FRANKFURT (Dow Jones)--Zum Start in den europäischen Börsentag kommt am Donnerstag zunächst keine Kauflaune auf. Leicht im Minus notierende Indizes stehen zum Teil heftigen Kursbewegungen bei Einzelwerten gegenüber. Denn während am Gesamtmarkt Zurückhaltung im Vorfeld der geldpolitischen Entscheidung der EZB am Nachmittag herrscht, sind es eine Flut an Geschäftsberichten, die die Kurse der betroffenen Einzelaktien bewegen. Der DAX verliert im frühen Geschäft 0,3 Prozent auf 13.155 Punkte, der Euro-Stoxx-50 büßt 0,4 Prozent auf 3.591 Zähler ein.

Mit Blick auf die Zinsentscheidung der EZB gilt es als ausgemachte Sache, dass die Währungshüter den Leitzins um weitere 75 Basispunkte anheben werden. Deutlich spannender sollten aber Aussagen zu den Anpassungen des TLTRO-Programms und der Reinvestitionen des APP-Ankaufprogramms werden. Was die Märkte jedoch vor allem interessiert, sind Aussagen zum geldpolitischen Ausblick.

Die Börsen haben sich zuletzt vor allem deshalb gut entwickelt, da sich die Stimmen mehren, die der US-Notenbank im Dezember eine Drosselung des Zinserhöhungstempos unterstellen. EZB-Aussagen in diese Richtung könnten die Aktienmärkte weiter antreiben und Anschlusskäufe auslösen.


   Auch Euro noch unbewegt 

Der Euro hält sich am Morgen wenig verändert knapp oberhalb der Dollarparität. Devisenanalystin Antje Praefcke von der Commerzbank hält es für möglich, dass die EZB dem Euro Rückenwind verleihen könnte. Denn sie rechnet mit recht falkenhaften Tönen bei der Zinsentscheidung. Zusätzlich zur Zinsanhebung dürfte die EZB die Bedingungen bei den TLTROs dahingehend ändern, dass aufgrund der Anhebung des Einlagensatzes keine automatischen Gewinne mehr aus deren günstigen Konditionen resultieren. Die Überschussliquidität könnte dann schneller sinken.


   Positive Daimler-Zahlen 

Daimler Truck profitieren von besser als erwartet ausgefallenen Drittquartalszahlen. Das Konzern-EBIT gab der Konzern im Quartal mit bereinigt 1,273 Milliarden Euro an, ein Anstieg um 159 Prozent. Analysten hatten im Konsens nur mit 1,081 Milliarden Euro gerechnet. Der Wert steigt um 2,5 Prozent.

Auch beim Konsumgüterkonzern Beiersdorf lief es im abgelaufenen Quartal nicht schlecht. Das Unternehmen hat in den ersten neun Monaten den Umsatz in beiden Segmenten Consumer und Tesa sowie auf Konzernebene gesteigert und die Konsensprognose übertroffen. Auch für das Gesamtjahr wird der Konzern optimistischer. Gerade vor diesem positiven Hintergrund monieren Händler den Ausblick als zu konservativ, die Titel sinken um 2,2 Prozent. Zwar wurde der Ausblick angehoben, er liegt aber unter der Marktschätzung.

Die Drittquartalszahlen von Hellofresh sollten nach Einschätzung der Citigroup zur Beruhigung der Anleger beitragen. Die Umsätze seien 3 Prozent über den Schätzungen ausgefallen, die Kundenentwicklung habe den Erwartungen entsprochen und die Bruttomarge sei besser gewesen. Nach einer Reihe von Warnungen sollte die Bestätigung der EBITDA-Prognose die Aktie stützen, heißt es. Die Titel ziehen im frühen Xetra-Handel um 5,6 Prozent an.

Bei Wacker Chemie (-2,6%) sind die Quartalszahlen schwächer ausgefallen. Der Umsatz liegt nur leicht, die Ergebnisseite deutlich unter den Prognosen. Durchwachsen sind die Quartalszahlen der Software AG (-6,3%) ausgefallen. Der Auftragseingang liegt über den Schätzungen, das EBIT jedoch unter diesen. Die Umsätze bewegen sich derweil im Rahmen. Den Ausblick hat das Unternehmen bestätigt, aber den Abgang von CFO Matthias Heiden Ende des Jahres angekündigt.

