FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 22. Februar 2017. Zwar klettern die Zinsen und der US-Dollar bleibt stark, dennoch hat sich Gold in diesem Jahr verteuert. Das gelbe Edelmetall dient einmal mehr als Fluchtwährung.

An den Rohstoffmärkten steht Gold wieder im Mittelpunkt des Interesses - vor allem wegen der zahlreichen politischen Unsicherheiten. Doch auch die anderen Edel- und Industriemetalle haben in diesem Jahr im Preis ordentlich zugelegt. Beim Öl tut sich hingegen nicht mehr viel.

Dag Rodewald von der UBS meldet hohe Zuflüsse in breit aufgestellten Rohstoff-ETFs wie dem UBS CMCI Composite (WKN A1C79N) sowie dem UBS ETFs CMCI ex-Agriculture (WKN A141AP), der Agrarprodukte ausschließt. Laut Frank Mohr von der Commerzbank ist das Interesse an Rohstoff-ETCs im Moment eher gering. "Wir sehen kaum Aktivität", erklärt der Händler.

Gold profitiert von Krisenstimmung

Am Mittwochmittag wird die Feinunze zu 1.237 US-Dollar gehandelt, das ergibt gegenüber dem Jahresschlusskurs von 1.141 ein Plus von 8,4 Prozent. "Gold ist als sicherer Hafen gefragt, so dass sogar die Aussicht auf höhere US-Leitzinsen den Preis kaum belastet", kommentiert die Rohstoffexpertin Barbara Lambrecht von der Commerzbank.

Die auf Edelmetalle spezialisierte Investmentgesellschaft Stabilitas glaubt nicht, dass steigende Zinsen negativ für die Goldpreisentwicklung sind - im Gegenteil. "Wir bleiben nach wir vor bei unserer Einschätzung, dass steigende Zinsen im Zusammenhang mit einer ansteigenden Inflationsrate das perfekte Umfeld für eine Goldhausse bieten", erklärt Martin Siegel, Edelmetallexperte und Geschäftsführer von Stabilitas.

Anleger scheinen das ähnlich zu sehen: ETF Securities meldet anhaltende Zuflüsse in Gold-ETCs (WKN A0LP78). Jan-Hendrik Hein, Leiter für den deutschsprachigen Raum bei dem ETC-Emittenten, erwartet allerdings Gegenwind durch den Zinsanstieg: "Wir prognostizieren einen Goldpreis von 1.230 US-Dollar per Ende des Jahres, da die Notenbanken bei den Zinsen einen schärferen Ton anschlagen werden." Bis zur Jahresmitte könne der Preis aber noch auf 1.300 US-Dollar steigen - getrieben durch einen schwächeren US-Dollar, niedrige Zinsen und politische Ereignisse wie die Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland.

Auf der Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen vier Wochen stehen Gold-ETCs wie Xetra Gold (WKN A0S9GB), der Gold Bullion Securities (WKN A0LP78), der db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G), der Source Physical Gold (WKN A1MECS) und der ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) ganz oben.

Öl: Ruhige Zeiten

Der Ölpreis, der nach den Beschlüssen der Opec über Förderkürzungen Ende November einen Satz nach oben gemacht hatte, bewegt sich bereits seit Dezember seitwärts. Am Mittwochmittag kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent 56,24 US-Dollar.

"Gestützt wird der Preis durch Berichte, dass die Produzentenländer die vereinbarten Förderkürzungen zu mehr als 90 Prozent umgesetzt haben", erklärt Lambrecht. Dies nähre die Erwartung eines knapperen Angebots, auch wenn die Versorgung aktuell offensichtlich noch immer reichlich sei. Etwa seien in den USA die Vorräte an Rohöl und Benzin auf neue Rekordniveaus geklettert. "Vorerst dürfte der Ölpreis weiter seitwärts tendieren", meint die Analystin. "Im weiteren Jahresverlauf dürfte die Disziplin bei der Förderkürzung aber nachlassen, was den Preis unter Druck setzen wird."

ETF Securities meldet Abflüsse aus Öl-ETCs. Betroffen seien vor allem WTI-Produkte, während es bei Brent-ETCs (WKN A1N49P) Zuflüsse gebe. "Hierin äußert sich die traditionelle Sichtweise, dass Brent eher von der Erschöpfung der europäischen Ölfelder und der OPEC-Förderpolitik betroffen ist, während WTI hauptsächlich von der US-Produktion von Schieferöl abhängt", bemerkt Hein. An der Börse Frankfurt konzentrieren sich Anleger auf den ETFS Brent 1mth (WKN A0KRKM) und den ETFS Crude Oil (WKN A0KRJX).

Teure Industriemetalle

Auch viele Industriemetallpreise sind in diesem Jahr kräftig gestiegen: So liegt der Kupferpreis aktuell bei 6.034 US-Dollar je Tonne nach 5.523 Ende Dezember, der Zinkpreis bei 2.872 US-Dollar nach 2.558 und der Aluminiumpreis bei 1.886 nach 1.693 US-Dollar. Der Preis für Nickel war im Januar gefallen, hat sich aber längst erholt und liegt mit 11.045 US-Dollar jetzt ebenfalls höher als Ende des vergangenen Jahres. "Insbesondere Blei, das sich in der Nähe eines Vierjahreshochs befindet, und Kupfer mit einem Eineinhalbjahreshoch könnten mit weiteren Kurssteigerungen in den kommenden Wochen neue Kaufsignale setzen", meint Siegel.

Laut ETF Securities erhöhten Anleger ihr Engagement in Industriemetallen, etwa mit dem breit streuenden ETFS Industrial Metals (WKN A0SVX7). "Sie stellen die beabsichtigte Lockerung des indonesischen Ausfuhrverbots für Eisenerz in Frage", erklärt Hein. Die Ankündigung habe im Januar zunächst die Industriemetallpreise belastet, da bei einer Aufhebung der seit 2014 gültigen Exportsperre mit einem Anstieg des globalen Angebots zu rechnen sei. "Jenes wird sich aber wohl in Grenzen halten, zumal Unternehmen, die bereits Aufbereitungsanlagen bauen, für bis zu fünf Jahre kostenlose Lieferungen erhalten."

Das Handelsaufkommen im ETFS Copper (WKN A0KRJU), ETFS Zinc (WKN A0KRKA) oder ETFS Aluminium (WKN A0KRJS) blieb in den vergangenen Wochen allerdings verhalten.

von Anna-Maria Borse, 22. Februar 2017, © Deutsche Börse AG

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