Das Schweizer Wirtschaftsforschungsinstitut KOF fand heraus, dass 48% der 167 befragten Hochschulökonomen eine staatliche Übernahme und einen möglichen späteren Verkauf der Credit Suisse vorgezogen hätten.

"Der Vorteil dieser Alternative wäre gewesen, dass kein Bankenriese nach Schweizer Maßstäben entstanden wäre und die Wettbewerbsintensität auf dem Schweizer Bankenmarkt erhalten geblieben wäre", so die KOF in einer Erklärung vom Freitag.

"Gleichzeitig hätte diese staatliche Lösung aber wahrscheinlich noch höhere Risiken für die Schweizer Steuerzahler mit sich gebracht."

Nur 19% der Ökonomen in der Umfrage, die in Zusammenarbeit mit der Neuen Zürcher Zeitung durchgeführt wurde, hielten die Übernahme durch die UBS für die beste Option, obwohl die Befürworter sagten, dass dadurch die Finanzmärkte schnell stabilisiert werden könnten und die Arbeiten zur Restrukturierung der Credit Suisse unverzüglich beginnen könnten.

Die UBS hatte sich bereit erklärt, ihre Züricher Rivalin Credit Suisse für 3 Milliarden Schweizer Franken (3,3 Milliarden Dollar) zu kaufen. Die Schweizer Regierung, die Zentralbank und die Marktaufsichtsbehörde hatten den Deal eingefädelt, um eine Kernschmelze im Finanzsystem des Landes zu verhindern.

Aber der erzwungene Deal, der auch dazu beitragen sollte, die Finanzstabilität in einer Zeit der Turbulenzen weltweit zu sichern, hat Kritiker auf den Plan gerufen, die sich Sorgen über die Größe der neuen Bank mit einem Vermögen von 1,6 Billionen Dollar und mehr als 120.000 Mitarbeitern machen.

In der Schweiz haben die Öffentlichkeit und die Politiker ebenfalls Bedenken hinsichtlich des Umfangs der staatlichen Unterstützung geäußert. Die Regierung und die Schweizerische Nationalbank haben Liquidität und Garantien in Höhe von fast 260 Milliarden Schweizer Franken bereitgestellt.

Eine Restrukturierung der Credit Suisse nach den "Too big to fail"-Regeln wurde von 28% der Befragten befürwortet. Dies hätte bedeutet, dass das systemrelevante Schweizer Geschäft der Credit Suisse gerettet und der internationale Teil restrukturiert oder abgewickelt worden wäre.

Die verbleibenden 6% der Befragten bevorzugten andere Optionen, darunter die Übernahme durch eine ausländische Bank oder die Zusage einer massiven Unterstützung durch die SNB zur Stützung der Credit Suisse.

Drei Viertel der Ökonomen bewerteten die Übernahme als gutes Geschäft für die UBS, während nur 12% sie für nachteilig hielten.

Dennoch haben die Folgen der Krise das Vertrauen in den Schweizer Finanzplatz erschüttert. 80% der Ökonomen gaben an, dass der internationale Ruf des Landes gelitten hat.

Die Umfrage folgt auf eine Umfrage von GFS Bern, die ergab, dass 54% der Öffentlichkeit mit der Übernahme nicht einverstanden sind, während 35% sie befürworten.

Etwa 40 % der Öffentlichkeit waren der Meinung, dass eine vorübergehende Übernahme der Credit Suisse durch den Staat die bessere Lösung gewesen wäre, so die GFS Bern-Umfrage. Aber 51% hielten einen kontrollierten Konkurs der Bank für ein schlechteres Ergebnis als den UBS-Deal.

($1 = 0,9170 Schweizer Franken)