"Der Ausblick sollte stützen", heißt es im Handel mit Blick auf Lufthansa (+1,7%). Das Unternehmen geht von einer weiter hohen Nachfrage in den kommenden Monaten aus und rechnet im vierten Quartal mit einem operativen Gewinn.

Trotz besserer Geschäftszahlen geht es für MTU Aero um 2,8 Prozent nach unten. Das Unternehmen hat zwar den Ausblick angehoben. Stören könnten sich Anleger aber an Details. Wie Jefferies anmerkt, rechnet MTU Aero lediglich mit einem Free Cashflow von 60 bis 70 Prozent des Nettoergebnisses. Das liege 20 Prozent unter den Schätzungen der Analysten.

Die Geschäftszahlen von Kion sind etwas besser als befürchtet ausgefallen. Wie Baader anmerkt, liegt das bereinigte EBIT am oberen Rand der indizierten Spanne. Gleichwohl zeigen sich die Ergebniskennziffern tiefrot. Laut Händlern sind die Geschaftszahlen insgesamt nicht gut ausgefallen, der Kurs gibt um 1,5 Prozent nach. Kion hatte im September eine Gewinnwarnung ausgegeben.


   Credit Suisse fährt Milliardenverlust ein 

Eine Wertberichtigung hat der Schweizer Bank Credit Suisse erneut einen Milliardenverlust eingebracht. Aber auch ohne diesen Effekt schrieb die Bank vor allem wegen eines schwachen Investmentbankings rote Zahlen. Der Nettoverlust belief sich auf gut 4 Milliarden Franken nach einem Gewinn von 434 Millionen im Vorjahreszeitraum. Außerdem hat die schweizerische Großbank einen tiefgreifenden Konzernumbau beschlossen. Die Titel brechen in der Schweiz um knapp 7 Prozent ein.

Weitaus weniger dramatisch gestaltet sich der Geschäftsausweis der französischen Supermarktkette Carrefour (+4,5%). Die Umsatzzahlen für das dritte Quartal sollten nach Einschätzung der Citigroup für Beruhigung unter Anlegern sorgen.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.591,03        -0,4%        -14,28         -16,5% 
Stoxx-50                3.499,14        -0,2%         -7,29          -8,4% 
DAX                    13.155,10        -0,3%        -40,71         -17,2% 
MDAX                   24.043,76        -0,7%       -168,02         -31,5% 
TecDAX                  2.850,69        -1,4%        -40,19         -27,3% 
SDAX                   11.341,29        -0,6%        -70,54         -30,9% 
FTSE                    7.074,31        +0,3%         18,24          -4,4% 
CAC                     6.244,81        -0,5%        -31,50         -12,7% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,18                      +0,06          +2,36 
US-Zehnjahresrendite        4,05                      +0,05          +2,54 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Do, 8:50 Uhr  Mi, 17:30 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0065        -0,2%        1,0063         1,0068  -11,5% 
EUR/JPY                   146,76        -0,6%        146,56         147,56  +12,1% 
EUR/CHF                   0,9940        -0,0%        0,9940         1,0146   -4,2% 
EUR/GBP                   0,8679        +0,1%        0,8678         0,8676   +3,3% 
USD/JPY                   145,81        -0,4%        145,64         146,55  +26,7% 
GBP/USD                   1,1596        -0,2%        1,1595         1,1604  -14,3% 
USD/CNH (Offshore)        7,2432        +0,7%        7,2255         7,1887  +14,0% 
Bitcoin 
BTC/USD                20.728,12        -0,1%     20.755,74      20.877,02  -55,2% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  87,48        87,91         -0,5%          -0,43  +25,3% 
Brent/ICE                  95,31        95,69         -0,4%          -0,38  +29,6% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                 103,50       104,32         -0,8%          -0,82  +52,4% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.661,19     1.664,78         -0,2%          -3,59   -9,2% 
Silber (Spot)              19,34        19,65         -1,6%          -0,31  -17,1% 
Platin (Spot)             948,05       955,38         -0,8%          -7,33   -2,3% 
Kupfer-Future               3,56         3,57         -0,4%          -0,01  -19,6% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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October 27, 2022 03:48 ET (07:48 GMT)