Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

LONZA: Personalmangel bei der Lonza in Visp VS ist ein Grund für die Lieferverzögerungen beim Impfstoff von Moderna. Der Bund wolle die Lonza bei der Suche nach dem nötigen qualifizierten Personal helfen, schreibt der "SonntagsBlick". Das Innendepartement (EDI) kläre ab, ob Spezialisten aus der Bundesverwaltung, bundesnahen Betrieben oder Hochschulen beigezogen werden könnten. Die "SonntagsZeitung" berichtet, die Drittstaaten-Regelung erschwere die Personalsuche - die Zahl der Arbeitskräfte, die aus Nicht-EU-Staaten in die Schweiz kommen dürfen, ist begrenzt. Lonza habe 2020 im Kanton Wallis mehrere Gesuche für die Einstellung von Fachleuten aus Drittstaaten eingereicht; die Anstellung von 17 Personen sei bewilligt worden. Moderna-Chef Stéphane Bancel habe Verzögerungen bei der Anstellung von Personal beim Walliser Hersteller für den Verzug bei den Impfstoff-Lieferungen verantwortlich gemacht, berichten die Zeitungen.

GLENCORE: Das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) verzichtete auf eine Sponsoring-Partnerschaft mit dem Rohstoffkonzern Glencore, wie die "NZZ am Sonntag" berichtet. Nach Angaben einer Sprecherin gegenüber der Zeitung hat die Schweizer Botschaft in Kolumbien eine Sponsoring-Partnerschaft mit Glencore nicht mehr erneuert. Grund sind seit 2021 geltende strengere Richtlinien des EDA. Glencore ist laut dem Zeitungsbericht kein Einzelfall. Laut der Zeitung hat das EDA auch Vorbehalte gegen den Schokoladeproduzent Läderach; als Grund werden laut dem im Artikel zitierten Chef von "Präsenz Schweiz" Negativschlagzeilen zum CEO des Unternehmens angeführt, einem bekennenden Abtreibungsgegner. (NZZaS, S. 13)

SPITÄLER: Die Schweizer Spitäler melden für 2020 Defizite in Millionenhöhe und berufen sich dabei auf die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Marktzahlen des Verbands Santésuisse zeigen jedoch, dass die Krankenkassen ihnen gleich viel Geld überwiesen haben wie im Jahr vor der Pandemie, schreibt die NZZaS. Für ambulante und stationäre Behandlungen in der Grundversicherung seien 13,7 Milliarden Franken geflossen, 0,5 Prozent mehr als im Vorjahr. "Wir können in den Zahlen keinen Ertragseinbruch sehen", wird Santésuisse-Direktorin Verena Nold zitiert. Sie sieht nur einen indirekten Zusammenhang zwischen Verlusten und Corona: Die Spitäler hätten investiert, doch die erhofften Erträge seien wegen der Pandemie ausgeblieben. Der Spitalverband H+ hält es für verfrüht, Aussagen zu den Effekten von Covid-19 auf die Abrechnungen zu machen. Erfahrungsgemäss gebe es zwischen Behandlung und Bezahlung eine Verzögerung, sagt die Direktorin Anne Bütikofer gegenüber dem Blatt. (NZZaS, S. 23)

BATTERIE-RECYCLING: Die Schweizer Autoimporteure planen zusammen mit dem Startup Librec ab 2022 im Kanton Solothurn den Bau einer Recyclinganlage für die Batterien von Elektroautos. Dabei sollen 90 Prozent der Batterie-Rohstoffe zurückgewonnen werden. Die Anlage soll 2024 in Betrieb und zunächst eine Kapazität von 300 Tonnen pro Jahr haben. Librec hat vom Bundesamt für Umwelt 400'000 Franken Fördermittel erhalten und schliesst derzeit seine erste Finanzierungsrunde ab. An Bord sind Partner aus der Ölindustrie, der Autobranche sowie Privatinvestoren. NZZaS, S. 25)

MIGROS: Die Wettbewerbskommission (WEKO) hat einem Bericht der "Schweiz am Wochenende" zufolge die Marktbeobachtung der Migros abgeschlossen. Dabei habe die Behörde sämtliche Vorwürfe gegen die Migros vom Tisch gewischt. "Die Marktbeobachtung ergab keine konkreten Hinweise, dass Migros sich im Rahmen der fraglichen Verhandlungsrunde gegenüber ihren Lieferanten missbräuchlich verhalten hat", wird Andrea Graber vom Weko zitiert. Der Verband der Markenhersteller Promarca hatte gegen die Migros Anzeige eingereicht. Die Migros habe die Lieferanten bei den Preisen unter Druck gesetzt und mit der Auslistung der Produkte aus dem Verkaufssortiment gedroht, so der Vorwurf. (SaW, S. 16)

Und hier noch eine noch eine Zusammenstellung von Meldungen zu den Themen Rahmenabkommen und Corona:

