FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte haben am Dienstag nach einem schwachen Start nur noch knapp im Minus geschlossen. Unterstützung kam am Nachmittag von der Wall Street, die freundlich tendierte. Zudem liefen die Notierungen für Öl nach unten, was tendenziell den Aktien hilft. Die Themen an der Börse sind aber nach dem langen Osterwochenende die gleichen wie in der Vorwoche: Die vom Angriffskrieg Russlands in der Ukraine ausgehende Verunsicherung, eine galoppierende Inflation sowie steigende Zinsen. Diese Woche nimmt die Berichtssaison weiter an Fahrt auf. In Europa legen 23 Unternehmen aus dem Stoxx-600 ihre Zahlen vor, aus dem Techsektor SAP, ASM sowie ASML Holding. Aber auch die Dividendensaison kommt nun in Fahrt, am Dienstag schütten zum Beispiel Airbus, Beiersdorf, Stellantis oder Unicredit ihre Dividende an die Aktionäre aus.

Der DAX verlor leicht auf 14.153 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gab um 0,5 Prozent auf 3.831 Zähler nach. Für die Anleihen ging es deutlicher nach unten, im Gegenzug stieg die Rendite der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren um 6 Basispunkte auf 0,91 Prozent.


   IWF senkt BIP-Prognosen - Krieg ist Rückschlag für Erholung 

Die Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft haben sich nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine und neuer coronabedingter Lockdowns in China eingetrübt. In seinem aktuellen Weltwirtschaftsausblick verweist der IWF zudem auf den weltweiten deutlichen Inflationsanstieg, der zu einer strafferen Geldpolitik führe. Im Ergebnis senkt der IWF seine Wachstumsprognosen für 2022 und 2023 auf 3,6 (zuvor: 4,4) und 3,6 (3,8) Prozent, wobei die Prognosen für Deutschland und Italien besonders deutlich zurückgenommen werden. Preisdruck führe zu einer Straffung der Geldpolitik. Daneben hätten weitreichende Lockdowns in China die Wirtschaftsaktivität dort gebremst, was neue weltweite Lieferengpässe auslösen könnte. Härtere Sanktionen gegen Russland würden das Wachstum weiter mindern.

Somit bleiben die Stagflationsängste an der Börse erhalten. Die Inflation steigt weiter, bei zugleich zunehmenden Wachstumsrisiken. Für Europa hatten die von der EZB befragten Volkswirte ihre Inflationsprognose auf einen Schlag verdoppelt von 3 auf 6 Prozent.


   Inflation sorgt für Margendruck bei den Unternehmen 

Die Belastungsfaktoren für den Aktienmarkt sind aktuell mannigfaltig. Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers, nennt gleich drei davon. Langsameres Wachstum belaste die Einnahmen der Unternehmen, die Inflation sorge für Druck bei den Margen und die steigenden Zinsen machten die Schulden teurer. Da die Inflation durch höhere Rohstoffpreise getrieben werde, liege der Erzeugerpreisindex (EPI) deutlich über dem Verbraucherpreisindex (VPI). Dies deute auf einen Druck auf die Margen der Unternehmen hin.

In der Vergangenheit habe es einige wenige Perioden gegeben, in denen der EPI über einen längeren Zeitraum deutlich über dem VPI lag. In den 1970er Jahren war dies aufgrund des Ölpreisschocks der Fall, und in den 2000er Jahren lag es am Rohstoff-Superzyklus, der durch das starke Wachstum Chinas nach dem Beitritt in die Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr 2001 angetrieben wurde. Beide Male kam es zu einem erheblichen Anstieg der Zinssätze und einem starken Rückgang der Unternehmensrentabilität.


