Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Am deutschen Aktienmarkt hat der Druck am Mittwoch weiter zugenommen. Der DAX verlor 0,8 Prozent auf 14.446 Punkte. Marktstratege Jochen Stanzl von CMC Markets sprach von einem Schwächeanfall vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Erwartet wird, dass sie am Donnerstag die Weichen in Richtung Ende der Negativzinsen stellt. Die Unsicherheit im Vorfeld war aber groß, und damit führte sie laut Stanzl zu nachlassender Risikobereitschaft. "Wenn die Ergebnisse am Donnerstagnachmittag bekannt sind, kann es durchaus wieder nach oben gehen", ergänzte er.

Allerdings entwickelte sich auch das Umfeld weiter negativ: Die Nordseesorte Brent lag zeitweise nur noch knapp unter den Mehrjahreshochs von Anfang März. Damit nahmen die Inflationsgefahren weiter zu, und in Deutschland macht der Ölpreis die Wirkung der Steuersenkungen an den Tankstellen zunichte. Darauf reagierten auch die Anleihen, die Renditen der Langläufer stiegen auf den höchsten Stand seit mehreren Jahren. Zudem geht die Weltbank in diesem Jahr nun nur noch von einem globalen Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent aus nach 5,7 Prozent im vergangenem Jahr. Im Januar hatte sie für 2022 noch 4,1 Prozent in Aussicht gestellt. Auch die OECD nahm ihre Wachtumsprognose deutlich zurück. "Das ist und bleibt ein Sägezahnmarkt ohne Vertrauen in die Börsen", so Vermögensverwalter Thomas Altmann von QC Partners.


   Finanztitel schwach nach Warnung der Credit Suisse 

Thema des Tages waren die Aktien der Credit Suisse, die mit Übernahmespekulation knapp 4 Prozent im Plus schlossen, nachdem sie zunächst mit einer weiteren Gewinnwarnung um 7,6 Prozent gefallen waren. Viele Titel aus dem Finanzbereich orientierten sich vor allem an der Gewinnwarnung: Deutsche Bank und Deutsche Börse gaben je 1,9 Prozent ab. Bei den Versicherern fielen Allianz, Munich Re und Hannover Rück alle um gut 2 Prozent. Dass die Aktien der Credit Suisse stiegen, lag am Finance-Blog "Inside-Paradeplatz": Dieser berichtete unter Berufung auf einen Insider, State Street könnte 9 Franken je CS-Aktie bieten. State Street teilte mit, das Haus bereite ein Statement vor.

Deutsche Post fielen um 3,7 Prozent und Deutsche Telekom um 2,4 Prozent. Auf der anderen Seite konnten BMW, VW und Mercedes-Benz im Fahrwasser stark steigender Renault-Kurse zulegen. Qiagen, Merck, Sartorius und Hellofresh lagen ebenfalls weiter auf Erholungskurs, und bei den Chemiewerten legten BASF und Covestro zu. Auch Adidas und Puma beendeten den Tag nach starken Geschäftszahlen von Inditex in der Gewinnzone.


   Haldex-Hausse nach Gebot von SAF-Holland 

SAF-Holland büßten 5,6 Prozent ein. Das Unternehmen hatte ein vollständiges Übernahmeangebot für die schwedische Haldex abgegeben, das 46,5 Prozent über dem Schlusskurs des Vortages lag. Umgerechnet betrug der Gesamtwert des Angebots bei 307 Millionen Euro. SGL Carbon zogen um weitere 9,1 Prozent an auf 7,16 Euro. Die Analysten von Stifel hatten das Kursziel auf 11 von 10 Euro erhöht. Telefonica Deutschland wiederum litten mit einem Minus von knapp 10 Prozent unter negativen Analystenstimmen.


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INDEX          zuletzt  +/- %  +/- % YTD 
DAX          14.445,99  -0,8%     -9,06% 
DAX-Future   14.457,00  -0,6%     -8,81% 
XDAX         14.461,98  -0,9%     -8,75% 
MDAX         30.178,64  -0,7%    -14,08% 
TecDAX        3.179,59  -0,3%    -18,89% 
SDAX         13.889,24  -0,0%    -15,39% 
zuletzt               +/- Ticks 
Bund-Future   148,88%    -69 
 
Index   Gewinner  Verlierer  unv.  Umsatz Mio Euro  Mio Aktien  Vortag 
DAX           15         25     0          3.043,9        63,4    52,6 
MDAX          18         32     0            537,4        35,9    33,9 
TecDAX        14         15     1            647,4        29,6    22,7 
SDAX          35         33     2            166,4        11,7    11,5 
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June 08, 2022 11:54 ET (15:54 GMT)