BERLIN (dpa-AFX) - Der neue Handwerkspräsident Jörg Dittrich hat davor gewarnt, dass Handwerker für viele Menschen bald unerschwinglich werden könnten. "Wir müssen aufpassen, dass Handwerksleistungen für weite Teile der Bevölkerung nicht unbezahlbar werden", sagte Dittrich der "Bild am Sonntag". "Dieser Grenze nähern wir uns gerade." Es drohe eine Spaltung der Gesellschaft: "Menschen, die sich beispielsweise einen Friseurbesuch leisten können, und andere, die das nicht mehr können."

Der Dresdener Dachdeckermeister ist seit Jahresbeginn neuer Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). Er folgt auf Hans Peter Wollseifer, der das Amt acht Jahre lang innehatte.

Auch im neuen Jahr werden Handwerker-Leistungen wohl teurer werden. "Denn für uns steigen ja nicht nur die Material- und Energiekosten. Wir haben steigende Krankenkassen-, Pflegeversicherungs-, Berufsgenossenschaftsbeiträge", betonte der Handwerkspräsident. "Und am Ende kommen vom Staat noch 19 Prozent Mehrwertsteuer obendrauf. Ergebnis: Die Lücke zwischen dem, was der Handwerker tatsächlich verdient, und dem, was die Stunde die Kundin oder den Kunden kostet, wird immer größer. Hier muss die Politik gegensteuern."

Wegen des Fachkräftemangels erwartet Dittrich zudem einen deutlichen Anstieg der Wartezeiten. "Ich kann nicht ausschließen, dass wir in einem Jahr nicht mehr drei, sondern sechs Monate auf einen Handwerker warten müssen", sagte er der Zeitung. Werde nicht gegengesteuert, müssten Betriebe nur deshalb schließen, weil es nicht genügend Mitarbeiter gebe. Dem Handwerk fehlten aktuell 250 000 Fachkräfte. "Und die Zahl steigt täglich, denn auch bei uns kommen die Babyboomer jetzt ins Rentenalter", sagte der Handwerkspräsident.

Dittrich forderte eine stärkere Zuwanderung - auch von Menschen, die noch keine Berufsqualifikation haben. Es gehe um junge Leute, die bereit seien, in Deutschland ein Handwerk zu lernen und hier zu arbeiten. "Visa müssen schneller vergeben werden und wer hier gebraucht wird, sollte dauerhaft ein Aufenthaltsrecht ohne hohe bürokratische Hürden wie derzeit bekommen."/hgo/DP/he