Wien (Reuters) - Der österreichische OMV-Konzern stellt sich auf ein weiterhin sehr schwieriges Marktumfeld für seinen schwächelnden Chemiebereich ein.

"Jetzt im vierten Quartal und voraussichtlich auch im ersten Quartal des nächsten Jahres sehen wir das", sagte Vorstandschef Alfred Stern am Dienstag. Die einst von ihm zum Wachstumsmotor erkorene Geschäftsparte rund um die Petrochemie-Tochter Borealis rutschte im dritten Quartal in die roten Zahlen und schrieb einen Verlust von elf Millionen Euro, nach einem Gewinn von 214 Millionen Euro im Jahr davor. Die OMV begründete das mit niedrigeren Margen infolge einer schwächeren Nachfrage. Aber auch insgesamt lief es für Österreichs größten Industriekonzern schon einmal besser: Von Juli bis September hat sich das um Lagereffekte bereinigte operative Ergebnis (CCS Ebit) auf 1,33 Milliarden Euro mehr als halbiert. Unter dem Strich brach der Gewinn (CCS Überschuss) um 64 Prozent auf 431 Millionen Euro ein. Zu spüren bekommt die OMV hier den Rückgang der im Vorjahr massiv gestiegenen Öl- und Gaspreise.

OMV BLEIBT DEUTLICH UNTER DEN ERWARTUNGEN

Während der Verlust im Bereich Chemicals & Materials von Analysten erwartet worden war, blieb die OMV vor allem in den beiden anderen Geschäftsbereichen unter den Erwartungen. Anlegern schmeckte das nicht. Die OMV-Aktie fiel an der Wiener Börse zeitweise um mehr als drei Prozent.

Auch der Bereich Energy, der sich mit der Suche und Förderung von Öl und Gas befasst, verbuchte höhere Einbußen als erwartet. Der operative Gewinn schrumpfte hauptsächlich wegen niedrigerer Öl- und Gaspreise um 68 Prozent auf 942 Millionen Euro. Zulegen konnte die OMV hingegen im Bereich Fuels & Feedstock. Dort stieg der operative Gewinn um gut ein Fünftel auf 418 Millionen Euro. Vor allem im Raffineriegeschäft - der Weiterverarbeitung von Öl zu Treibstoffen - lief es besser. Der Auslastungsgrad konnte auf 84 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt werden. In der Raffinerie Schwechat kam es im Vorjahr zu einem Unfall, der die Anlage für Monate lahm legte.

"Insgesamt ist das dritte Quartal eine leichte Enttäuschung, da weder der Energiebereich noch der Bereich Kraftstoffe und Rohmaterialien in der Lage waren, die von uns geschätzte Rentabilität zu erreichen", sagte Erste-Group-Analyst Tamas Pletser. "Die einzige positive Nachricht war, dass der Bereich Chemicals & Materials dank eines starken Beitrags von Borouge einen geringeren Verlust als von uns vorhergesagt verzeichnete".

AKTIVE VERHANDLUNGEN MIT ADNOC ÜBER FUSION VON CHEMIESPARTE

Die Österreicher verhandeln derzeit mit dem staatlichen Ölkonzern Adnoc aus Abu Dhabi über eine mögliche Fusion ihrer Petrochemie-Sparten Borealis und Borouge. Laut Stern laufen derzeit "aktive Verhandlungen" mit dem Ziel, ein Unternehmen zu schaffen, an dem Adnoc und OMV die gleichen Anteile und Rechte halten und das börsennotiert ist. Mit diesem Schritt soll das Polyolefin-Geschäft vorangetrieben werden, so Stern. Weitere Details wollte er nicht nennen.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

- von Alexandra Schwarz-Goerlich