BRÜSSEL (dpa-AFX) - Zwei belgische Atomkraftwerke, die lange Zeit wegen Haarrissen im Reaktorbehälter abgeschaltet waren, sollten nach einem von den Grünen in Auftrag gegebenen Gutachten abgeschaltet werden. Es sei unverantwortlich, die Reaktoren Doel 3 und Tihange 2 in Betrieb zu lassen, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Europäischen Parlament, Rebecca Harms, am Donnerstag in Brüssel.

Die Gutachterin Ilse Tweer kommt in ihrer Studie zu dem Schluss, dass sich nicht feststellen lasse, wann die Haarrisse entstanden seien. Daher sei nicht auszuschließen, dass diese sich während des Betriebs vergrößern, erklärte die Materialwissenschaftlerin. Die belgische Atomaufsichtsbehörde FANC kritisierte die Autorin als unzureichend informiert. Viele Kritikpunkte seien leicht zu widerlegen, sagte eine Sprecherin.

Beide Atommeiler waren im März 2014 wegen der Haarrisse abgeschaltet worden. Sie gingen erst Ende vergangenen Jahres wieder ans Netz. Die belgische Atomaufsicht sieht in den Rissen keine Gefahr für die Sicherheit der Reaktoren.

Jüngst hatten Defekte in beiden Meilern erneut Besorgnis ausgelöst - vor allem in Deutschland. Umweltschützer und das Land Nordrhein-Westfalen fordern seit Jahren die Stilllegung der etwa 70 Kilometer von Aachen entfernten Anlage in Tihange./gio/DP/she