Der Paderborner Autozulieferer Benteler hofft auf Staatshilfe in der Coronakrise - doch eine Entscheidung von vor zehn Jahren könnte die Pläne laut Verhandlungskreisen durchkreuzen.

Damals war die Konzern-Holding Benteler International AG nach Salzburg verlegt worden, weil die Steuern in Österreich niedriger waren. Grundsätzlich ist das kein Hinderungsgrund für Staatshilfen - schließlich geht es der Politik um Arbeitsplätze in Deutschland. Doch wer Hilfskredite der staatlichen KfW in Anspruch nehmen will, muss nachweisen, dass das Geld dazu verwendet wird, einen Liquiditätsbedarf in Deutschland zu decken. Die Salzburger Holding sei da "eindeutig nicht hilfreich", sagte eine in die Gespräche involvierte Person der Nachrichtenagentur Reuters. "Als Steuerflüchtling zu gelten, macht das sehr schwierig", wird ein anderer Insider deutlicher. Das Bundesfinanzministerium wollte sich dazu nicht äußern.

Eine Benteler-Sprecherin bestätigte am Dienstag, dass das Unternehmen mit den jeweiligen Behörden über Hilfen verhandle: "Wir prüfen derzeit, ob wir - wie zahlreiche Unternehmen in der Automobilbranche auch - wirtschaftliche Unterstützungsprogramme im Kontext der Corona-Pandemie in Anspruch nehmen können." Der in Familienbesitz befindliche Konzern mit fast 27.000 Mitarbeitern - davon rund ein Drittel in Deutschland - und einem Umsatz von 7,7 Milliarden Euro stellt neben Fahrwerks-Komponenten und Abgas-Systemen auch Stahlrohre her und ist schwer vom Einbruch der Autoproduktion gebeutelt. In einigen Ländern habe Benteler Kurzarbeit angemeldet. Derzeit werde "mit Hochdruck" am Wieder-Anlauf der Werke gearbeitet, sagte die Sprecherin.

Dabei steckte Benteler schon vor der Coronakrise mitten im Umbau. Das Unternehmen hatte sich mit der Expansion in die USA verhoben und landete 2018 gerade noch in der Gewinnzone. 2019 trennte sich Benteler vom Stahlrohrhandel. Wie sich das auf die Ergebnisse 2019 ausgewirkt hat, ist unklar. Auch in diesem Jahr gehe das "Transformationsprogramm" weiter, erklärte Benteler. In der kleineren Stahl-Sparte gehe es darum, "den Großteil der Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern".

Die Investmentbank Rothschild arbeitet an "strategischen Optionen" für Benteler, während die Juristen von Ashurst mit den 30 Gläubigerbanken über die zwei Milliarden Euro verhandeln, die sich das Unternehmen Insidern zufolge bei ihnen geliehen hat. Die führenden Institute, darunter Commerzbank, DZ Bank, LBBW, NordLB und Erste, haben die Kanzlei Latham & Watkins mandatiert. "Wir stehen ganz am Anfang der Gespräche. Wir rechnen vor dem Herbst nicht mit einer Lösung", sagte einer der Insider. "Dass der Staat dabei eine Rolle spielen wird, glaube ich nicht." Bisher hätten die Banken immerhin darauf verzichtet, Kredite mit Abschlägen an Investoren zu verkaufen, die nur darauf lauern, sie in Eigenkapital umzuwandeln.