Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist zu Wochenschluss mit angezogener Handbremse unterwegs und pendelt um die Vortagesschlusskurse. Am Donnerstag hatte vor allem die überraschende Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) die Notierungen nach oben getrieben. Als erste grosse Notenbank hatte sie den "Sieg über die Inflation" verkündet. Die als taubenhaft aufgenommenen geldpolitischen Entscheidungen der Notenbanken in den vergangenen beiden Tagen stützen das Sentiment nun grundsätzlich weiter, sagten Marktbeobachter.

Hinzu kommen Wirtschaftsdaten, die für Konjunkturoptimismus sorgen. So hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft laut Ifo-Geschäftsklimaindex im März deutlich verbessert. Rezessionsängste als Folge der restriktiven Geldpolitik seien an den Märkten immer weniger ein Thema, sagten Börsianer. Positiv stimme auch der gute Börsenstart von Zugang Galderma, hiess es.

Der Leitindex SMI notiert gegen 11 Uhr 0,04 Prozent tiefer auf 11'698,85 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,25 Prozent auf 1920,86 und der breite SPI 0,10 Prozent auf 15'361,43 Punkte. Im SLI halten sich Gewinner und Verlierer in etwa die Waage.

Gesucht sind am Freitag verschiedene Papiere, die im bisherigen Jahresverlauf eher schwach abgeschnitten haben. Insbesondere die Roche-Genussscheine verteuern sich 0,8 Prozent. Am Vortag hatten die "Bons" nach enttäuschenden Studiendaten 2,6 Prozent eingebüsst.

Auch Roche Inhaber (+0,6%) sowie Kühne+Nagel (+1,0%) kommen auf eine negative Jahresperformance. Gleiches gilt für die Swisscom-Aktien, die 0,6 Prozent höher gehandelt werden. Auch Nestlé gewinnen 0,2 Prozent.

Lonza ziehen sogar um 1,2 Prozent an und bleiben die "Aktie der Stunde". Am Berichtstag haben zwei (weitere) Analysehäuser ihr Kursziel für den Pharmazulieferer erhöht - diesmal sind es JPMorgan und die Royal Bank of Canada. Die Experten sind voll des Lobes für den am Mittwoch angekündigten Kauf eines Roche-Standortes in den USA. Im bisherigen Jahresverlauf haben die Papiere bereits um rund die Hälfte zugelegt.

Auf der anderen Seite wird Geld bei gut gelaufenen Aktien vom Tisch genommen. So verbilligen sich VAT um 1,9 Prozent, Straumann um 1,8 Prozent, Givaudan um 1,1 Prozent und Schindler um 0,7 Prozent. Die grössten Abgaben gehen aber auf Sonova (-2,3%).

Novartis (Aktie: -0,3%) hat nun auch in den Vereinigten Staaten die Kartellfreigabe für die geplante Übernahme von Morphosys bekommen. Und ABB (-0,8%) reagieren nicht auf die Nachricht, dass der Industriekonzern dem gerade erst abgeschlossenen Aktienrückkauf ein neues Programm hinterherschiebt. Dass die Aktienrückkäufe fortgesetzt werden, sei erwartet worden, erklärten Analysten.

Bei den Finanzwerten führen Julius Bär (+0,7%) und UBS (+0,7%) die Liste an. Die Aussicht auf sinkende Zinsen stütze die Bewertung, sagten Marktbeobachter. Aufwärts geht es auch für Partners Group (+0,4%). Nach dem Zinsschritt der SNB am Vortag hatten mehrere Analysten ihre Kursziele angehoben und den Aktien "Luft nach oben" attestiert.

Zudem kam es nach einer langen Durststrecke von fast drei Jahren wieder zu einem "regulären" Börsengang: Der Börsenneuling Galderma ist sehr erfolgreich gestartet. Aktuell kosten die Papiere 61,79 Franken das Stück, der Ausgabepreis lag bei 53 Franken.

Im breiten Markt ziehen DocMorris um 3,1 Prozent an. Händler sprachen von Anschlusskäufen dank einer Kurszielerhöhung durch die Deutsche Bank. Am Vortag noch hatte die Publikation der Jahreszahlen für starke Kurs- und Stimmungsschwankungen an der Börse gesorgt.

Evolva (+10,8%) geben ein letztes Lebenszeichen von sich. Nach Auflösung der Gesellschaft sollen die Aktionäre und Gesellschafter eine Liquidationsdividende von 77 Rappen bis 2,26 Franken erhalten, wie das Biotech-Unternehmen mitteilte.

Und bei Relief Therapeutics (+7,6%) treibt die Meldung zu einem Liefervereinbarung mit der US-Firma Eton Pharma den Kurs. Die Amerikaner sollen die Golike-Produktfamilie in den Vereinigten Staaten kommerzialisieren.

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