PARIS/LONDON/MAILAND (dpa-AFX) - Auch ein neues, umfangreiches Notpaket der US-Notenbank Fed gegen die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus hat die Anleger am Montag nicht überzeugt. Mit weitreichenden Maßnahmen will die Fed die Wirtschaft wieder in die Spur bringen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte daraufhin zwar kurzzeitig kräftig zu, gab die Gewinne aber wieder ab und schloss 2,47 Prozent niedriger auf 2485,54 Punkte.

Nach Zinssenkungen und einem großen Anleihekaufprogramm kündigte die Fed nun an, unbegrenzt Staatsanleihen und bestimmte mit Hypotheken besicherte Wertpapiere zu kaufen. Zudem legt sie mehrere Kreditprogramme auf, mit denen vor allem die Unternehmen und Haushalte gestützt werden sollen.

Bei den Experten der Bank RBC kam das Paket gut an: "Die Maßnahmen werden für mehr Liquidität an den Finanzmärkten sorgen und so die jüngsten Verwerfungen abmildern", schrieb Analyst Gerard Cassidy. Zudem dürften die Schritte die im zweiten Halbjahr erwartete konjunkturelle Erholung beschleunigen.

Anleger sahen das am Montag allerdings anders: In Paris fiel der Leitindex Cac 40 um 3,32 Prozent auf 3914,31 Zähler. Der Londoner FTSE 100 büßte sogar 3,79 Prozent auf 4993,89 Zähler ein.

Aus Sektorsicht mussten die Rohstoffproduzenten mit einem Minus von 5,6 Prozent europaweit mit die größten Einbußen hinnehmen. Im Zuge der zuletzt weltweit gestiegenen Rezessionssorgen notierten sowohl die Ölpreise als auch die Preise für Eisenerz und Industriemetalle wie Nickel teils deutlich im Minus. Noch stärker geriet mit minus 7,7 Prozent der Sektor Reise & Freizeit unter Druck.

Der Öl- und Gasmulti Shell will die negativen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie mit einem Maßnahmenbündel abfedern. So sollen die Kosten im operativen Geschäft und die Investitionen reduziert werden. Von den geplanten Maßnahmen verspricht sich der Konzern, die Finanzkraft zu stärken und für den Fall einer Erholung der Märkte gut gewappnet zu sein.

Die Bilanz von Shell sei stark genug, um in dem derzeit schwierigen Umfeld auch ohne eine größere Dividendenkappung "überleben" zu können, schrieb der Experte Biraj Borkhataria vom Analysehaus RBC. Auch die Anleger zeigten sich erfreut: Die Aktien stiegen um gut sechs Prozent. Auch der französische Ölkonzern Total kündigte Einsparungen an - die Aktie gewann 6 Prozent. Der europäische Ölsektor schloss als einziger Sektor im Plus.

Auch die im Zuge der Viruskrise schwer gebeutelten Luftfahrtbranche geriet zu Wochenbeginn wieder schwer unter Druck. Fluggesellschaften leiden weiterhin unter Grenzschließungen, Reisebeschränkungen und geänderten Reisehinweise wegen der Pandemie des Virus. Ddie Papiere von Airbus und die des Zulieferers Safran brachen um fast 14 Prozent ein.

Demgegenüber sei der Lebensmitteleinzelhandel eine der wenigen Branchen, die von der Covid-19-Pandemie profitiere, schrieb der Experte Bruno Monteyne vom US-Analysehaus Bernstein. Wenn die Leute erst mal damit fertig seien, ihre Kühlschränke, Tiefkühler, Keller und Schlafzimmer mit Vorräten zu füllen, dürften die Panikkäufe aber wieder nachlassen. Die Papiere des Handelsriesen Ahold Delhaize stiegen in Amsterdam um gut ein Prozent./bek/he