Mail für 12 Mio. USD zu übernehmen. Courtot lehnte ab und verkaufte das Unternehmen ein Jahr später für ganze 55 Mio. USD an Lotus Software. 1993 wechselte er zu Verity, einem Unternehmen, das geistiges Eigentum und Software verwaltet. Er führte das Unternehmen bis zum Börsengang 1995 und war ab 1997 für Signio tätig, einen Dienstleister für den elektronischen Zahlungsverkehr, den Courtot 1999 neu ausrichtete und zu einem großen Anbieter von sicheren Zahlungen in der Elektronikbranche entwickelte. Im Jahr 2000 übernahm VeriSign das Unternehmen für 1,3 Mrd. USD, und Courtot war für einige Zeit mit der Integration betraut. Bereits zu dieser Zeit warf der französische Geschäftsmann ein Auge auf Qualys. Er hatte schon seit der Gründung im Jahr 1999 in gewissem Umfang in das Unternehmen investiert, da er von der Relevanz der Sicherung des Internets und der Daten, die wir dort hinterlassen, überzeugt war. Im Jahr 2001 wurde Courtot zum CEO von Qualys ernannt, nachdem er das nunmehr in VeriSign integrierte Signio verlassen hatte. 2004 verlieh ihm das SC Magazine den Editor‘s Choice Award für seine Aktivitäten im Bereich der Netzwerksicherheit und für die Gründung von CSO Interchange, einem Forum, in dem Anwender Informationen aus der Sicherheitsbranche austauschen können. Im Jahr 2011 ernannte ihn das SC Magazine bei seiner europäischen Preisverleihung zum CEO des Jahres. Courtot brachte Qualys 2012 an die Börse und blieb bis März 2021 CEO (bevor er einige Monate später von uns ging). Er bleibt als herausragender Unternehmer in Erinnerung, der ein Schiff hochseetüchtig gemacht hat, das offenbar den richtigen Kurs halten kann.

Potenzieller Multibagger

Qualys weist zahlreiche Kriterien auf, die für eine potenzielle Multibagger-Aktie charakteristisch sind. Hierbei handelt es sich um Titel, deren Kurse in den kommenden Jahren um das Zehn-, Zwanzig- oder Fünfzigfache steigen könnten. Wir halten also Ausschau nach hochrentablen Unternehmen, die Gewinne kontinuierlich in ihr weiteres Wachstum reinvestieren können. Unternehmen dieser Kategorie bieten in der Regel eine solide Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) - und das bei wachsender Kapitalbasis. Qualys generiert einen durchschnittlichen ROCE von rund 25 % und vermehrt sein eingesetztes Kapital stetig.

Da fast alle Erträge aus dem wiederkehrenden Geschäft erwirtschaftet werden, kann Qualys mit einer gewissen Ergebnissicherheit aufwarten.

Mit Blick auf die geografische Verteilung entfallen 60 % des Umsatzes auf die USA und 40 % auf die übrige Welt.

Wie bereits erwähnt, integriert das Plattform-Modell von Qualys die Lösungen anderer Anbieter über eine intuitive und benutzerfreundliche Schnittstelle. Dies hat neben begrenzten F&E-Kosten den positiven Effekt einer Art Omnipräsenz, die sich allmählich zu einem beträchtlichen Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen entwickelt. Übrigens erzielte Qualys im Jahr 2021 eine branchenführende EBITDA-Marge von über 47 % und eine FCF-Marge von rund 43 % - eine unglaublich hohe Cash Conversion!

Natürlich expandiert die Cybersecurity-Branche weiter stark. Dabei wird die Einführung integrierter Lösungen zunehmend von Compliance-Anforderungen bestimmt und nicht mehr nur von reinen Ermessensentscheidungen. Diese langfristigen Impulse (z. B. der Megatrend Cyberkriminalität) resultieren eher aus den Anforderungen von Versicherern oder Geschäftspartnern und weniger aus den Absichten des Managements.

