Von Steffen Gosenheimer

TOKIO/HONGKONG (Dow Jones)--Mit schweren Kursverlusten haben die ostasiatischen Aktienmärkte am Donnerstag auf die Ergebnisse des Zinstreffens der US-Notenbank vom Vorabend reagiert. Das Tempo der Zinserhöhungen werde wahrscheinlich schneller sein als bislang erwartet, interpretierte Takahiro Sekido, Chefstratege bei der MUFG Bank, die Aussagen. Von KGI Securities hieß es, zum Tempo der Zinsanhebungen habe sich US-Notenbankchef Jerome Powell nicht ausgelassen, bis auf den Hinweis, dass im März die erste Anhebung anstehen dürfte. Das sorge für neue Unsicherheit.

Am US-Anleihemarkt waren die Marktzinsen in Reaktion auf die Powell-Aussagen massiv gestiegen, während die Reaktion am Aktienmarkt zunächst zwar negativ ausfiel, aber längst nicht so stark wie an den asiatischen Börsen.

Die Einbußen bei den Indizes betrugen bis zu 3,5 Prozent in Seoul. In Tokio rutschte der Nikkei-Index um 3,1 Prozent auf 26.170 Punkte ab. In Hongkong ging es um 2,5 Prozent abwärts, angeführt von schweren Verlusten bei den als besonders zinsempfindlich geltenden Technikaktien. Schanghai knickte um 1,8 Prozent ein. Zu den Kursverlusten in China hätten auch Positionsreduzierungen im Vorfeld der Neujahrsfeiertage in der kommenden Woche beigetragen, war im Handel zu hören. Dann werden die Börsen in Festlandchina und Hongkong für mehrere Tage geschlossen bleiben.

Die Experten der Commerzbank sprechen von einem falkenhafter als erwarteten Auftritt des US-Notenbankchefs. In einer Schlagzeile heiße es, Powell habe nicht ausgeschlossen, dass es bei jedem Treffen der US-Notenbank in diesem Jahr zu einer Zinsanhebung kommen könne. Damit drohten theoretisch sieben Zinserhöhungen. Daneben habe Powell mit Verweis auf den sehr robusten Arbeitsmarkt angedeutet, dass es einiges an Raum gebe für Zinserhöhungen und auch für die Schrumpfung der extrem aufgeblähten Bilanz der Notenbank im Nachklapp des ersten Zinsschritts. Das wäre eine weitere geldpolitische Straffung.


   LG Energy spektakulär 

Bei den Einzelwerten konnten sich Aktien aus dem Finanzsektor besser halten als der breite Markt, weil das erhöhte Zinsniveau günstige Effekte auf das Kreditgeschäft der Banken und das Anlagegeschäft der Versicherer hat.

Fanuc gewannen in Tokio 1,1 Prozent, nachdem der Maschinenbauer seinen Gewinnausblick angehoben hat. Für Nidec ging es nach dem Zahlenausweis dagegen um 6,1 Prozent nach unten. Der Motorenbauer hatte die Erwartungen wegen Problemen in der Lieferkette verfehlt.

In Seoul büßten Samsung Electronics 2,7 Prozent ein. Der südkoreanische Technikriese hatte den höchsten Quartalsumsatz der Firmengeschichte gemeldet. Die berichteten Viertquartalszahlen entsprachen bei Umsatz und Gewinn weitgehend den Erwartungen.

Ein fulminantes Börsendebüt erlebte die Aktie des Batterieherstellers LG Energy Solution. Sie schloss 68 Prozent über ihrem Ausgabepreis.

In Sydney widersetzten sich Aktien aus dem Öl- und Energiesektor der Abwärtstendenz angesichts steigender Ölpreise vor dem Hintergrund der geopolitischen Spannungen zwischen dem Westen und Russland. Auch andernorts schlugen sich Aktien dieser Branchen besser als der breite Markt. Beach Energy schossen um 8,8 Prozent nach oben, Santos gewannen 3,6 und Woodside Petroleum 2,5 Prozent. Woodside hatte zudem angekündigt, sich aus Myanmar zurückzuziehen wegen der sich dort verschlechternden Menschenrechte.


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Index (Börse)            zuletzt      +/- %      % YTD       Ende 
S&P/ASX 200 (Sydney)    6.838,30      -1,8%      -8,1%      06:00 
Nikkei-225 (Tokio)     26.170,30      -3,1%      -6,2%      07:00 
Kospi (Seoul)           2.614,49      -3,5%      -3,5%      07:00 
Schanghai-Comp.         3.394,39      -1,8%      -6,7%      08:00 
Hang-Seng (Hongk.)     23.675,95      -2,5%      +3,5%      09:00 
Straits-Times (Sing.)   3.246,87      -0,8%      +3,9%      10:00 
KLCI (Malaysia)         1.513,02      -0,2%      -3,3%      10:00 
BSE (Mumbai)           56.481,41      -2,4%      -3,0%      11:00 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %      00:00   Mi, 8:20   % YTD 
EUR/USD                   1,1212      -0,3%     1,1241     1,1293   -1,4% 
EUR/JPY                   128,62      -0,2%     128,90     128,68   -1,7% 
EUR/GBP                   0,8353      +0,0%     0,8350     0,8365   -0,6% 
GBP/USD                   1,3424      -0,3%     1,3462     1,3500   -0,8% 
USD/JPY                   114,72      +0,0%     114,67     113,93   -0,3% 
USD/KRW                 1.203,69      +0,5%   1.197,53   1.197,23   +1,3% 
USD/CNY                   6,3562      +0,6%     6,3209     6,3214      0% 
USD/CNH                   6,3599      +0,3%     6,3381     6,3269   +0,1% 
USD/HKD                   7,7907      +0,0%     7,7877     7,7861   -0,1% 
AUD/USD                   0,7071      -0,6%     0,7118     0,7155   -2,6% 
NZD/USD                   0,6602      -0,8%     0,6653     0,6682   -3,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                36.247,81      -0,7%  36.498,22  37.270,26  -21,6% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.      +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  86,77      87,35      -0,7%      -0,58  +15,9% 
Brent/ICE                  89,45      89,96      -0,6%      -0,51  +15,2% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag      +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.812,66   1.819,52      -0,4%      -6,86   -0,9% 
Silber (Spot)              23,17      23,54      -1,6%      -0,37   -0,6% 
Platin (Spot)           1.023,56   1.037,48      -1,3%     -13,92   +5,5% 
Kupfer-Future               4,43       4,52      -1,9%      -0,09   -0,8% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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January 27, 2022 02:44 ET (07:44 GMT)