FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen haben am Donnerstag nach einem sehr volatilen Verlauf im Plus geschlossen. Vor allem die US-Inflationsdaten am Nachmittag sorgten für eine Berg- und Talfahrt. Mit einem Wert von 8,2 Prozent sind die US-Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr zwar leicht zurückgekommen, allerdings höher als erwartet ausgefallen. Auch die vielbeachtete Kernrate (ohne Energie und Lebensmittel) lag mit einem Plus von 6,6 Prozent zum Vorjahr über der Prognose einer Zunahme um 6,5 Prozent. Damit dürfte eine weitere Zinserhöhung der US-Notenbank um erneut 75 Basispunkte im November so gut wie sicher sein.

Der DAX fiel im Anschluss an die Daten um rund 330 Punkte bis auf die Marke von 12.000 Punkten zurück, um dann 356 Punkte zuzulegen. Der DAX schloss schließlich 1,5 Prozent fester bei 12.356 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 legte um 0,9 Prozent auf 3.362 Punkte zu. Öl- und Gaswerte (+2,8%) gehörten zu dem Gewinnern unter den Stoxx-Subindizes.

Die Achterbahnfahrt einzuordnen ist schwer, die gängigste Begründung ist, das mit der weiter steigenden US-Kernrate und einer restriktiven Geldpolitik und einer negativen Stimmung an der Börse in einer ersten Reaktion alles blind verkauft wurde. Doch auch die Inflationsdaten lieferten kleine positive Signale, und so lebte die Hoffnung weiter, den Höhepunkt der Inflation doch schon zu erreichen. Im DAX hat dabei erneut die Unterstützung der 12.000-Marke gehalten, vor allem bei zyklischen Unternehmen wurde im späten Handel zugegriffen. In den USA verzeichnete die als zinssensibel geltende Nasdaq innerhalb kürzester Zeit eine 5-Prozent-Spanne.


   Fed wird die Leitzinsen um 75 Basispunkte anheben 

Die US-Inflationsrate ist derzeit im Zahlenreigen die Nummer eins. Sie gibt den weiteren Kurs der US-Notenbank vor und bietet gleichzeitig auch Überraschungspotenzial. Letzteres liegt für Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank, in den kommenden Monaten keineswegs nur auf der Oberseite. Die US-Inflationsrate dürfte in den kommenden Monaten sogar deutlicher fallen. Zum einen liege dies am zu erwartenden geringeren Mietpreisanstieg. Zum anderen hätten sich die Lagerbestände von Warenhäusern in den vergangenen Monaten deutlich erhöht. Der Abverkauf gestalte sich hingegen schwach - denn auch der US-Konsument müsse in Anbetracht gestiegener Lebenshaltungskosten sparen. Dies spreche für fallende Güterpreise. Die Inflationsrate spreche allerdings für eine neuerliche Zinsanhebung der Fed um 75 Basispunkte. Der Ausblick auf die weitere Teuerungsentwicklung lässt für Gitzel durchaus die Schlussfolgerung zu, dass die meiste Arbeit der Fed getan sei.


   Berichtssaison rückt weiter in den Fokus 

In den USA nahm die Berichtssaison weiter Fahrt auf, spannend dürfte es am Freitag werden, wenn mit JP Morgan, Morgan Stanley, Citigroup und Wells Fargo die US-Großbanken ihre Quartalszahlen vorlegen. "Jetzt zeigt sich, welche Bremsspuren die nachlassende wirtschaftliche Dynamik in den Unternehmensbilanzen sowie den Ausblicken hinterlassen haben", so QC Partners im Vorfeld. Die Berichtssaison dürfte maßgeblichen Einfluss auf den Kursverlauf in den kommenden Monaten haben.

Im Fokus standen in Europa vor allem die Fluggesellschaften. Nach Quantas und Delta lieferte auch IAG starke Zahlen. Die Fluglinien scheinen sich aus dem wirtschaftlichen Tief der Reisebeschränkungen zu verabschieden. Nachdem Quantas und Delta bereits gute Geschäftszahlen zum abgelaufenen Quartal vorgelegt hatten, folgte nun IAG. Wie die Muttergesellschaft von British Airways und Iberia mitteilte, rechnet sie für den Dreimonatszeitraum mit einem bereinigten operativen Gewinn von 1,2 Milliarden Euro nach einem Verlust von 458 Millionen im gleichen Zeitraum des Vorjahres. "Die Buchungen bleiben auf dem für diese Zeit des Jahres erwarteten Niveau, ohne Anzeichen von Schwäche", so die Airline. IAG stiegen in London um 7,8 Prozent, Lufthansa kletterten um 4,7 Prozent. Der Sektor der Reise- und Freizweitwerte legte um 3,4 Prozent zu.

