Der Dax gab am Mittwoch um 0,1 Prozent auf 15.868 Punkte nach. Der EuroStoxx50 verlor genauso viel auf 4390 Zähler. "Von wenig Bewegung beim Deutschen Aktienindex zu sprechen, wäre aktuell schon fast übertrieben", sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. "Aber verkaufen will so richtig auch keiner. Damit bleibt der Dax auf seinem hohen Niveau und die 16.000-Marke in greifbarer Nähe. Ohne Impulse wird es allerdings nicht über diese Hürde gehen."

Für Schwung könnten zwar weitere Konzernbilanzen sorgen, sagte Oldenburger. Den mit Spannung erwarteten Quartalszahlen von Netflix, die am Dienstagabend nach einer Reihe Bankbilanzen den Beginn der Berichtssaison bei US-Technologieriesen eingeläutet hatte, ist dies allerdings nicht gelungen. Der Streaming-Dienst gab für das abgelaufene erste Jahresquartal zwar einen Umsatz und Gewinn im Rahmen der Experten-Prognosen bekannt. Allerdings blieb die Zahl der Neukunden mit 1,75 Millionen ebenfalls unter den Erwartungen von knapp 2,1 Millionen. Auch ein Gewinnrückgang bei der US-Großbank Morgan Stanley drückte die Stimmung der Anleger an der Wall Street. Die wichtigsten US-Indizes lagen im Minus.

Nun rücken die für Mittwochabend geplanten Zahlen des US-E-Autobauers Tesla in den Fokus der Anleger.

BRITISCHE INFLATION WEITER ZWEISTELLIG

Zudem richteten die Anleger ihren Blick erneut auf die künftigen Geldpolitik der US-Notenbank Fed und anderer wichtigen Währungshüter. "Nach der Spannung vor den Bilanzen der Großbanken konzentrieren sich die Märkte nun wieder auf die weiteren Zinserhöhungen", sagte Khoon Goh, Analyst bei der ANZ Bank in Singapur.

In diesem Zusammenhang bereiten die weiterhin prozentual zweistellig steigenden Preise in Großbritannien trotz des straffen Zinskurses der Bank of England den Anlegern Sorge, sagte Oldenburger. Die Inflationsrate in Großbritannien sank im März überraschend wenig. Mit 10,1 Prozent blieb sie die höchste in Westeuropa. "Diese Entwicklung wertet auch die jüngsten Rückgänge in den Inflationsraten der USA und der Euro-Zone ab und lässt die Hoffnungen auf eine Zinspause der Fed, geschweige denn Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte, wieder verblassen."

EZB-Chefvolkswirt Philip Lane sprach sich am Dienstag für eine weitere Zinserhöhung bei der nächsten EZB-Sitzung aus, sagte jedoch, dass deren Umfang von eingehenden Daten, insbesondere einer Umfrage unter den Banken der Eurozone, abhängen werde. Goldman Sachs hob unterdessen die Prognose für den Spitzenzinssatz der EZB auf 3,75 Prozent von zuvor 3,5 Prozent an und begründete dies mit den nachlassenden Sorgen um das Bankensystem und der anhaltenden Inflation.

ASML BLEIBT LIEGEN - HEINEKEN GEFRAGT

Bei den Einzelwerten fokussierten sich Investoren auf die Ausblicke der Unternehmen. So zeigten Anleger dem Chipausrüster ASML trotz überraschend starker Umsatz- und Gewinnzahlen die kalte Schulter. Der niederländische Konzern sieht erste Anzeichen für eine Zurückhaltung seiner Kunden beim Bau neuer Chipfabriken. ASML-Aktien gaben um 3,3 Prozent nach, nachdem der Auftragseingang im ersten Quartal deutlich zurückgegangen war.

Ein nach unten geschraubter Ausblick ließ zudem die Aktie von Carl Zeiss Meditec um gut vier Prozent einbrechen. Der Medizintechnik-Konzern rechnet im Geschäftsjahr 2022/23 nur noch mit einer Ebit-Marge zwischen 17 und 20 Prozent. Zuvor hatte er einen Wert zwischen 19 und 21 Prozent angepeilt. Dem Unternehmen machen unter anderem höhere Kosten zu schaffen.

Dagegen stießen Anleger auf die beibehaltene Gewinnprognose bei Heineken trotz des zum Jahresanfang gesunkenen Bierabsatzes an. Die Titel des weltweit zweitgrößten Bierbrauers stiegen in Amsterdam um rund drei Prozent auf ein Drei-Monats-Hoch.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)