(Reuters) - Bayers milliardenschwerer Vorschlag zum Umgang mit möglichen künftigen Klagen wegen der angeblich krebserregenden Wirkung seines glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup stößt bei dem zuständigen US-Bundesrichter auf Skepsis.

Wie aus Gerichtsunterlagen am Dienstag hervorging, warf Vince Chhabria die Frage auf, warum er grünes Licht für den Plan des Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzerns geben sollte. Der Richter will demnach unter anderem wissen, ob es möglich sei, die potenziell Millionen Hausbesitzer und Landarbeiter, die Roundup ausgesetzt gewesen seien, zu kontaktieren und darüber zu informieren, dass die Vereinbarung für sie gelten solle. Chhabria hinterfragt auch, wie er bewerten solle, ob die angedachte Kompensation angemessen sei.

Der Richter äußerte diese und weitere Bedenken kurz vor einer am Mittwoch anstehenden wichtigen Anhörung zu dem Vorschlag, auf den sich Bayer mit Klägeranwälten bereits geeinigt hat. Dieser Einigung (Full Story) muss Chhabria aber noch eine vorläufige Genehmigung erteilen. Sie sieht unter anderem einen Fonds vor, aus dem mögliche künftige Kläger zunächst in den kommenden vier Jahren Kompensationszahlungen erhalten sollen. Personen, die Roundup verwendet haben und bei denen Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert wurde, haben demnach Anspruch auf eine Entschädigung von bis zu 200.000 Dollar. Das zwei Milliarden Dollar teure Paket ist Teil des umfangreicheren rund 11,6 Milliarden schweren Glyphosat-Vergleichs von Bayer. Noch stehen für knapp 30.000 der zuletzt bekannten 125.000 eingereichten und drohenden Klagen Einigungen aus.

Bayer erklärte, es sei nicht unüblich, dass der Richter Fragen an die Parteien vor einer Anhörung stelle. Sein ursprüngliches Konzept zum Umgang mit künftigen Klagen hatte der Konzern im vergangenen Jahr zurückziehen und überarbeiten müssen, nachdem Chhabria bereits an diesem Zweifel geäußert hatte. (Full Story) Doch der Richter zeigt sich nun auch bei der neuen Einigung skeptisch. Er wies auch darauf hin, dass die bisherigen Gerichtsverfahren für die Kläger sehr gut verlaufen seien. Bislang hat Bayer drei Glyphosat-Prozesse in erster Instanz verloren - mit millionenschweren Schadenersatzzahlungen - und in zwei der Berufungsverfahren Niederlagen erlitten. Im Juli könnten in den USA weitere Glyphosat-Klagen vor Gericht kommen, wie Bayer-Chef Werner Baumann kürzlich gesagt hatte.