Zürich (awp) - Die UBS publiziert am Dienstag, 28. April, das Geschäftsergebnis zum ersten Quartal 2020. Die grösste Schweizer Bank hat bereits erste Informationen zum ersten Quartal veröffentlicht, insofern sollte sich das Überraschungspotential in Grenzen halten. Es wird entsprechend auch kein AWP-Zahlenkonsens zum Berichtsquartal veröffentlicht.

FOKUS: Im Fokus bei Investoren werden denn auch vor allem Aussagen zum Geschäftsgang bisher im April und zu den Erwartungen für die nächsten paar Monate stehen. Generell äussert sich die UBS allerdings jeweils nur relativ vage dazu, das dürfte aufgrund der grossen Unsicherheit wegen der Corona-Pandemie dieses Mal erst recht nicht anders sein.

Die CS musste - wie am Donnerstag bekannt wurde - insgesamt Wertberichtigungen und Rückstellungen von über 1 Milliarde Franken im ersten Quartal vornehmen und schloss zusätzliche Reservenbildung und weitere Wertberichtigungen explizit nicht aus. Die grossen US-Banken haben ebenfalls grosse Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite vornehmen und entsprechend einen deutlichen Einbruch der Gewinnzahlen kommunizieren müssen.

Gemäss den Angaben vom 9. April rechnet die UBS mit einem Reingewinn von rund 1,5 Milliarden US-Dollar fürs erste Quartal, was einem Plus von rund 30 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal entsprechen würde. Das Management sprach von einer "starken operativen Performance" in allen Unternehmensbereichen, sogar nach Berücksichtigung von Wertberichtigungen für Kreditrisiken und Bewertungsanpassungen des eigenen Kreditrisikos. Eine genaue Grössenordnung der bisherigen Rückstellungen wurde allerdings nicht genannt.

Die harte Kernkapitalquote und Leverage Ratio (beide CET1) per Ende des Quartals blieben zudem im Einklang mit den Zielen und deutlich über den regulatorischen Vorgaben, obwohl die herrschenden Marktbedingungen zu spürbar erhöhten RWA hinsichtlich Kredit- und Marktrisiken führen würden, hiess es weiter. Dass die Bank von der Finma praktisch dazu gezwungen wurde, die vorgeschlagene Dividende in zwei Teilen auszuzahlen (siehe RUBRIK 'Dividende'), kam bei der Bankleitung daher gar nicht gut an - zumal sich die Finanzmärkte gegenüber März deutlich beruhigt haben bzw. die Aktienkurse sich wieder stark erholt haben.

Da die UBS im Investment Banking etwas weniger exponiert ist als etwa die Credit Suisse, dürfte sie den grossen Ausverkauf an den Aktienmärkten auch etwas besser überstanden haben als die zweitgrösste Schweizer Bank. Das haben auch Investoren so gesehen, notiert die UBS-Aktie aktuell doch lediglich ein Viertel unter dem Stand von Ende 2019, während es bei der CS-Aktie rund 40 Prozent weniger sind.

Das Bankgeschäft, das angesichts der tiefen Zinsen und vieler (wirtschafts-)politischer Unsicherheiten schon vor der Corona-Pandemie nicht einfach war, dürfte nun aber nochmals etwas schwieriger werden, zumindest für die nächsten paar Quartale. Grössere zusätzliche Rückstellungen müsste mittelfristig wohl auch die UBS vornehmen, sollte sich der Konjunktureinbruch länger hinziehen. Vorerst dürfte aber erstmals die Kernsparte Globale Vermögensverwaltung (GWM) unter den rückläufigen Kundenvermögen leiden, was sich im Jahresverlauf auf die vom Vermögensbestand abhängigen Kommissionen auswirken dürfte. Zudem werden die Kunden in nächster Zeit wohl eher zurückhaltend agieren, was auch die sonstigen Erträge in Mitleidenschaft ziehen dürfte.

Im Fokus dürften auch Aussagen bezüglich der weiteren Kaptialrückführung an die Aktionäre sein (siehe Rubrik 'Dividenden/Aktienrückkäufe'), zumal dies die letzten Jahre ein Hauptkriterium des UBS Investment Case war.

ZIELE (Konzernstufe):

Die UBS hat Ende Januar anlässlich der Bekanntgabe der Jahreszahlen 2019 die Ziele angepasst. Sie lauten nun für die Periode 2020 bis 2020 (auf ausgewiesener Basis) wie folgt:

Rendite des Konzerns: 12-15% Rendite auf hartem Kernkapital (RoCET1)
Kosteneffizienz: Positive Operating Leverage und 75-78% Cost-Income-Ratio
Wachstum: 10-15% Gewinnwachstum v.St. in Global Wealth Management (GWM)
Kapitalzuteilung: Bis zu einem Drittel Konzern-RWA und LRD in IB
Kapitalziele: ca. 13% harte Kernkapitalquote (CET1)
              ca. 3,7% CET1 Leverage Ratio

PRO MEMORIA:

DIVIDENDEN: Die UBS hat die Dividendenzahlung für das Geschäftsjahr 2019 auf "Befehl" der Finma in zwei hälftige Tranchen aufgeteilt. So werden 0,365 US-Dollar je Aktie als ordentliche Dividende bezahlt, daneben wird eine spezielle Dividendenreserve von 0,365 USD geschaffen. Über diese Spezialdividende sollen die Aktionäre nach der Publikation der Ergebnisse des dritten Quartals anlässlich einer ausserordentlichen Generalversammlung befinden. Das Management betonte dabei aber, die starke Kapital-, Liquiditäts- und Finanzierungsposition der Bank würden es eigentlich "erlauben, die Kunden und die Wirtschaft zu unterstützen und gleichzeitig die Dividende in voller Höhe auszuzahlen". Gemäss den Angaben vom Januar strebt die Bank an, ihre Dividende pro Aktie in den nächsten drei Jahren jeweils um 1 Cent (von 0,73 USD) pro Jahr zu erhöhen und im Rahmen von Aktienrückkäufen zusätzliches Kapital zurückzuführen. Ob daran festgehalten wird, muss sich zeigen.