Der Gesamtmarkt für Cloud-Sicherheit wird für das Jahr 2022 auf 36 Mrd. USD geschätzt. Qualys geht davon aus, dass der Markt bis 2025 auf ein Volumen von 51 Mrd. USD wächst.

Diese Dynamik spiegelt sich auch in den Geschäftszahlen wider, denn der Umsatz stieg zwischen 2011 und 2021 um mehr als das Fünffache (von 76 auf 411 Mio. USD).

Die Stärke des Integratorenmodells zeigt sich im herausragenden Margenniveau (80 % brutto, 30 % operativ) sowie in der erstklassigen Rentabilität (ROE 30 %, ROA 16 %, ROCE 25 %).

Wie bereits deutlich wurde, ist das Geschäftsmodell keineswegs kapitalintensiv. Qualys könnte fast ohne Eigenkapital auskommen, da die Kunden für die angebotenen Leistungen im SaaS-Modell (Software-as-a-Service) Vorauszahlungen leisten.

Zudem wächst Qualys fast ausschließlich organisch mit bis dato nur sehr wenigen Übernahmen - ein weiteres hochattraktives Merkmal, das sowohl das Umsetzungsrisiko (Integrationsfähigkeit) als auch das finanzielle Risiko (Steuerung des Verschuldungsgrades) begrenzt.

Im Übrigen ist Qualys bilanziell äußerst solide aufgestellt. Mit einer derart hohen Cash-Generierung fällt es dem Unternehmen leicht, weiteres Kapital zu akquirieren, um in den kommenden Jahren Übernahmen tätigen zu können und so seine marktbeherrschende Stellung zu festigen. Ein weiterer Pluspunkt für Qualys.

Die Bilanz gleicht mit einem Cashflow, der fast das Vierfache der gesamten Passiva abdeckt, einer stabilen Schutzmauer. Qualys ist schuldenfrei und die Kostenstruktur tendiert quasi gen null. Natürlich haben wir die Bilanz um die vorab vereinnahmten Erträge (unter dem Posten „unearned revenue“), die gemäß Rechnungslegungsstandard auf der Passivseite erfasst werden (solange die Leistung noch nicht vollständig erbracht wurde), angepasst. Dabei handelt es sich jedoch nicht um echte Schulden, sodass das Unternehmen durchaus als schuldenfrei bezeichnet werden kann.

Bewertung

Die Aktie wird derzeit mit dem 10-Fachen des Umsatzes und dem 54-Fachen des für 2022 prognostizierten Gewinns gehandelt. Die Kennzahl, die uns bei dieser Art von besonders gut geführten (hochprofitablen und finanziell gesunden) Unternehmen am meisten interessiert, ist die FCF-Rendite. Sie liegt derzeit bei 3,8 % des für 2022 geschätzten freien Cashflows von 191 Mio. USD. Auf diesem Niveau dürfte die Qualität im Großen und Ganzen eingepreist sein. Da das Unternehmen jedoch nicht so hoch bewertet zu sein scheint, besteht noch etwas Spielraum, um auf diesem Kursniveau einzusteigen.

Obsoleszenz ist kein Thema

Stellt man sich die Frage nach der Dauerhaftigkeit des nachhaltigen Wettbewerbsvorteils (der auch als „wirtschaftlicher Burggraben“ bzw. auf Englisch als „Economic Moat“ bezeichnet wird), haben wir trotz des Tech-Charakters des Unternehmens keine Bedenken: Denn dieses Risiko betrifft nicht Qualys direkt, sondern eher die in die Plattform des Unternehmens integrierten Dienstleister.

Fazit

Das starke Wachstum des Unternehmens wird vom Trend zur Digitalisierung der Gesellschaft und dem Schutz unserer Daten getragen. Qualys ist außerdem hochprofitabel, verfügt über eine hervorragende Kapitalausstattung und wird von einem kompetenten und integren Management geführt. Mit anderen Worten: eine Art „eierlegende Wollmilchsau“, die an den Finanzmärkten ein eher seltenes Phänomen ist und für Aktionäre, die über mehrere Jahre investiert sind, in vielen Fällen hohe Renditen abwirft.