NEW YORK (Dow Jones)--Mit weiteren und verstärkten Abgaben dürfte die Wall Street am Donnerstag in den Handel starten. Der Future auf den S&P-500 verliert aktuell 1,3 Prozent. Die Aussagen der US-Notenbank vom Vortag werden an den Finanzmärkten zunehmend als falkenhaft wahrgenommen. Die Fed hatte nicht nur den Leitzins wie erwartet um 50 Basispunkte auf 4,25 bis 4,50 Prozent angehoben, sondern auch signalisiert, dass der Zinshöhepunkt 2023 mit etwa 5,1 Prozent höher liegen dürfte als noch im September mit etwa 4,60 Prozent projiziert. Daneben senkten die Notenbanker ihre Erwartungen für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 von 1,2 auf 0,5 Prozent deutlich.

"US-Notenbankpräsident Jerome Powell wies die Vorstellung, dass die Fed die Zinsen im nächsten Jahr senken könnte, entschieden zurück und argumentierte, dass die Fed stattdessen eine längere Pause anstrebe, wobei er auf die Risiken einer verfrühten Lockerung hinwies..... Damit versuchte er, die Erwartungen für Zinssenkungen im nächsten Jahr zu dämpfen, doch lässt dies wohl immer noch die Tür dafür offen", kommentiert Ellie Henderson, Ökonomin bei Investec.

Zudem stehen die Zinsentscheidungen der Bank of England (BoE) und vor allem der Europäischen Zentralbank (EZB) im Fokus. Die EZB hat wie weithin erwartet ihre Leitzinsen um 50 Basispunkte auf 2,00 Prozent angehoben. Belastend wirkt aber die Erhöhung der Inflationsprognose für 2023 auf 6,3 Prozent. "Ein Ende der Zinssteigerungen in der Eurozone ist angesichts der hartnäckigen Inflation noch nicht absehbar. Es wird voraussichtlich zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden als in den USA", heißt es von HQ Trust. Im Handel ist von einer falkenhaften EZB-Entscheidung die Rede - damit nähmen auch die Rezessionsrisiken zu.

Auch die BoE hat ihren Leitzins wie erwartet um 50 Basispunkte auf 3,50 Prozent erhöht. Seit neun Sitzungen in Folge hat die Notenbank jetzt die geldpolitischen Zügel angezogen, um die Inflation zu bändigen.

Die vorbörslich veröffentlichten US-Konjunkturdaten treten dagegen in den Hintergrund. So hat sich die Lage der US-Industrie in der Region Philadelphia im Dezember zwar aufgehellt, allerdings nicht so stark wie erwartet. Die Zahl der Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung hat in der Woche zum 10. Dezember deutlich abgenommen. Die Geschäftsaktivität des verarbeitenden Gewerbes im Großraum New York hat sich dagegen im Dezember deutlich abgeschwächt.

Vor der Startglocke folgt noch die Industrieproduktion für November. Dazu kommen nach der Handelseröffnung die Lagerbestände aus dem Oktober.


   Dollar legt nach Fed zu - Euro nach EZB auch 

Für den Dollar geht es tendenziell nach oben. Der Dollar-Index gewinnt 0,3 Prozent. Die Anhebung des Leitzinses um 50 Basispunkte und die Signale der US-Notenbank, die Zinsen im nächsten Jahr auf über 5 Prozent anzuheben - höher als zuvor erwartet - hat den Dollar-Abwärtstrend gestoppt, so ING-Währungsanalyst Francesco Pesole. Nach der EZB-Zinsentscheidung legt wiederum der Euro kräftig zu. Aktuell notiert die Gemeinschaftswähruung bei 1,0661 Dollar, nach 1,0622 vor der Entscheidung.

Das Pfund weitet nach der erwarteten Zinserhöhung der BoE seine Abgaben kurzzeitig aus und fällt in der Spitze bis auf knapp 1,2300 Dollar. Aktuell erholt sich die Devise wieder auf 1,2320 Dollar, nach 1,2335 Dollar vor der Bekanntgabe. "Die Tatsache, dass die Mitglieder der BoE in Bezug auf die Geldpolitik der Bank nicht einer Meinung sind, hat bei den Händlern für weitere Verwirrung gesorgt", so AvaTrade-Analyst Naeem Aslam. Höhere Zinsen würden auch die Krise bei den Lebenshaltungskosten verschärfen und der Wirtschaft schaden, was ein weiterer Grund für die Schwäche des Pfund Sterling sei.

