FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 27. Januar 2016. Trotz US-Leitzinserhöhung hat der Euro gegenüber dem US-Dollar nicht weiter an Wert verloren. Entscheidend ist, wie es in den USA nun weitergeht. Angeschlagen ist das britische Pfund.

Von den Turbulenzen an den Märkten - dem Kurssturz am Aktienmarkt und freien Fall des Ölpreises - bleiben die Devisenmärkte diesmal verschont. Zumindest das Währungspaar Euro/US-Dollar präsentiert sich gegenüber dem Vormonat kaum verändert: Am Mittwochmittag geht der Euro zu 1,0871 US-Dollar über den Tisch, Ende Dezember waren es 1,09 US-Dollar. "Damit bleibt der Euro trotz möglicher neuer Lockerungsmaßnahmen der EZB relativ stark", kommentiert Cyrus de la Rubia von der HSH Nordbank. Dazu beigetragen hätten auch zuletzt enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA wie die Industrieproduktion und der Frühindikator Empire State Manufacturing. "Dies veranlasst einige Fed-Mitglieder zur Überlegung, die nächste Zinsanhebung zu verschieben." Neue Impulse könnte es gleich heute geben, der Offenmarktausschuss der US-Notenbank kommt zusammen. Ein erneuter Zinsschritt wird nicht erwartet, allerdings erhoffen sich Marktteilnehmer Hinweise darauf, wie die US-Notenbanker die derzeitige Lage beurteilen.

Warten auf Signale von US-Notenbank

"Aktuell geht die Mehrheit der Investoren davon aus, dass die Fed eine recht lange Zinspause einlegt, für dieses Jahr ist gerade einmal eine weitere Zinserhöhung eingepreist", erklärt Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. Selbst wenn sich die Fed angesichts der globalen Risiken weniger optimistisch zeige, werde das die Markterwartungen lediglich bestätigen und den US-Dollar kaum belasten. "Um den Wechselkurs nennenswert zu bewegen, müsste die Fed vielmehr eindeutige Signale senden, dass sie dem wirtschaftlichen Gegenwind trotzt und ihre Zinsen schon in einer der nächsten Sitzungen weiter erhöht." Damit sei jetzt aber nicht zu rechnen.

Bei den Devisen-ETNs bleibt das Währungspaar Euro/US-Dollar im Fokus. Weit oben auf der Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen vier Wochen stehen der ETFS 5x Long US-Dollar Short Euro- (WKN A12Z31) und der ETFS 5x Short US-Dollar Long Euro-ETN (WKN A12Z32). Ebenfalls viel um ging in der nicht gehebelten Variante ETFS Long US-Dollar Short Euro (WKN A1EK0V). Höhe Umsätze gab es auch in ETNs, die sich auf Euro/Yen (WKN A1DFSE) beziehen sowie, das ist neu, solche auf US-Dollar/Renminbi (WKN A1EK0L).

In der Tat wird der Renminbi an den Devisenmärkten immer stärker beachtet. Zuletzt wertete die chinesische Währung gegenüber dem US-Dollar deutlich ab. "Mit den wirtschaftlichen Problemen Chinas geht offenbar auch ein gewisser Kapitalabzug einher", erklärt Christian Apelt von der Helaba. "In den kommenden Monaten dürfte die chinesische Währung gegenüber dem US-Dollar weiter leicht nachgeben."

Pfund leidet unter Brexit-Ängsten

Großer Verlierer der vergangenen Wochen ist allerdings das britische Pfund. Spekulationen um den Brexit, also den Austritt Großbritanniens aus der EU, lasten immer schwerer auf der Währung. Gegenüber dem US-Dollar fiel das Pfund vergangene Woche auf den tiefsten Stand seit 2009. Auch gegenüber dem Euro zeigt sich das Pfund schwächer, aktuell kostet ein Euro wieder über 0,76 Pfund, im November waren es nur 0,70 Pfund.

"Zu den Brexit-Spekulationen kommt, dass die Inflationsrate Großbritanniens mit 0,2 Prozent und einer Kernrate von 1,4 Prozent pro Jahr sehr niedrig ist", erläutert de la Rubia. Allein die guten Arbeitsmarktzahlen böten einen Anhaltspunkt für eine anstehende Zinswende. "Die wird aber frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2016 stattfinden. Wir gehen vorerst von einem Wechselkurs zwischen 0,77 und 0,79 Pfund zum Euro aus." Zur Jahresmitte sieht die Bank den Kurs wieder bei 0,71 Pfund zum Euro.

Franken schwächer

Vergleichsweise fest zeigt sich der Euro auch gegenüber dem Schweizer Franken. Die Gemeinschaftswährung kletterte am gestrigen Dienstag sogar auf den höchsten Stand seit über einem Jahr, nämlich 1,1065 Franken zum Euro. Vor gut einem Jahr hatte die Schweizerische Nationalbank den Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro aufgegeben, woraufhin der Franken deutlich an Wert gewann. "Ein Jahr nach der Aufgabe der Euro-Mindestkurses haben die damals flankierend eingeführten Negativzinsen ihr Hauptziel erreicht", kommentierte die Neue Zürcher Zeitung gestern: "Der Franken-Euro-Kurs bewegt sich deutlich oberhalb der Schmerzgrenze."

Nur kurzfristige Yen-Stärke?

Gefragt ist hingegen wieder der japanische Yen: Ein Euro kostet aktuell 128 Yen nach 134 Anfang Dezember, ein US-Dollar 118 nach 123 Yen. "Grund dafür ist die anhaltende Verunsicherung an den globalen Finanzmärkten. Sie treibt Investoren in den als sicher angesehenen Yen", bemerkt de la Rubia. Allerdings werde die Aufwertung nicht von Dauer sein, da mit einem Gegensteuern der Bank of Japan zu rechnen sei. "Aufgrund der schwachen japanischen Wirtschaftsentwicklung, insbesondere in der Industrieproduktion, erwarten wir eine weitere monetäre Lockerung." Die Bank prognostiziert daher wieder 125 Yen zum US-Dollar per Jahresmitte.

Auch die japanischen Notenbanker treffen sich diese Woche. "Neben dem fallenden Ölpreis droht auch der stärkere Yen die bisherigen Bemühungen der Notenbank zunichte zu machen, die Inflation auf ihr 2 Prozent-Ziel zu bringen", erklärt Thu Lan Nguyen. Allerdings ließen jüngste Äußerungen des Notenbankchefs Haruhiko Kuroda eher eine vorerst noch abwartende Haltung erwarten. "Für den Yen besteht damit kurzfristig noch Aufwertungspotenzial."

Von Anna-Maria Borse

© 27. Januar 2016 - Deutsche Börse AG

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