Der Bankensektor legte um 3,2 Prozent zu. Für die Aktie von Monte dei Paschi di Siena ging es nach der Bekanntgabe der Details der Kapitalerhöhung allerdings um 33,1 Prozent nach unten. Die Bank setzt den Plan zur Aufnahme von bis zu 2,5 Milliarden Euro fort, nachdem ein Bankenkonsortium zugestimmt hat, neue Aktien zu zeichnen. Der Schritt soll die Bilanz der Bank sanieren und eine neue Phase einleiten, nachdem die Bank eine Rekapitalisierung durch den italienischen Staat sowie die Veräußerung von faulen Krediten in Milliardenhöhe hinter sich gebracht hat.

Südzucker verloren 2,7 Prozent. Der Konzern hat zwar die Umsatzprognose nach oben genommen, die Gewinnprognose aber lediglich bestätigt.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %           seit 
.                                                          Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50          3.362,40       +30,87        +0,9%         -21,8% 
Stoxx-50               3.355,60       +10,73        +0,3%         -12,1% 
Stoxx-600                389,15        +3,27        +0,8%         -20,2% 
XETRA-DAX             12.355,58      +183,32        +1,5%         -22,2% 
FTSE-100 London        6.850,27       +24,12        +0,4%          -7,6% 
CAC-40 Paris           5.879,19       +60,72        +1,0%         -17,8% 
AEX Amsterdam            633,01        +1,83        +0,3%         -20,7% 
ATHEX-20 Athen         1.968,42        -4,40        -0,2%          -8,1% 
BEL-20 Brüssel         3.346,80       +32,98        +1,0%         -22,4% 
BUX Budapest          38.787,95       -29,35        -0,1%         -23,5% 
OMXH-25 Helsinki       4.422,62       +33,98        +0,8%         -21,0% 
ISE NAT. 30 Istanbul   3.883,81       +40,71        +1,1%         +91,8% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.557,66       -17,84        -1,1%         -16,4% 
PSI 20 Lissabon        5.190,28       +63,68        +1,2%          -5,7% 
IBEX-35 Madrid         7.348,80       +87,70        +1,2%         -15,7% 
FTSE-MIB Mailand      20.785,82      +319,05        +1,6%         -24,2% 
RTS Moskau               968,34       +13,81        +1,4%         -39,3% 
OBX Oslo               1.038,50       +15,14        +1,5%          -2,8% 
PX  Prag               1.133,58        -7,72        -0,7%         -20,5% 
OMXS-30 Stockholm      1.856,86       +22,50        +1,2%         -23,3% 
WIG-20 Warschau        1.358,50       -18,69        -1,4%         -40,1% 
ATX Wien               2.743,09       +58,61        +2,2%         -29,9% 
SMI Zürich            10.227,90       +28,58        +0,3%         -20,6% 
* zu Vortagsschluss 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %   Do, 8:20  Mi, 17:34    % YTD 
EUR/USD                0,9779        +0,8%     0,9704     0,9708   -14,0% 
EUR/JPY                143,83        +0,9%     142,48     142,61    +9,9% 
EUR/CHF                0,9771        +0,9%     0,9680     1,0026    -5,8% 
EUR/GBP                0,8618        -1,4%     0,8757     0,8765    +2,6% 
USD/JPY                147,05        +0,1%     146,82     146,91   +27,7% 
GBP/USD                1,1344        +2,2%     1,1078     1,1076   -16,2% 
USD/CNH (Offshore)     7,1844        +0,1%     7,1884     7,1800   +13,1% 
Bitcoin 
BTC/USD             18.939,08        -1,3%  19.083,62  19.108,09   -59,0% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               89,03        87,27      +2,0%      +1,76   +26,5% 
Brent/ICE               94,40        92,45      +2,1%      +1,95   +28,3% 
GAS                            VT-Settlem.               +/- EUR 
Dutch TTF              153,86       160,19      -4,0%      -6,33  +146,2% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.663,99     1.673,20      -0,6%      -9,21    -9,1% 
Silber (Spot)           18,84        19,08      -1,3%      -0,24   -19,2% 
Platin (Spot)          893,85       883,50      +1,2%     +10,35    -7,9% 
Kupfer-Future            3,46         3,44      +0,7%      +0,02   -21,8% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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October 13, 2022 12:27 ET (16:27 GMT)