Düsseldorf (Reuters) - Die Deutsche Post steuert trotz sinkender Paket-Mengen in ihrem Heimatmarkt dank florierender Geschäfte mit Luft- und Seefracht weiter auf Wachstumskurs.

"Im ersten Quartal ist die erwartete Normalisierung im Onlinehandel eingetreten", sagte Post-Chef Frank Appel am Dienstag: "Diese konnten wir jedoch mit starken Ergebnissen in unseren globalen Logistikaktivitäten überkompensieren." Industrie-Kunden müssen sich nun auf weiter steigende Logistik-Kosten einrichten.

Der Konzern-Umsatz schnellte von Januar bis März 2022 um 19,8 Prozent auf 22,6 Milliarden Euro in die Höhe. Der operative Ertrag (Ebit) stieg auf 2,2 (Vorjahr: 1,9) Milliarden Euro, der Konzerngewinn legte um 13,5 Prozent auf rund 1,4 Milliarden Euro zu. "Wir sind sehr gut ins Jahr gestartet", bilanzierte Appel und bekräftigte trotz der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs und der Corona-Lockdowns in chinesischen Metropolen die Jahresprognose.

Profitieren konnte die Post im ersten Quartal von den Folgen der weltweit gestiegenen Frachtraten - Kapazitäten für den Transport von Gütern rund um den Globus sind durch die Corona-Krise und die Folgen des Kriegs in der Ukraine knapp und teuer. Die Logistiker können die Kunden entsprechend zur Kasse bitten. Die Frachtsparte der Post konnte beim Umsatz erstmals in der Geschichte des Konzerns Express- sowie Paketgeschäfte überflügeln - und gewann den Angaben zufolge Marktanteile. "Das Frachtgeschäft hat sich dieses Quartal herausragend entwickelt", sagte Finanzchefin Melanie Kreis. Der Umsatz legte um knapp 55 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro zu. Den operativen Gewinn konnte die Sparte sogar fast verdreifachen. Preise und Margen entwickelten sich angesichts knapper Frachtkapazitäten "dynamisch", sagte Kreis. Und auch im zweiten Quartal könne die Sparte auf weiter gute Geschäfte setzen. Die Corona-Auflagen in China wirkten zudem wie ein "Flaschenhals" für den Handel, öffne sich dieser, werde es deutlich mehr Nachfrage als Transportkapazität geben.

Anders sieht es im deutschen Paket-Geschäft aus. Nach dem Online-Boom und der Paketflut im vergangenen Jahr normalisierten sich die Geschäfte nun wieder. Umsatz und Ergebnis im deutschen Paketgeschäft lagen etwa unter den Rekord-Zahlen von 2021. Damals hatten die Verbraucher auch durch die Folge der Corona-Auflagen immer mehr Güter im Internet geordert. Nun sanken im deutschen Paket-Geschäft die Mengen um 18,6 Prozent, der Umsatz schrumpfte um 15,2 Prozent. Dabei spielte auch der Online-Riese Amazon eine Rolle, denn der transportiert immer mehr seiner Waren selbst und nicht mehr über die Post. Auch das zweite Quartal werde für die Sparte "herausfordernd", sagte Kreis. Für die Post steht das einst zentrale Geschäft mit Briefen und Paketen in ihrem Heimatmarkt indes seit Jahren immer weniger im Mittelpunkt - der Konzern wuchs international. "Die Bedeutung des Deutschland-Geschäfts nimmt weiter ab", sagte Appel.