AKTIENRÜCKKAUF: Derzeit läuft ein dreijähriges Programm (2018 bis 2021) für einen Rückkauf über 2 Milliarden Franken über eine zweite Handelslinie. Nach 750 Millionen Franken 2018, 800 Millionen 2019 und 350 Millionen bisher 2020 sind insgesamt bereits Aktien für 1,9 Mrd. zurückgekauft. Der letzte Rückkauf stammt vom 12. März. Zudem hat die UBS gemäss eigenen Angaben zwischen Oktober 2018 und 16. März 2020 über den regulären Handel Aktien im Wert von knapp 1,5 Milliarden Franken zurückgekauft.

KAPITALQUOTEN: Die UBS will bekanntlich eine der am besten kapitalisierten Grossbanken der Welt sein. Per Ende Dezember lag die harte Kernkapitalquote (CET1) bei 13,7 Prozent und die entsprechende Leverage Ratio (Verschuldungsquote) bei 3,90 Prozent. Die aktuellen Werte entsprechen in etwa den eigenen Zielgrösse für die nächsten Jahre (siehe Rubrik 'Ziele').

ALTLASTEN: Die UBS hat noch immer eine längere Liste von nicht abgeschlossenen Rechtsfällen, die zum Teil viele Jahre zurückreichen. Der bedeutendste ist der Frankreich-Fall. Die grösste Schweizer Bank wurde bekanntlich im Februar 2019 von einem Pariser Gericht zu einer Rekordbusse von 3,5 Milliarden Euro verurteilt, zudem muss sie dem französischen Staat Schadenersatz in der Höhe von 800 Millionen Euro bezahlen. Im Prozess ging es um Geldwäsche und Beihilfe zu Steuerhinterziehung. Die Bank hat dagegen Rekurs angekündigt und verlangt für sich einen Freispruch.

Im vergangenen September hat der Kassationshof in Paris ausserdem ein Leiturteil gefällt, wonach französische Gerichte Bussen wegen Steuerbetrug auf Basis der tatsächlich hinterzogenen Steuern berechnen sollen und nicht auf Basis der hinterzogenen Vermögen. Dieses Urteil des höchsten französischen Gerichts könnte für die UBS von grosser Bedeutung sein bzw. den Ausgang des Berufungsprozesses entscheidend beeinflussen.

Der Berufungsprozess sollte eigentlich im Juni 2020 (2. bis 29.) über die Bühne gehen. Ob er trotz Pandemie wie geplant durchgeführt werden kann, ist noch nicht bekannt, wie eine Anfrage der Nachrichtenagentur AWP beim Gericht in Paris ergab. Der Fall dürfte die UBS bis zu einem letztinstanzlichen Urteil aber so oder so vermutlich noch mehrere Jahre beschäftigen. Die diesbezüglichen Rückstellungen wurden von der UBS zuletzt mit 505 Millionen US-Dollar (450 Mio Euro) beziffert. Insgesamt hatte die UBS Ende 2019 Rückstellungen für Rechtsfälle etc. von 2,48 Milliarden US-Dollar in ihren Büchern.

In den USA wartet die UBS zudem noch auf ein Urteil im Fall der sogenannten Ramsch-Hypotheken (RMBS-Papiere) aus der Zeit der Finanzkrise. Die US-Regierung hatte sich in ihrer Klage vom November 2018 nicht auf eine Entschädigungssumme festgelegt, allerdings erklärt, dass Investoren "viele Milliarden Dollar verloren haben". Es ist einer der letzten anhängigen Fälle dieser Art - zahlreiche grosse US-amerikanische und europäische Banken haben ähnliche Verfahren inzwischen beigelegt.

MANAGEMENT: Die UBS hat im Februar den Chef des niederländischen Geldhauses ING, Ralph Hamers, per 1. November zum Nachfolger von Sergio Ermotti als Konzernleiter ernannt. Er soll bereits am 1. September als Mitglied der Konzernleitung zur UBS stossen, um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen, wie es damals hiess. Ermotti seinerseits wurde vor kurzem in den Verwaltungsrat der Swiss Re gewählt und soll dort 2021 Präsident werden.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie kostet mit aktuell 9,08 Franken (Freitag 12 Uhr) gut ein Viertel weniger als Ende 2019. Im Vergleich zur CS (-41%) steht sie damit deutlich besser da, im Vergleich zum SMI (-8,3%) klar schlechter. Das Jahreshoch kurz vor dem Corona-Crash lag bei 13,28 Franken, das Jahrestief vom 16. März liegt bei 7,002 Franken.

Homepage: www.ubs.com

uh/ys