FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten geht es am Montagnachmittag nach unten. Die schwache Eröffnung an der Wall Street sowie die Nachrichten aus China belasten die Stimmung an der Börse. "China bekommt Corona einfach nicht in den Griff", so ein Händler. Nach der Priorisierung der Null-Covid-Politik über die Impfkampagne der Pekinger Stadtregierung und den neuen Fällen in Schanghai würden neue Lockdowns wieder wahrscheinlicher - mit negativen Auswirkungen auf die Lieferketten. Zudem lagen die Inflationsdaten aus China über der Erwartung. Aber auch die Sorgen um die Gasversorgung in Europa belasten die Stimmung. Der DAX fällt um 1,2 Prozent auf 12.863 Punkte, im Tagestief notierte er bereits bei 12.774 Zählern. Der Euro-Stoxx-50 verliert um 0,9 Prozent auf 3.476 Punkte.

Nachdem China wegen neuer Covid-19-Ausbrüche wieder Lockdown-Maßnahmen verhängt hat, geht nicht nur am Ölmarkt wieder die Sorge vor einer sinkenden Nachfrage um. Entsprechend fallen die Ölpreise, Brentöl verbilligt sich um 1,8 Prozent. Offenbar breitet sich nun die ansteckendere Omikron-Variante BA.5 in China aus, wobei am Sonntag der erste Fall in Schanghai erfasst wurde. Im Zuge dessen wurde am Montag über die Sonderverwaltungszone Macau ein Lockdown verhängt. Der Sektor der Ölwerte verliert 0,6 Prozent.

Daneben drückt die Sorge vor einem Gaslieferstopp auf die Stimmung, die jährliche Wartung der Pipeline Nordstream 1 sollte am Morgen beginnen. Wenn ab dem geplanten Wartungsende am 21. Juli wieder normal Gas aus Russland fließe, dürfte dies für Entspannung an den Märkten sorgen, meint Ökonom Thomas Gitzel von der VP-Bank. Angesichts der Planungslosigkeit in der Energiepolitik seien deutsche Aktien im Moment "nahezu nicht investierbar", warnt Jochen Stanzl von CMC Markets.


   Euro weiter nahe Parität zum Dollar 

Vom Umfeld kommen kaum Impulse, der Euro fällt wieder leicht und liegt mit 1,007 Dollar nur noch knapp über der Parität. Seit Anfang des Jahres hat der Euro gegenüber dem US-Dollar 12 Prozent an Wert verloren. Die konjunkturelle Unsicherheit könnte dazu führen, dass die Gemeinschaftswährung bald sogar unter die Dollar-Parität fällt. Laut Sonja Marten, Leiterin Research Devisen und Geldpolitik bei der DZ Bank, ist ein immer schwächer werdender Euro für die exportorientierte deutsche Wirtschaft im aktuellen Umfeld kein Vorteil, sondern potenziell sogar eine Belastung. "Der exportfördernde Effekt einer schwachen Währung wird durch den extremen Anstieg der Importpreise für Vorprodukte aufgefressen", erklärt Marten. Deshalb sei die aktuelle Schwäche des Euro lediglich ein Inflationsbeschleuniger und bringe vielen Exporteuren keinerlei Vorteile.


   Nordex sammelt erneut Kapital 

Die Nachrichtenlage ist zum Start in die Woche vergleichsweise dünn. Nordex gewinnen nach zunächst starken Abgaben zur Eröffnung nun 3 Prozent. Das Unternehmen hat die zweite Kapitalerhöhung innerhalb von zwei Wochen angekündigt. Nachdem Acciona die erste Kapitalerhöhung allein gezeichnet hat, bittet Nordex nun alle Aktionäre zur Kasse. Das Grundkapital steigt um gut 20 Prozent. Die Citi-Analysten nennen die Erhöhung "erwartbar". Händler sehen zudem positiv, dass damit die Runde der Kapitalerhöhungen abgeschlossen sein dürfte. Positiv sei auch, dass die Kapitalerhöhung von den beteiligten Banken garantiert worden sei, ergänzt ein Marktteilnehmer.

