FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen bauen die Verluste bis Dienstagmittag kräftig aus. Konkrete Nachrichten gibt es nicht. Marktteilnehmer verweisen auf einen nervösen Handel bei hoher Volatilität. Die Nachrichtenlage zum Ukraine-Krieg ändert sich ständig und kann damit kaum bewertet werden. Putins Einmarsch in der Ukraine verändert die Politik in Europa und - möglicherweise - darüber hinaus. In diesem Umfeld sind Anleihen gesucht, der Goldpreis legt zu und auch die Ölpreise steigen weiter - Brent notiert wieder über 100 Dollar. Der DAX verliert 2,6 Prozent auf 14.081 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 2,9 Prozent auf 3.810 Punkte nach unten.

Für Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding zieht die freie Welt an einem Strang wie selten zuvor. Die Ukrainer verteidigten die freie Welt und nicht nur ihren eigenen, nicht zur NATO gehörenden Teil Europas. Je stärker sich die Ukrainer gegen die Invasion wehrten, desto mehr schwächten sie Putins Fähigkeit, in Zukunft weitere Kriege zu führen. Mit der energischen Reaktion habe sich Deutschland wieder mit seinen Verbündeten zusammengetan. Diese Entscheidung sei spät gekommen. Da sie aber offenbar einen neuen deutschen Konsens widerspiegele, scheine sie von Dauer zu sein.


   Zweiter Blick aber auf Inflation und Wachstum 

Daneben stehen wieder Wirtschaftsdaten zu Inflation und Wachstum im Blick. Rund um den Globus werden neue und revidierte Einkaufsmanager-Indizes (PMI) vorgelegt. In China wurden der offizielle und der privat ermittelte Caixin-PMI veröffentlicht. Beide zeigten, dass die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs nach der Immobilienkrise gegangen ist. Die Einkaufsmanager-Indizes aus Europa bewegen nicht - die Daten für Deutschland, Frankreich und Europa zeigen in der Revision Abweichungen in den Nachkommastellen. In den USA steht die PMI-Revision und vor allem der wichtige ISM-Index der Industrie an.

In Deutschland werden neue Inflationsdaten am Nachmittag veröffentlicht. Die errechneten Konsensprognosen gehen von 5,1 Prozent Plus zum Vorjahr aus. Schon die Daten aus Spanien mit ihrem Sprung über die 7-Prozent-Schwelle hatten eher eine Beschleunigung der Preissteigerung gezeigt als eine Beruhigung. Die EZB dürfte im Hinblick auf ihre Geldpolitik auf den Ukraine-Krieg verweisen. Aussagen dazu werden am Nachmittag erwartet nach einem Treffen von Bundeskanzler Scholz mit EZB-Präsidentin Lagarde zur Lage der Eurozone. Die nächste EZB-Sitzung findet in der kommenden Woche statt. Erwartungen an Zinserhöhungen im laufenden Jahr werden zunehmend ausgepreist.

Die Jahreszahlen von Covestro werden als "zweifellos supergut" eingestuft, für die Aktie geht es um 0,5 Prozent nach oben. Umsatz und Marge seien im vergangenen Jahr gestiegen und die Jahresprognosen dreimal erhöht worden. Dies dürfte die Analystenschätzungen angesichts auch der gestiegenen Inputkosten etwas zu blauäugig gemacht haben und die Erwartungen nach oben ins unrealistische getrieben haben. Ein Diskussionspunkt unter Analysten sei ohnehin, ob die Margenstärke nachhaltig aufrechtzuerhalten sei.

Für Bayer geht es nach Zahlenvorlage um 1,2 Prozent nach oben. Die Citigroup sieht bei Bayer nach den Zahlen für das vierte Quartal und dem Ausblick auf 2022 einen guten Trend beim Gewinn je Aktie, ein sehr attraktives Risiko-Chance-Profil und eine attraktive Bewertung. Die Verlängerung des Xarelto-Patents, die solide Einführung von Nubeqa/Kerendia und der bessere Ausblick für die Projekte haben den Pharma-Bereich in eine bessere Lage als vor einem Jahr gebracht.

