Zürich (awp) - Der weltgrösste Schokoladeproduzent Barry Callebaut hat an der Coronapandemie zu knabbern. Im vergangenen Geschäftsjahr 2019/20 (per Ende August) gingen die Verkäufe zurück und der Gewinn brach ein. Im Schlussquartal verlangsamte sich der Verkaufsrückgang allerdings deutlich. Für die mittlere Frist zeigt sich der Konzern zuversichtlich.

Barry Callebaut (BC) verkaufte 2,1 Millionen Tonnen Schokolade und Kakao. Das sind 2,0 Prozent weniger als im Vorjahr, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Der stark von den Kakaopreisen abhängige Umsatz sank um 5,7 Prozent auf 6,9 Milliarden Franken, in Lokalwährungen entspricht das einem Minus von 0,4 Prozent.

Das Geschäftsjahr hatte eigentlich für BC in der ersten Hälfte gut begonnen, doch dann kam die Pandemie. Vor allem im Geschäft Gourmet & Spezialitäten mit der Belieferung von Hotels, Restaurants, Konditoreien oder Chocolatiers nagte sie an den Verkaufsmengen, mussten doch viele Lokale aufgrund der Schutzmassnahmen schliessen. Auf dem Höhepunkt der Pandemie im dritten Quartal gingen die Verkaufsmengen gruppenweit um rund 14 Prozent zurück. Im vierten Quartal (-4,3%) habe wie erwartet eine Erholung eingesetzt, schrieb BC.

Im Gesamtjahr wurde die Region Europa, Naher Osten, Afrika (EMEA) am stärksten getroffen, dort gingen die Verkäufe um 3,6 Prozent zurück. In Nord- und Südamerika betrug das Minus 1,4 Prozent und in der Region Asien-Pazifik stiegen die Verkäufe um 7,4 Prozent.

Weniger Gewinn

Die Rückgänge im lukrativen Gourmet-Geschäft sowie negative Währungseffekte im Umfang von 29 Millionen Franken machten BC auf der Gewinnseite zu schaffen. Der wiederkehrende Betriebsgewinn auf Stufe EBIT sank um fast einen Fünftel auf 491,0 Millionen Franken, wobei Kosten für eine Fabrikschliessung in Indonesien von 7,8 Millionen Franken herausgerechnet sind.

Unter dem Strich blieb ein Konzerngewinn von 311 Millionen Franken. Das sind 15,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch die Aktionäre müssen daher mit einer geringeren Dividende auskommen: Sie erhalten 22,00 Franken pro Aktie, im Vorjahr wurden 26 Franken pro Aktie ausgeschüttet. Dies entspreche einer stabilen Ausschüttungsquote von 39 Prozent, hielt BC fest.

Mit den Zahlen hat BC die Erwartungen von Branchenbeobachtern bei der Verkaufsmengenentwicklung übertroffen, bei der Dividende aber verfehlt.

Folgen der zweiten Welle weniger schlimm

Für die weitere Erholung zeigte sich BC-Chef Antoine de Saint-Affrique in einer Telefonkonferenz zuversichtlich: "Wir haben gezeigt, dass unser Geschäft sehr robust ist." Das Geschäft mit den Industriekunden werde sich schneller erholen, das Gourmetgeschäft etwas langsamer. "Es wird zur Normalität zurückkehren, sobald Impfungen breit erhältlich sind."

Die zweite Welle in Europa verlaufe anders als die erste: Man habe inzwischen viel gelernt. Auch seien die Lockdowns kürzer und weniger strikt. Alle arbeiteten auf das Ziel hin, dass auf Weihnachten hin alles so gut wie möglich funktioniere. Zudem seien die Restaurants innovativer geworden und setzten vermehrt auf Heimlieferungen.

Für seine Mittelfristziele bleibt der Konzern daher optimistisch: Er hatte sie erst mit den Neunmonatszahlen angehoben. Für die Dreijahresperiode ab dem Geschäftsjahr 2020/21 gilt neu ein Ziel für die Steigerung der Verkaufsmenge von jährlich 5 bis 7 Prozent, davor wurde noch ein Wert zwischen 4 und 6 Prozent angestrebt. Weiterhin soll der EBIT stärker zulegen als das Volumenwachstum in Lokalwährungen.

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