Die Analysten von Bernstein haben Siemens (-2,8%) auf "Underperform" gesenkt. Der Titel teile derzeit aber vergleichbar viele Risiken mit anderen Qualitätsaktien. So habe die Überbewertung 10 Prozent erreicht und der Titel sei negativ empfindlich gegenüber den Anleiherenditen. Hinzu trete ein qualitativer Abschlag aufgrund der konglomeraten Struktur. Bernstein erkennt auch ein Margenrisiko im Auftragsbuch für Züge im Wert von 36 Milliarden Euro im Geschäftsbereich Mobilität und unrealistische Erwartungen.


   Übernahmen von Autogrill für Dufry strategisch sinnvoll 

Schon seit längerem wurde ein solcher Schritt an der Börse erwartet, nun ist es offiziell. Dufry, der schweizerische Betreiber von Duty-Free-Shops, übernimmt die Autogrill SpA, den italienischen Betreiber von Autobahnraststätten und Flughafenrestaurants. Der Deal wird an der Börse als strategisch sinnvoll eingestuft. Die Holding der Familie Benetton wird ihren kompletten Autogrill-Anteil von 50,3 Prozent an Dufry übertragen. Sie erhält 0,158 Dufry-Aktien für jede Autogrill-Aktie. Die Autogrill-Aktionäre können wählen zwischen neuen Dufry-Aktien in demselben Tauschverhältnis wie bei der Benetton-Transaktion oder einer Barkompensation von 6,33 Euro je Autogrill-Aktie. Die Aktie von Dufry legt um 5,3 Prozent zu, Autogrill verlieren 7,8 Prozent auf 6,31 Euro und notieren damit knapp unter dem Bargebot.


=== 
Euro-Stoxx-50           3.476,35       -0,9%      -30,20     -19,1% 
Stoxx-50                3.498,00       -0,2%       -6,83      -8,4% 
DAX                    12.863,33       -1,2%     -151,90     -19,0% 
MDAX                   25.755,53       -2,1%     -545,13     -26,7% 
TecDAX                  2.974,46       -1,0%      -31,14     -24,1% 
SDAX                   12.188,61       -1,4%     -174,02     -25,8% 
FTSE                    7.188,25       -0,1%       -7,99      -2,5% 
CAC                     5.987,71       -0,8%      -45,42     -16,3% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                 absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,24                   -0,11      +1,42 
US-Zehnjahresrendite        3,00                   -0,08      +1,49 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %    Mo, 8:03  Fr, 18:30   % YTD 
EUR/USD                   1,0074       -1,1%      1,0140     1,0160  -11,4% 
EUR/JPY                   138,36       -0,2%      138,95     138,33   +5,7% 
EUR/CHF                   0,9884       -0,7%      0,9926     0,9944   -4,7% 
EUR/GBP                   0,8470       +0,1%      0,8469     0,8452   +0,8% 
USD/JPY                   137,35       +0,9%      137,02     136,14  +19,3% 
GBP/USD                   1,1897       -1,1%      1,1974     1,2023  -12,1% 
USD/CNH (Offshore)        6,7149       +0,4%      6,7084     6,6913   +5,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                20.387,11       -3,0%   20.480,81  21.662,20  -55,9% 
 
ROHÖL                    zuletzt   VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 102,69      104,79       -2,0%      -2,10  +42,3% 
Brent/ICE                 105,33      107,02       -1,6%      -1,69  +40,6% 
GAS                               VT-Schluss                +/- EUR 
Dutch TTF                 170,00      169,13       -3,0%      -5,21  +45,2% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.739,55    1.742,80       -0,2%      -3,25   -4,9% 
Silber (Spot)              19,27       19,31       -0,2%      -0,04  -17,3% 
Platin (Spot)             879,10      898,00       -2,1%     -18,90   -9,4% 
Kupfer-Future               3,41        3,53       -3,5%      -0,12  -23,2% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/flf

(END) Dow Jones Newswires

July 11, 2022 10:12 ET (14:12 GMT)