Zalando brechen um 10 Prozent ein. Der Blick auf die Zahlen zeigt, dass es Zalando in der Pandemie gelungen ist, den Umsatz deutlich zu steigern. Der Nettogewinn ist nach Aussage aus dem Handel dagegen 4 Prozent unter den Analystenschätzungen ausgefallen und auch die Dividende liege 3 Prozent unter dem Konsens. Der Ausblick auf 2022 verfehle in der Mitte der Spanne sowohl beim Umsatz wie auch beim EBIT den Konsens knapp. Bei Hellofresh (-8%) seien die Konsenserwartungen erreicht worden, missfallen dürfte die gesunkene Marge, was aber auch avisiert worden war.


   Flutter brechen in London ein 

Linde fallen nach Zahlen um 1,4 Prozent, obwohl die Verdoppelung des Aktienrückkaufs von 5 auf 10 Milliarden Dollar und die Dividendenerhöhung positiv gesehen werden. Kräftig unter Druck stehen die Aktien von Flutter Entertainment in London, diese geben um 14 Prozent nach. Hier belastet der Rutsch in die Verlustzone beim Vorsteuergewinn für 2021 durch Strafzahlungen. Ansonsten stehen Analysten den Zahlen eher positiv gegenüber.

Flatexdegiro verlieren 0,3 Prozent. Die Umsatzzahlen stuft Jefferies als über dem Konsens liegend ein. Allerdings hätten die Marketing-Ausgaben im Schlussquartal die Marge belastet. Hier verweisen die Analysten auf die im November 2021 vorgenommenen Gebührenänderung des Online-Brokers. Das positive operative Ergebnis deute darauf hin, dass der operative Leverage der Plattform noch unterschätzt werde. Die neue Gebührenstruktur habe bereits zu höheren Einnahmen pro Transaktion geführt.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.810,26      -2,9%       -113,97         -11,4% 
Stoxx-50                3.582,05      -1,7%        -60,39          -6,2% 
DAX                    14.080,59      -2,6%       -380,43         -11,4% 
MDAX                   31.209,96      -2,1%       -663,39         -11,1% 
TecDAX                  3.165,94      -2,2%        -70,45         -19,2% 
SDAX                   14.106,57      -2,5%       -367,96         -14,1% 
FTSE                    7.364,33      -1,3%        -93,92          +1,0% 
CAC                     6.457,97      -3,0%       -200,86          -9,7% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,03                    -0,16          +0,15 
US-Zehnjahresrendite        1,73                    -0,10          +0,22 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Di, 8:01 Uhr  Mo, 17:30 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1176      -0,4%        1,1209         1,1244   -1,7% 
EUR/JPY                   128,22      -0,6%        128,93         129,64   -2,0% 
EUR/CHF                   1,0252      -0,4%        1,0291         1,0326   -1,2% 
EUR/GBP                   0,8332      -0,3%        0,8348         0,8382   -0,8% 
USD/JPY                   114,74      -0,2%        115,04         115,26   -0,3% 
GBP/USD                   1,3414      -0,1%        1,3425         1,3417   -0,9% 
USD/CNH (Offshore)        6,3159      +0,0%        6,3139         6,3120   -0,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                43.746,69      +1,4%     43.448,13      41.149,96   -5,4% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  99,82      95,72         +4,3%           4,10  +34,1% 
Brent/ICE                 102,88      97,97         +5,0%           4,91  +33,5% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.921,75   1.909,02         +0,7%         +12,73   +5,0% 
Silber (Spot)              24,65      24,41         +1,0%          +0,24   +5,7% 
Platin (Spot)           1.059,16   1.047,95         +1,1%         +11,21   +9,1% 
Kupfer-Future               4,50       4,44         +1,2%          +0,05   +0,8% 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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March 01, 2022 07:09 ET (12:09 GMT)