Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, die Löhne in zwei Stufen um insgesamt 6,1 Prozent zu erhöhen. Zudem wurden Verbesserungen bei Arbeitszeitregelungen, Zulagen und der Altersversorgung vereinbart. "Es ist uns gelungen, trotz einiger Turbulenzen eine gemeinsame Grundlage zu finden", sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Freitag in Frankfurt. "Und das bedeutet seit vielen Jahren das erste Mal ein Tarifabschluss der GDL ohne Schlichtung und ohne Arbeitskämpfe."

Die Konkurrenzgewerkschaft EVG hatte dagegen im Dezember mit Warnstreiks für Chaos im Bahnverkehr gesorgt, bevor sie sich auf einen neuen Tarifvertrag einigte. Bei den linearen Tariferhöhungen sind die Vereinbarungen von GDL und EVG identisch. Die Löhne sollen ab Juli 2019 zunächst um 3,5 Prozent, ab Juli 2020 dann um weitere 2,6 Prozent steigen. Zudem gibt es eine Einmalzahlung von 1000 Euro und die Wahlmöglichkeit zwischen Freizeit und mehr Geld. Die Tarifverträge für die von den Gewerkschaften vertretenen rund 160.000 Beschäftigten laufen bis Ende Februar 2021, solange sind Streiks ausgeschlossen.

Bahn-Personalvorstand Martin Seiler sprach von einem "guten Signal für Mitarbeiter, Kunden und Unternehmen". Mit einer Laufzeit der Tarifverträge von zweieinhalb Jahren habe das Unternehmen nun die nötige Planungssicherheit, um sich auf die Verbesserung der Zuverlässigkeit und Qualität der Bahn zu konzentrieren. Der Staatskonzern steht wegen fehlender Pünktlichkeit, zahlreichen Störungen und der hohen Verschuldung unter Druck. Der Aufsichtsrat forderte zuletzt vom Vorstand rasch Konzepte zur Verbesserung des Schienenverkehrs und der dafür nötigen Finanzierung.

Mit einer gemeinsamen Imagekampagne wollen GDL und Unternehmen für Bahnberufe werben, um das Personalproblem in den Griff zu bekommen. "Sie wissen, dass wir mehr als 1500 Lokführer benötigen", sagte Weselsky. Auch durch Regelungen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben wollen beide Seiten die Attraktivität des Bahnberufs steigern. So wird im neuen Tarifvertrag klargestellt, dass Mitarbeiter außerhalb von Arbeitszeiten und Rufbereitschaften nicht erreichbar sein müssen. Weselsky verbuchte zudem die Neuordnung und Erhöhung der Zulagen etwa für Nacht- und Feiertagsarbeit als Erfolg für die Gewerkschaft.