Hamburg (Reuters) - Die Containerreederei Hapag-Lloyd rechnet im zweiten Halbjahr mit einem Nachlassen der Engpässe in den Häfen.

Die globalen Lieferketten stünden wegen des Lockdowns in China zwar nach wie vor erheblich unter Druck, andernorts sei aber eine Besserung in Sicht, sagte Reedereichef Rolf Habben Jansen der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. "Sobald sich die Lage in China einigermaßen entspannt, werden die Rückstände auch relativ zügig aufgeholt." Vor allem in den Häfen an der Westküste der USA, wo sich vor wenigen Wochen noch viele Schiffe gestaut hatten, laufe die Abfertigung besser.

"Wir sehen, dass die Schiffe langsam besser durchkommen", sagte Habben Jansen. Hinzu komme, dass sich die Nachfrage wegen der Inflation, hohen Energiepreisen und Zinserhöhungen abschwäche. Als weiteren Faktor nannte der Hapag-Lloyd-Chef, dass ab Mitte des Jahres neue Schiffe ausgeliefert würden, die vor eineinhalb Jahren bestellt worden seien. Dadurch stünde wieder mehr Kapazität zur Verfügung, was die Lage weiter entspannen sollte.

Sollte es wie von der EU geplant zu einem Ölembargo gegen Russland kommen, würde dies die Transportkosten weiter anheizen. Bei einem Treibstoffverbrauch der Flotte von rund fünf Millionen Tonnen im Jahr ist der Bunkerpreis ein wichtiger Kostenfaktor. Eine Erhöhung um 100 Dollar je Tonne schlage sich in Mehrkosten von etwa 450 Millionen Dollar nieder, sagte Habben Jansen.

Die jüngst angehobene Gewinnprognose bekräftigte er, fügte aber hinzu, der Ausblick sei wegen des Krieges in der Ukraine mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. Die nach Daten des Branchendienstes Alphaliner weltweit fünftgrößte Containerlinie hatte ihre Prognose wegen der stark steigenden Frachtraten Ende April deutlich nach oben geschraubt. Die Frachtraten, aus denen sich der Gewinn speist, sprangen wegen der knappen Kapazitäten bei gleichzeitig hoher Nachfrage zu Jahresbeginn um mehr als 80 Prozent auf 2774 Dollar je Standardcontainer (TEU). Der operative Gewinn (Ebit) verdreifachte sich in den ersten drei Monaten auf 4,3 (Vorjahr 1,3) Milliarden Euro.