FRANKFURT (Dow Jones)--Mit kräftigen Kursverlusten zum Börsenstart werden Europas Aktienmärkte am Donnerstag erwartet. Das Protokoll der US-Notenbank ist am Vorabend in Tonfall und Inhalt viel falkenhafter als erwartet ausgefallen. Dort räumt die Fed ein, dass sie die inflationären Risiken in der Vergangenheit falsch eingeschätzt habe. Die Aussicht auf eine schnellere Straffung der Geldpolitik belastet die Aktienmärkte. Der DAX wird zum Start unter der 16.000er-Marke erwartet. An den Anleihenmärkten sprang die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen auf 1,70 Prozent, am Morgen liegt sie bei 1,73 Prozent. Die Entwicklung ist besonders heikel für zinssensible Sektoren wie Technologie und Versorger und tendenziell gut für Banken.


  Scharfe Töne der US-Notenbank 

Wörtlich heißt es im Protokoll: "Die Teilnehmer stellten allgemein fest, dass es angesichts ihrer individuellen Aussichten für die Wirtschaft, den Arbeitsmarkt und die Inflation gerechtfertigt sein könnte, den Leitzins früher oder schneller zu erhöhen, als sie zuvor erwartet hatten".

Das Argument der Arbeitsplatzschaffung fällt für die US-Notenbank inzwischen weg: Denn sowohl die Jolts-Daten zu den Offenen Stellen in den USA als auch der ADP-Arbeitsmarktbericht schlugen die Markterwartungen deutlich: Sie wiesen rund eine halbe Millionen mehr neuer US-Beschäftigter aus als erwartet.

Die ING geht davon aus, dass die US-Notenbank ihre Wertpapierkäufe bereits bis Mitte März beenden wird. Noch vor Jahresende dürfte die Fed dann mit der Schrumpfung ihrer aufgeblähten Bilanz beginnen. Eine erste Leitzinserhöhung zeichne sich bereits für Mai ab. Derzeit sei mit drei Zinserhöhungen im laufenden Jahr und drei im kommenden Jahr zu rechnen.


   Tatenlose EZB - Inflation im Fokus 

Die Verwunderung über die Tatenlosigkeit der EZB angesichts der galoppierenden Inflation dürfte dadurch weiter steigen. Grund dafür sei, dass EZB-Chefin Lagard mehr eine Politikerin sei, als eine Zentralbankerin, meinen die Strategen von Laburnum Consulting. Die EZB habe eigentlich Geldpolitik für zwei unterschiedliche Wirtschaftsräume zu machen: Den hochverschuldeten Süden und den weniger verschuldeten Norden.

Im Fokus am Donnerstag stünden daher gerade wegen der Kritik an der EZB die vorläufigen Verbraucherpreise aus Deutschland, heißt es von der Helaba. Im Dezember scheine ein leichter Rückgang der Inflationsrate möglich, nach fünf Anstiegen in Folge auf zuletzt 5,2 Prozent - dem höchsten Wert seit fast drei Jahrzehnten. Entlastung komme aber nur vom leichten Rückgang bei Benzin- und Heizölpreisen.


   Zinsanstieg gut für Bank-Aktien 

Der Bankensektor wird im Handel als Hauptgewinner des überraschend falkenhaft ausgefallenen Schwenks der US-Notenbank ausgemacht. Höhere Renditen nähmen den Margendruck von der Branche. Zwar sei ein ähnliches Renditeniveau wie in den USA in Europa kaum vorstellbar, allerdings dürfte es auch hier mit den Marktzinsen angesichts nachlassender EZB-Käufe im laufenden Jahr nach oben gehen.

Flatexdegiro hat die Ziele für das Kundenwachstum im vergangenen Jahr erfüllt. Wie der Online-Broker mitteilte, lag die Kundenbasis Ende vergangenen Jahres bei 2,06 Millionen Konten. Die Flatex-Ziele lagen bei 2 bis 2,2 Millionen Kundenkonten, der Konsens bei den Kundenaccounts lag laut der Deutschen Bank bei 2,1 Millionen. Die Zahlen sollten keine größere Auswirkung auf die Aktie haben.


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DEVISEN          zuletzt      +/- %   0:00 Uhr  Mi, 17:53 Uhr  % YTD 
EUR/USD           1,1302      -0,1%     1,1311         1,1287  -0,6% 
EUR/JPY           130,88      -0,4%     131,34         130,11     0% 
EUR/CHF           1,0379      +0,0%     1,0901         1,0371  +0,0% 
EUR/GBP           0,8357      +0,1%     0,8346         0,8376  -0,6% 
USD/JPY           115,80      -0,3%     116,13         115,28  +0,6% 
GBP/USD           1,3518      -0,3%     1,3553         1,3448  -0,1% 
USD/CNH           6,3822      +0,1%     6,3753         6,3735  +0,4% 
Bitcoin 
BTC/USD        43.016,38      -1,0%  43.439,03      46.578,50  -7,0% 
 
ROHÖL            zuletzt  VT-Settl.      +/- %        +/- USD  % YTD 
WTI/Nymex          77,22      77,85      -0,8%          -0,63  +2,7% 
Brent/ICE          80,04      80,80      -0,9%          -0,76  +2,7% 
 
METALLE          zuletzt     Vortag      +/- %        +/- USD  % YTD 
Gold (Spot)     1.803,20   1.810,30      -0,4%          -7,10  -1,4% 
Silber (Spot)      22,61      22,77      -0,7%          -0,16  -3,0% 
Platin (Spot)     975,05     985,71      -1,1%         -10,66  +0,5% 
Kupfer-Future       4,37       4,41      -1,0%          -0,04  -2,1% 
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January 06, 2022 02:13 ET (07:13 GMT)