HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Kurz vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft geht der Sportartikelhersteller Adidas in die Offensive: Rund sechs Wochen vor dem Startschuss zu diesem Event schraubte der Nike - und Puma -Rivale am Mittwoch seine Prognosen für das Gesamtjahr hoch und legte zudem starke vorläufige Zahlen für das erste Quartal vor.

Fanjubel auch an der Börse: Die Adidas-Aktie, die bereits seit Anfang des Jahres im Aufwind ist, kletterte auf bis zu 115,45 Euro und erreichte damit ein neues Rekordhoch. Zuletzt lag sie noch immer mit rund 7 Prozent im Plus und war damit mit großem Vorsprung Spitzenreiter im Dax . Börsianer sprachen von einem "sensationellen Quartal". "Die Marke Adidas ist wieder en vogue - und zwar nicht nur im Fußball", urteilte auch die Investmentbank Equinet in einer Studie.

2015 GESTARTETE AUFHOLJAGD ZEIGT ERSTE ERFOLGE

Noch-Vorstandschef Herbert Hainer hatte dem Konzern im vergangenen Jahr eine neue Strategie verpasst. Die war nötig geworden, nachdem die Franken zuvor hinter den Branchenprimus Nike weiter zurückgefallen waren und ihren zweiten Rang im wichtigen Sportmarkt USA an den wesentlich kleineren Wettbewerber Under Armour verloren hatten. Auch mehrere Gewinnwarnungen hatten am Image des sonst so erfolgsverwöhnten Konzern gekratzt und Rufe nach einem Wechsel an der Konzernspitze laut werden lassen.

Nach und nach sind dem Management zufolge die Erfolge der Aufholjagd zu sehen. Von Januar bis März kletterte der Umsatz um 17 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro. Ohne Währungseffekte betrug das Plus sogar 22 Prozent. "Wir spüren eine starke Nachfrage nach unseren Marken, unsere Produkte verkaufen sich sehr gut", sagte eine Sprecherin. Analysten zufolge dürften vor allem neue Fußballprodukte der Treiber sein. Adidas ist Sponsor der Europameisterschaft in Frankreich und hat mit neun qualifizierten Teams von allen Ausrüstern die meisten Mannschaften im Turnier. Experten glauben daher, dass Adidas daher auch am stärksten von der EM profitieren wird.

ANALYSTEN-ERWARTUNGEN ÜBERTROFFEN

Kosteneinsparungen und höhere Preise halfen dem Betriebsergebnis um 35 Prozent auf 490 Millionen Euro nach oben. Der Gewinn aus fortgeführtem Geschäft sprang um 38 Prozent auf 350 Millionen Euro. Die Erwartungen von Analysten konnte Adidas damit klar übertreffen.

Für das Gesamtjahr sieht der Konzern den Umsatz nun währungsbereinigt um etwa 15 Prozent über dem Vorjahresniveau. Der Gewinn aus fortgeführtem Geschäft könnte sogar um bis zu 18 Prozent steigen. Bisher hatte sich der Konzern bei beiden Kennziffern ein Plus von jeweils 10 bis 12 Prozent zugetraut.

ENTSCHEIDUNG FÜR GOLF STEHT NOCH AUS

Der vollständige Quartalsbericht wird am 4. Mai veröffentlicht. Erst da wird man auch sehen können, wie sich die Töchter Reebok und Taylormade geschlagen haben. Vor allem im Golfgeschäft gab es zuletzt noch viel Nachbesserungsbedarf. 2015 gingen die Umsätze bei Taylormade währungsbereinigt um 13 Prozent zurück. Die Sparte hat bereits zwei schwere Jahre mit vielen Einschnitten hinter sich, weil der Konzern zu lange im Golfsport expandiert hatte und vom Einbruch des Marktes überrascht wurde. Adidas überprüft seit vergangenem Jahr den Verkauf einzelner Golfmarken. Eine Entscheidung, wie es mit der Tochter weitergeht, hätte eigentlich noch im ersten Quartal fallen sollen.

Vorstandschef Hainer wird den Staffelstab bei Adidas im Oktober an Henkel -Chef Kasper Rorsted übergeben. Ab Sommer wird der Neue eingearbeitet. Hainer selbst wird sich nach Ablauf seiner Amtszeit aus dem Unternehmen, für das er knapp 30 Jahre gearbeitet hat, zurückziehen - zumindest für die vorgeschriebene Abkühlphase von zwei Jahren. Danach wäre er auch einer Berufung in den Aufsichtsrat nicht abgeneigt, meinte er zuletzt./she/men/stb