FRANKFURT (Dow Jones)--Der Wirtschaftsweise Achim Truger hat vor einem verfrühtem Ende des Lockdowns gewarnt. "Das Wichtigste ist jetzt, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Ein weiteres Stop & Go hilft niemandem", sagte Truger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Natürlich ist der Lockdown eine Belastung für die Konjunktur, aber es gibt keine andere Möglichkeit."

Bis die Impfungen für ausreichend Schutz sorgen, wird aus Trugers Sicht noch einige Zeit vergehen. Der Ökonom plädierte für eine Fortsetzung der Hilfsmaßnahmen, die Spielräume für die Unterstützung notleidender Unternehmen und Bürger seien vorhanden. Um die Schuldenlast des Staates mache er sich keine Sorgen. "Die wird nach der Pandemie wohl niedriger sein als nach der Finanzkrise", sagte Truger dem RND. "Falls notwendig muss bei den Überbrückungshilfen noch einmal nachgelegt werden."

Der Saarbrücker Zeitung sagte der Wirtschaftsweise, dass der Abbau der Rekordverschuldung in Deutschland ohne Einschnitte für die Bevölkerung gelingen könne. "Wegen der Corona-Schulden brauchen wir keinen Lastenausgleich", sagte er. Wenn man die Spielräume der Schuldenbremse nutze, dann könnten die Schulden auch ohne Ausgabenkürzungen oder Steuererhöhungen wieder auf 60 Prozent gemessen an der Wirtschaftsleistung sinken.

"Wenn wir die Pandemie in den Griff bekommen, könnten wir Ende 2021 den wirtschaftlichen Einbruch fast schon wieder wettgemacht haben. Das heißt, damit wäre wieder das Niveau von 2019 erreicht", sagte Truger.

Für einen handlungsfähigen Staat müsse man allerdings auch über mehr Steuergerechtigkeit reden, fügte Truger hinzu. "In den letzten 20 Jahren ist die Steuerlast von oben nach unten umverteilt worden. Hier sehe ich Korrekturbedarf."

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DJG/sha

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January 03, 2021 07:44 ET (12:44 GMT)