Die Ölpreise zeigen sich mit leichten Abgaben. Fed-Chairman Powell hatte am Vortag erklärt, dass die US-Notenbank die Zinssätze im nächsten Jahr weiter anheben wird, auch wenn die Wirtschaft in eine mögliche Rezession abrutscht. Zudem waren die chinesischen Wirtschaftsdaten für November "viel schwächer als erwartet, was die Nachfrageaussichten weiter eintrübt", so Tina Teng, Analystin bei CMC Markets.

Die US-Anleihen legen leicht zu, der Goldpreis gibt mit dem festeren Dollar deutlicher nach.


   Musk verringert Tesla-Beteiligung weiter 

Für die Tesla-Aktie geht es vorbörslich um 2,7 Prozent nach unten. Tesla-Chef Elon Musk hat in dieser Woche weitere Tesla-Aktien im Wert von mehr als 3,5 Milliarden Dollar verkauft. Es war das zweite Mal, dass sich Musk nach der Übernahme von Twitter von Tesla-Aktien trennt. Musk hatte bereits im April, August und November Tesla-Aktien verkauft und hält nun noch etwa 13,4 Prozent, womit er weiter der mit Abstand größte Aktionär ist.

Citigroup werden 1,3 Prozent niedriger gestellt. Die Bank treibt die Pläne für einen Ausstieg aus dem Verbrauchergeschäft in China voran. Sie hatte im April 2021 angekündigt, das Verbrauchergeschäft in mehr als einem Dutzend Märkten weltweit, einschließlich China, aufzugeben, um sich auf die Vermögensverwaltung und andere Geschäftsbereiche zu konzentrieren.

Novavax knicken um 14,2 Prozent ein. Das Impfstoffunternehmen hat die Ausgabe neuer Aktien im Wert von bis zu 125 Millionen Dollar sowie einer Wandelanleihe bekanntgegeben, was beides gewinnverwässernd wirkt.


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US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre                  4,20         -1,7        4,21      346,7 
5 Jahre                  3,60         -1,1        3,61      234,2 
7 Jahre                  3,55         -1,4        3,57      211,3 
10 Jahre                 3,46         -1,7        3,48      195,0 
30 Jahre                 3,50         -3,2        3,53      160,2 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %    Do, 8:29  Mi, 17:10    % YTD 
EUR/USD                1,0661        -0,2%      1,0654     1,0645    -6,2% 
EUR/JPY                145,62        +0,7%      144,61     143,66   +11,3% 
EUR/CHF                0,9884        +0,1%      0,9874     1,0821    -4,7% 
EUR/GBP                0,8657        +0,7%      0,8602     0,8587    +3,0% 
USD/JPY                136,55        +0,8%      135,77     134,93   +18,6% 
GBP/USD                1,2320        -0,9%      1,2387     1,2399    -9,0% 
USD/CNH (Offshore)     6,9669        +0,2%      6,9637     6,9480    +9,6% 
Bitcoin 
BTC/USD             17.496,43        -1,9%   17.729,69  18.088,87   -62,2% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               77,11        77,28       -0,2%      -0,17   +11,3% 
Brent/ICE               82,42        82,70       -0,3%      -0,28   +13,8% 
GAS                            VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF              134,50       131,51       +2,3%      +2,99  +102,2% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.780,11     1.807,35       -1,5%     -27,24    -2,7% 
Silber (Spot)           23,24        23,98       -3,1%      -0,74    -0,3% 
Platin (Spot)        1.017,90     1.029,05       -1,1%     -11,15    +4,9% 
Kupfer-Future            3,83         3,88       -1,2%      -0,05   -13,2% 
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DJG/DJN/ros/smh

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December 15, 2022 09:05 ET (14:05 GMT)