Bern (awp) - Die Valoren von Lindt & Sprüngli sind am Dienstag mit deutlich tieferen Kursen in den Handel gestartet. Der Premiumschokoladen-Hersteller hat vorbörslich seine Umsatzzahlen 2017 veröffentlicht und dabei enttäuscht. Das organische Wachstum lag klar unter den zuletzt mehrmals zurückgeschraubten Analysten-Erwartungen. Es ist denn auch von enttäuschenden Zahlen die Rede, wobei vor allem das US-Geschäft im Fokus steht.

Um 09.45 Uhr verlieren die Lindt PS in einem wenig veränderten Gesamtmarkt 1,9% auf 5'835 CHF, die Namenaktie hält sich mit -1,6% auf 69'900 CHF etwas besser. Die Volumen sind dabei relativ hoch, im PS ist bereits rund die Hälfte eines durchschnittlichen Tagesvolumens umgesetzt.

NORDAMERIKA BREMSEND

Für eine gewisse Ernüchterung sorgt vor allem das Geschäft in Nordamerika, wobei laut Analysten nicht nur die vor drei Jahren übernommene Russell Stover (RS) weiter enttäuscht, sondern auch die beiden anderen Marken, Lindt und Ghirardelli, schwächer als erwartet abgeschnitten haben. Die Bank Vontobel spricht denn auch von insgesamt enttäuschenden Umsatzzahlen wegen des US-Geschäftes.

Dieses Business mit einem Umsatzanteil von über einem Drittel sei früher die Wachstumsmaschine gewesen, heute aber verantwortlich für die enttäuschenden Zahlen, so der zuständige Analyst. Während die Schwierigkeiten bei Russell Stover bekannt seien, seien die anderen beiden Marken wirklich eine Enttäuschung und dürften zu einem Fragezeichen bezüglich des langfristigen Wachstumsziels von 6-8% führen.

Ähnlich sieht man das bei Baader Helvea. Der Broker meint in seinem Kommentar, dass die vorgelegten Zahlen einen klaren Abwärtstrend beim organischen Wachstum in den USA (ex RS) zeigten. Sogar ohne RS habe Lindt sein Wachstumsziel von 6-8% verfehlt. Angesichts dessen dürften vermutlich immer mehr Investoren an der weiteren Erreichbarkeit der jährlichen Wachstumsziele zu zweifeln beginnen. Der zuständige Analyst beklagt ausserdem, dass Lindt trotz des Rückgangs keine Massnahmen zur Steigerung des Shareholder-Returns (Aktienrückkauf, Effizienzsteigerungs-Programm etc.) bekannt gegeben habe.

SEHR UNTERSCHIEDLICHE EINSTUFUNGEN

Laut ZKB geht der Konsens trotz Bestätigung der Langfristziele durch das Management davon aus, dass die Marke von 6-8% organischem Wachstum auch dieses Jahr nicht erreicht wird. Der Konsens stehe bei 5,9%, der ZKB-Analyst selber erwartet gar nur 4,6%. Es sei daher möglich, dass Lindt für 2018 eine Guidance wie folgt abgeben werde: organisches Umsatzwachstum 4,0-6,0% und EBIT-Margenverbesserung von 20 bis 40 Basispunkten. Positiv sieht der Analyst, dass Lindt dieses Jahr Rückenwind von den tieferen Rohstoffkosten und dem höheren Euro erhält. Das US-Geschäft dürfte allerdings ein Unsicherheitsfaktor bleiben, meint auch er.

Die jeweiligen Einstufungen der Analysten sind sehr unterschiedlich. Während Baader Helvea etwa eine Verkaufsempfehlung mit Kursziel im PS bei 5400 CHF hat, sind die Analysten von Vontobel (Buy, 6500) oder UBS (Buy, N 75'000) weitaus optimistischer. Und auch die ZKB hat den Titel mit 'Übergewichten' eingestuft. Die Konsensschätzungen dürften dank der guten Margenentwicklung und des positiveren Währungseffekts unverändert bleiben, glaubt der zuständige Analyst.

uh/cp