DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Vor der großen Bauern-Demonstration an diesem Montag hat Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) Erwartungen gedämpft, dass auf Subventionsstreichungen komplett verzichtet werde. Er werde bei der Kundgebung "nicht versprechen können, dass alle Bereiche der Gesellschaft Konsolidierungsbeiträge leisten müssen - nur einer nicht", sagte Lindner am Sonntag beim Neujahrsempfang der nordrhein-westfälischen FDP in Düsseldorf.

Vor dem Tagungshotel hatten einige Landwirte erneut gegen die geplanten Subventionsstreichungen demonstriert. Sie fuhren mit Traktoren vor und präsentierten Plakate wie "Keine Zukunft ohne Bauern" oder "Ohne uns kein Essen."

Lindner äußerte viel Sympathie für die Landwirte und ihre Aktionsformen. Ihre Proteste seien wegen der Blockaden für Betroffene zwar ärgerlich, aber "zutiefst friedlich", sagte der Bundesparteichef vor rund 1000 Gästen - darunter auch Funktionäre von Landwirtschaftsverbänden.

Auch vonseiten der Koalitionspartner, SPD und Grüne, seien "manche sehr schnell dabei gewesen, vor einer Radikalisierung der Landwirte zu warnen", kritisierte Lindner. "Wo waren diese Stimmen eigentlich, wenn Klimakleber gefährlich in den Straßenverkehr eingegriffen haben?". Umsturz-Fantasien radikaler Umweltbewegungen wie Extinction Rebellion seien weit gefährlicher als die Interessenvertretung der Landwirte.

Persönlich sei es für ihn schmerzhaft, als Bundesfinanzminister auch Zielscheibe der Proteste zu sein, gestand Lindner, der am Montag bei der Bauern-Demonstration in Berlin auftreten will. Als Jäger, "Stallbursche meiner eigenen Frau", der er beim Ausmisten des Pferdestalls helfe, und als derjenige, der schon im Alter von drei Jahren laut Familienerzählung als ersten Berufswunsch "Bauer" geäußert habe, sei er nun auch derjenige, gegen den demonstriert werde. "So sind die Realitäten."/beg/DP/nas