Zürich/London (awp) - Vor dem Beginn eines Prozesses von Mosambik gegen die UBS-Tochter Credit Suisse um Schadenersatz bietet die Schweizer Grossbank dem afrikanischen Land laut mehreren Medienberichten offenbar den Erlass von Schulden über 100 Millionen US-Dollar an. Der Zivilprozess am Londoner High Court um die sogenannten "Thunfisch-Anleihen" soll Anfang kommender Woche starten.
Ein Vergleich mit dem afrikanischen Land würde der UBS die Teilnahme an dem auf 13 Wochen angesetzten Prozess ersparen, heisst es in Beiträgen des "Wall Street Journal" und von "Bloomberg" vom Freitag. Es sei allerdings nicht klar, ob die Schweizer Grossbank auch weitere Konzessionen machen würde, heisst es weiter. Am Donnerstag hatte bereits die "Financial Times" über die Vergleichsverhandlungen berichtet.
Weitere Angeklagte
Die Regierung Mosambiks hat neben der CS auch das Schiffbauunternehmen Privinvest des französisch-libanesischen Geschäftsmanns Iskandar Safa eingeklagt. Der Prozess in London würde deshalb wohl auch ohne Involvierung der CS respektive der UBS stattfinden. Der ebenfalls angeschuldigte mosambikanische Präsident Filipe Nyusi geniesst dagegen aufgrund seines Regierungsamts Immunität, wie das Londoner Gericht Anfang September entschieden hatte.
In dem Verfahren geht es um die von der Credit Suisse vermittelten Kredite und Anleihe an das afrikanische Land im Umfang von mehr als 2 Milliarden Dollar, die ohne Wissen des dortigen Parlaments und des Internationalen Währungsfonds (IWF) aufgenommen wurden. Mit dem Geld sollte unter anderem der Aufbau einer Thunfisch-Fangflotte durch Privinvest bezahlt werden. Dabei sollen Bestechungsgelder in grossem Umfang an korrupte Beamte geflossen sein. Der Skandal trieb Mosambik in eine tiefe Finanzkrise.
CS-Angestellte involviert
Auch damalige Angestellte der Credit Suisse sollen sich dabei massiv bereichert haben. Vor der US-Justiz hatten sich zwei frühere CS-Angestellte in dem Fall wegen Geldwäscherei schuldig bekannt.
Die Credit Suisse hatte in der Folge im Jahr 2021 in einem Vergleich mit den Aufsichtsbehörden der USA, Grossbritanniens und der Schweiz in diesem Fall eine Busse von 475 Millionen Dollar bezahlt. Zudem erliess die Bank dem afrikanischen Land Schulden im Umfang von 200 Millionen Dollar.
Umfangreiche Altlasten
Mit der Akquisition der Credit Suisse hat die UBS auch umfangreiche juristische Altlasten der in Schieflage geratenen einst zweitgrössten Schweizer Bank übernommen. Wie dem am Freitag publizierten CS-Halbjahresbericht zu entnehmen ist, hat die Bank auch im zweiten Quartal wieder mehr Geld für Rechtsfälle beiseitegelegt.
Die Analysten von JPMorgan schätzten in der laufenden Woche, dass die UBS über ein finanzielles Polster aus Rückstellungen und Reserven für eigene sowie auch für CS-bezogene Rechtsfälle im Umfang knapp 10 Milliarden Dollar verfügt.
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