NEW YORK/LONDON (dpa-AFX) - Die Aktien von Tabakkonzernen haben am Freitag unter Aussagen der US-Gesundheitsbehörde FDA gelitten. Diese will dafür sorgen, dass der Nikotingehalt in Zigaretten soweit abgesenkt wird, dass er Raucher nicht mehr abhängig macht. Aus dem Weißen Haus hieß es, man unterstütze diese Pläne.

Die Kurse der Branchenunternehmen stürzten daraufhin zwar erst einmal ab, konnten ihre Verluste anschließend aber wieder eindämmen. Die Reaktionen von Börsianern fielen überwiegend gelassen aus. Ähnliches galt für die ersten Stellungnahmen aus der Branche.

Am schlimmsten traf es den amerikanischen Branchenvertreter Altria , bei dem zuletzt immer noch ein Minus von 9,75 Prozent zu Buche stand. Dagegen machten die Titel von Philip Morris ihren Kursrutsch wieder fast wett. An der Londoner Börse schlossen British American Tobacco (BAT) und Imperial Brands mit Verlusten von 6,80 beziehungsweise 3,79 Prozent. Zu bedenken ist indes, dass außer bei Imperial Brands die Kurse im Juni allesamt Rekordstände erreicht hatten.

Von BAT hieß es, man fühle sich durch die Aussagen der US-Gesundheitsbehörde ermutigt und und freue sich darauf, bei den Plänen zur Regulierung des Nikotingehalts in Zigaretten mitzuwirken. Die BAT-Tochter Reynolds American sagte, die Aussagen der FDA kämen nicht überraschend und man sei auf deren Pläne gut vorbereitet.

Den Experten der US-Bank Wells Fargo zufolge sind die FDA-Pläne positiv für Altria und Philip Morris. Ähnlich war der Tenor in einem Kommentar des Analysehauses Jefferies zu den Auswirkungen auf die Branche.

Analyst Mike van Dulken von Accendo Markets sprach von einer möglichen Überreaktion der Aktienkurse auf die Nachricht. Denn zunächst gehe es nur um einen Plan der FDA, einen öffentlichen Dialog zum Schutz von Kindern sowie zur Reduzierung von Krankheiten und tödlichen Folgen durch das Rauchen anzustoßen. Dazu könnte eine Regulierung existierender Produkte durch ermutigende Innovationen für zukünftige, weniger schädliche Produkte ausgeglichen werden. Und nicht zuletzt sollte der Einfluss der mächtigen Tabakindustrie nicht unterschätzt werden.

Die Auswirkungen der FDA-Pläne für die Branche seien kaum zu überschätzen, befürchtet dagegen Neil Wilson vom Handelshaus ETX Capital. Da dadurch sowohl die Zahl der Raucher als auch der Konsum der verblieben Raucher deutlich zurückgehen sollten, seien erhebliche Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne zu befürchten. Zudem könnten außer der FDA auch andere Gesundheitsbehörden zu ähnlichen Maßnahmen greifen - etwa in Europa, wo die rechtlichen Bestimmungen ohnehin schon streng seien./gl/he