PLANEGG (dpa-AFX) - Beim Biotechunternehmen Morphosys zeigen die jahrelangen Vorarbeiten auf das erste eigene Medikament Wirkung. Die Blutkrebstherapie Monjuvi wurde in den USA erst Mitte August auf den Markt gebracht und hat in den Wochen danach bis zum Quartalsende dem MDax-Unternehmen bereits 4,4 Millionen Euro eingespielt. Das Unternehmen schaut daher zuversichtlich auf das Jahr.

An der Börse sorgte die Nachricht am Donnerstag kurz für Euphorie und dann für eine unklare Richtung: Die Aktie ging gleich in der Frühe um rund fünf Prozent in die Höhe, anschließende Gewinnmitnahmen drückten den Kurs dann aber mit rund einem Prozent ins Minus, ehe er zuletzt wieder rund 0,8 Prozent im Plus lag.

Das Mittel Monjuvi ist der große Hoffnungsträger des nahe München angesiedelten Antikörperspezialisten und 2020 deshalb ein wichtiger Meilenstein in der 28-jährigen Firmengeschichte. Lange hatte Morphosys anderen Firmen zugearbeitet, sich dann aber entschieden, den Fokus verstärkt auch auf eigene Medikamente zu richten. Überraschend auch für Morphosys selbst hatte sich bereits im Herbst 2017 die US-Arzneimittelbehörde FDA positiv zu dem damaligen Prüfmedikament geäußert und eine beschleunigte Prüfung der Zulassung versprochen. Morphosys hatte daraufhin zügig eine eigene Vertriebsgesellschaft in den USA aufgebaut, die den Marktstart vorbereitete.

Im Sommer bekam Monjuvi in den USA die lang ersehnte Zulassung in Kombination mit dem Medikament Lenalidomid als sogenannte Zweitlinientherapie bei einem speziellen Blutkrebs. Wenige Tage später wurde nach Unternehmensangaben bereits der erste Patient behandelt. Damit schwingt sich Monjuvi gleich vom Fleck weg zum großen Wachstumsträger auf: Im dritten Quartal stieg der Konzernumsatz um 76 Prozent auf 22 Millionen Euro, wie Morphosys am Mittwoch mitgeteilt hatte.

Monjuvi trug somit im Berichtszeitraum ein Fünftel zum Konzernumsatz bei. Den größten Batzen am Erlös mit rund 10,2 Millionen lieferten indes noch Tantiemen. Morphosys ist am Umsatz des Schuppenflechtemittels Tremfya von Janssen beteiligt, das auf einem ihrer Antikörper basiert. Laut Goldman-Analyst Graig Suvannavejh übertraf Morphosys die Umsatzerwartungen.

Partner in den USA für Monjuvi ist die US-Firma Incyte, das sich außerhalb der Vereinigten Staaten die alleinigen Vermarktungsrechte gesichert hatte. Bereits zum Jahresstart hatte Morphosys eine Meilensteinzahlung in Höhe von einer Dreiviertelmilliarde Dollar durch die US-Amerikaner bekommen. Dank dieser wurden die Erlöse in den ersten neun Monaten wie bereits bekannt auf knapp 292 Millionen Euro nahezu verfünffacht. Unter dem Strich fiel ein Gewinn von mehr als 114 Millionen Euro an nach einem Fehlbetrag von rund 53 Millionen Euro vor einem Jahr. Im dritten Quartal sorgten die Vorarbeiten für Forschung und Entwicklung sowie für die Vermarktung allerdings für rote Zahlen.

Unterdessen läuft die Forschung am Monjuvi-Wirkstoff Tafasitamab weiter, auch für andere Krebserkrankungen. Untern anderem sollen 2021 zwei weitere zulassungsrelevante Studien beginnen. Morphosys und Incyte gaben zudem eine weitere Forschungspartnerschaft für Tafasitamab mit dem kalifornischen Unternehmen Xencor bekannt. Daneben geht das MDax-Unternehmen eine weitere Kooperation mit der Cherry Biolabs GmbH für die Nutzung bestimmter Technologien ein.

Morphosys hatte bereits Ende Oktober wegen des Marktstarts von Monjuvi seine Jahresprognosen angehoben, der Vorstand begründete die neuen Ziele auch mit einer höheren Umsatzbeteiligung an Tremfya. Die neuen Ziele sehen einen Anstieg beim Umsatz auf 317 bis 327 Millionen Euro vor nach knapp 72 Millionen Euro vor einem Jahr. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll bei 10 bis 20 Millionen Euro herauskommen, 2019 hatte Morphosys hier noch ein Minus von rund 108 Millionen Euro verbucht./tav/eas/jha/