RAHMENABKOMMEN I: Dem für das EU Dossier zuständigen Aussenminister Ignazio Cassis droht Ungemach, wie die "SonntagsZeitung" unter Berufung auf mehrere und voneinander unabhängige Quellen berichtet. Höchste Kreise aus Wirtschaft und Verwaltung wollen demnach erreichen, dass der Aussenminister den Vorsitz im dreiköpfigen Europaausschuss abgeben muss, dem neben ihm Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin angehören. Sollten die Verhandlungen mit Brüssel endgültig abgebrochen werden, soll demnach Keller-Sutter den Vorsitz übernehmen. Cassis würde aber Aussenminister bleiben und auch für aussenpolitische Fragen betreffend EU zuständig bleiben. Über den Vorsitz im Europa-Ausschuss entscheide der Bundesrat. (SoZ, S.4)

RAHMENABKOMMEN II: Gemäss dem "SonntagsBlick" lässt der Bundesrat in den Departementen einem Plan B entwickeln für den Fall, dass das Rahmenabkommen nicht zustande kommt. Manche hätten bereits begonnen, auf Dossier-Ebene Alternativlösungen zu erarbeiten. Damit soll laut der Zeitung der Standort für den Fall gewappnet sein, dass die Schweiz den privilegierten Zugang zum europäischen Markt verliert. Der Bundesrat denke immer in Alternativen, sagte Bundespräsident Guy Parmelin in einem Interview mit dem "SonntagsBlick", angesprochen auf solche Pläne. Die Diskussion sei aber verfrüht. Gemäss der Zeitung bereitet man sich zum Beispiel in Wirtschaftskreisen auf einen länger anhaltenden vertragslosen Zustand vor. In unumstrittenen Bereichen, in denen sich das EU-Recht weiterentwickelt, wolle man die europäische Gesetzgebung autonom nachvollziehen. (Siehe separate Meldung)

RAHMENABKOMMEN III: FDP-Präsidentin Petra Gössi kritisiert in einem Interview mit der NZZaS die Europapolitik des Bundesrates. "Ich war enttäuscht über das gestrige Resultat", sagt sie in Bezug auf die Gespräche in Brüssel von Bundesrat Guy Parmelin. "Wir wissen nicht einmal genau, wo wir stehen." Die EU behaupte, die Schweiz käme ihr nirgends entgegen, mache keine Vorschläge. Dieser Behauptung könne der Bundesrat nur entgegentreten, indem er vor dem Parlament sein Verhandlungsmandat offenlege. "In der Europafrage schaut jeder für sich. Dieses Blame Game ist himmeltraurig." (NZZaS, S. 9)

CORONA I: Jede dritte Person in der Schweiz dürfte sich bisher mit dem Coronavirus angesteckt haben, die meisten aber unbemerkt, wie die "NZZ am Sonntag" unter Berufung auf Angaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) berichtet. Offiziell bestätigt sind nämlich nur rund 646'500 Fälle. Es sind jene Menschen, die tatsächlich positiv getestet worden sind. Nach Angaben der Zeitung prüft nun der Bund, ob es auch für Menschen, die die Krankheit gehabt haben ohne es zu wissen, ein Covid-19-Zertifikat und Erleichterungen beim Impfen geben könnte. Das Zertifikat für Geimpfte, negativ Getestete sowie Genesene soll den Zugang zu Veranstaltungen erleichtern. Wer Covid-19 gehabt hat, braucht nur eine statt zwei Impfdosen. Forschende verlangen gemäss Zeitungsbericht, dass eine Erkrankung nachträglich mit Antikörper-Nachweis belegt werden solle. (NZZaS, S. 10f)

CORONA II: Arme Menschen haben in der Schweiz ein grösseres Risiko, an Covid-19 zu erkranken und an der Krankheit zu sterben. Das zeigt eine Studie des Berner Epidemiologen Mattias Egger, dem ehemaligen Präsidenten der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes. "SonntagsZeitung" und "Le Matin Dimanche" berichten darüber. Vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) gelieferte Daten zeigen, dass in ärmeren Schichten von 100'000 Personen rund 29 in die Intensivpflege aufgenommen werden mussten. In reicheren Gegenden waren es demgegenüber lediglich 13 von 100'000, also weniger als halb so viele. Ein Grund, dass Ärmere sich häufiger anstecken ist, dass sie seltener im Homeoffice arbeiten können und öfter an Vorerkrankungen leiden, wie es in der Studie heisst. Auch werde in unterprivilegierten Vierteln weniger intensiv getestet, sagt Egger zur Studie. (SoZ, S. 1ff)

CORONA III: Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will laut der Zeitung "Le Matin Dimanche" nicht untersuchen, weshalb es nach den Feierlichkeiten in Moutier BE nach Ja zum Wechsel zum Kanton Jura keine Häufung von Corona-Fällen gegeben hat. Die Menschen drängten sich am frühen Abend des Abstimmungstages Ende März in den Strassen von Moutier. Laut einem von der Zeitung zitierten BAG-Sprecher wäre es zu aufwendig, die epidemiologische Lage auf der Basis eines vergangenen Ereignisses zu analysieren. Das BAG habe die dafür nötigen Ressourcen nicht. Auch sei nicht sicher, ob daraus nützliche Schlüsse gezogen werden könnten. Der jurassische Gesundheitsdirektor Jacques Gerber äusserte gegenüber der Zeitung Verständnis dafür, dass das BAG andere Prioritäten habe.

yr/