Zürich (awp) - Der Maschinenbauer Klingelnberg hat bei den Unwettern von Mitte Juli am Standort im deutschen Hückeswagen wegen der Überflutungen grosse Schäden erlitten, wovon nur ein Teil durch Versicherungen gedeckt ist. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr wird deshalb gestrichen.

Die Gesamtschäden liegen gemäss ersten Schätzungen bei rund 55 bis 65 Millionen Euro, wie Klingelnberg am Mittwoch mitteilt. Die Versicherungen decken davon allerdings voraussichtlich nur rund 15 Millionen Euro ab. Alle Angaben und Zahlen seien aber lediglich Schätzungen und stünden unter dem Vorbehalt der Vorläufigkeit, Überprüfung und weiterer Bestandsaufnahmen.

Klingelnberg zeigt sich aber überzeugt, dass eine existentielle Bedrohung des Unternehmens abgewendet werden könne. Bei Kunden und Zulieferern, sei einerseits um Akzeptanz für unvermeidliche Lieferverzögerungen geworben worden. Andererseits habe man versucht, Zulieferer zu motivieren, Klingelnberg zunächst bevorzugt zu beliefern und so mögliche Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb weiter zu reduzieren.

Sämtliche Gespräche seien äusserst positiv verlaufen, heisst es weiter. So hätten die Kunden und Partner weitreichende Unterstützung und Solidarität zugesichert.

Für das im März endende Geschäftsjahr 2021/22 hatte Klingelnberg noch im vergangenen Juni mit der Präsentation der Jahreszahlen 2020/21 ein deutlich positives Ergebnis in Aussicht gestellt, nach einem Verlust im Jahr 2020/21.

Vor der Flut besser auf Kurs als prognostiziert

Vor der Flutkatastrophe habe man sich "auf bestem Weg befunden" statt des in Aussicht gestellten hohen einstelligen Millionengewinns gar einen zweistelligen EBIT in Millionenhöhe zu generieren. Gleichzeitig seien die Belastungen aus dem 2019 einsetzenden Einbruch der Weltkonjunktur, den zusätzlichen Belastungen durch Corona im Jahr 2020 sowie die eingeleiteten umfassenden Massnahmen zur Zukunftssicherung erfolgreich verarbeitet worden.

Vor dem Hintergrund des geschätzten Schadens durch die Überflutung rechnet das Unternehmen nun mit einem Verlust auf Stufe EBIT zwischen 30 und 40 Millionen Euro. Angesichts der soliden Bilanz mit einer Nettoliquidität von 15,5 Millionen Euro per Ende 2020/21 und einer hohen Eigenkapitalquote von 56 Prozent bzw. einem Eigenkapital von 120,5 Millionen Euro könne man den Schaden aus eigener Kraft bewältigen.

Trotz des Flutschadens am Standort Hückeswagen habe sich die positive Entwicklung des Auftragseingangs weiter fortgesetzt. Derzeit liege der Auftragsbestand auf einem Rekordniveau von über 190 Millionen Euro.

Als weitere Massnahme zur Sicherung des Unternehmens habe sich der Hauptaktionär, die Familie Klingelnberg, bereit erklärt und verpflichtet, dem Unternehmen bei Bedarf einen Betrag von 10 Millionen Euro zur jederzeitigen Sicherstellung der Liquidität zur Verfügung zu stellen. Verwaltungsrat, Geschäftsleitung und Management verzichten zudem freiwillig auf einen Teil ihrer Bezüge.

cf/mk