   Aktien der Online-Lieferdienste weiter unter Druck 

Als enttäuschend wurde an der Börse der Zwischenbericht des britischen Online-Lieferdienstes Deliveroo aufgenommen, für die Aktie ging es um 5 Prozent nach unten. Für die Analysten der Citi zeigt der am Morgen vorgelegte Zwischenbericht, dass Bruttotransaktionswert und Aufträge jeweils 2 Prozent unter dem Marktkonsens ausgefallen sind. Die Analysten von Jefferies streichen den harten Wettbewerb in der Branche heraus, der die Margen belaste. Aber auch die Zurückhaltung bei den Kunden mahne zur Vorsicht. Entscheidend für Deliveroo wie auch die Wettbewerber werde der Weg hin zur Profitabilität, so ein anderer Marktteilnehmer

Gesucht waren derweil die Aktien der Containerreedereien. Moeller-Maersk stiegen 5,1 Prozent und Hapag-Lloyd 6,1 Prozent. Als Kurstreiber machen Händler die Fortsetzung des harten Kurses in China gegen die Ausbreitung von Corona aus. Vor allem der Lockdown in Schanghai und sein nicht absehbares Ende sorge weiter für steigende Frachtraten und verbessere damit die Gewinnaussichten der europäischen Titel.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %          seit 
.                                                          Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          3.830,76       -17,92        -0,5%        -10,9% 
Stoxx-50               3.744,35       -38,75        -1,0%         -1,9% 
Stoxx-600                456,28        -3,54        -0,8%         -6,5% 
XETRA-DAX             14.153,46       -10,39        -0,1%        -10,9% 
FTSE-100 London        7.607,92        -8,46        -0,1%         +3,1% 
CAC-40 Paris           6.534,79       -54,56        -0,8%         -8,6% 
AEX Amsterdam            716,57        -3,13        -0,4%        -10,2% 
ATHEX-20 Athen         2.243,26       +15,76        +0,7%         +4,7% 
BEL-20 Bruessel        4.210,15        -6,14        -0,1%         -2,3% 
BUX Budapest          43.026,80       +27,41        +0,1%        -15,2% 
OMXH-25 Helsinki       4.920,59       +14,56        +0,3%        -12,0% 
ISE NAT. 30 Istanbul   2.817,68       +12,44        +0,4%        +39,1% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.777,72        -0,24        -0,0%         -4,6% 
PSI 20 Lissabon        6.133,52       -26,95        -0,4%         +9,6% 
IBEX-35 Madrid         8.694,00        -5,00        -0,1%         -0,2% 
FTSE-MIB Mailand      24.624,41      -237,94        -1,0%         -9,1% 
RTS Moskau               931,91        +5,83        +0,6%        -41,6% 
OBX Oslo               1.161,31        -3,27        -0,3%         +8,7% 
PX  Prag               1.362,95       -12,92        -0,9%         -4,4% 
OMXS-30 Stockholm      2.097,89        +5,04        +0,2%        -13,3% 
WIG-20 Warschau        2.068,52       -24,65        -1,2%         -8,8% 
ATX Wien               3.259,46        -0,29        -0,0%        -15,2% 
SMI Zuerich           12.281,42      -193,66        -1,6%         -4,6% 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Di, 8:20 Uhr  Do 17:04 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0785      +0,1%        1,0772        1,0782   -5,2% 
EUR/JPY                138,77      +1,3%        138,10        135,69   +6,0% 
EUR/CHF                1,0232      +0,4%        1,0187        1,0158   -1,4% 
EUR/GBP                0,8294      +0,1%        0,8286        0,8259   -1,3% 
USD/JPY                128,68      +1,3%        128,21        125,85  +11,8% 
GBP/USD                1,3003      -0,1%        1,3000        1,3054   -3,9% 
USD/CNH (Offshore)     6,4147      +0,5%        6,3839        6,3921   +1,0% 
Bitcoin 
BTC/USD             41.471,43      +1,7%     40.727,80     40.448,39  -10,3% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.         +/- %       +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              102,56     108,21         -5,2%         -5,65  +38,7% 
Brent/ICE              107,62     113,16         -4,9%         -5,54  +40,5% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %       +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.956,27   1.979,20         -1,2%        -22,94   +6,9% 
Silber (Spot)           25,20      25,86         -2,5%         -0,66   +8,1% 
Platin (Spot)          991,80   1.014,85         -2,3%        -23,05   +2,2% 
Kupfer-Future            4,72       4,81         -1,8%         -0,09   +6,1% 
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April 19, 2022 12:05 ET (16:05 GMT)